Kritisch: Antibiotika während Schwangerschaft


Astrid Janovsky

Die Studie zeigt: Antibiotikagaben in der Schwangerschaft sollten mit größter Vorsicht erfolgen.AdobeStock_284093985/Yakobchuk Olena

Eine aktuelle Studie hat den Zusammenhang zwischen einer pränatalen Antibiotikaexposition und den gesundheitlichen Folgen bei Kindern untersucht. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Antibiotika in der Schwangerschaft signifikant mit einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen wie Asthma, Nahrungsmittelallergien und Adipositas bei den Kindern verbunden sind.

Antibiotika sind die am häufigsten verschriebenen Medikamente während der Schwangerschaft. Im Rahmen einer Metaanalyse wurden nun eventuelle langfristige Gesundheitsfolgen für Kinder durch eine pränatale Antibiotikaexposition evaluiert. Zur Identifizierung des Zusammenhangs führten die Wissenschaftler:innen eine systematische Recherche in medizin-wissenschaftlichen Datenbanken mit Metaanalyse durch. Studien wurden ausgeschlossen, wenn Antibiotika nur während der Entbindung verabreicht wurden oder gesundheitliche Probleme der Kinder bereits vor der Antibiotikaeinnahme der Mutter aufgetreten waren.

158 Studien mit über 21 Mio. Kindern verglichen

Die Metaanalyse umfasste 158 Studien mit 23 gesundheitlichen Ergebnissen bei 21.943.763 Kindern. Für die folgenden negativen gesundheitlichen Probleme wurde ein signifikanter Zusammenhang mit der Antibiotikaexposition in 2 oder mehr Studien festgestellt:

  • Atopische Dermatitis: + 27 Prozent
  • Nahrungsmittelallergien: + 25 Prozent
  • Allergische Rhinokonjunktivitis: + 16 Prozent
  • Asthma: + 36 Prozent
  • Adipositas: + 36 Prozent
  • Zerebralparese: + 25 Prozent
  • Epilepsie oder Fieberkrämpfe: + 16 Prozent
  • Krebserkrankungen: + 13 Prozent
  • ADHS: + 44 Prozent
  • neurologische Entwicklungsstörungen: + 49 Prozent

Die ursächlich verantwortlichen Wirkstoffgruppen variierten oder wurden meist nicht angegeben. Mit einem erhöhten Risiko für Fehlbildungen konnten zahlreiche Substanzklassen indentifiziert werden: Ampicillin, Cotrimoxazol,  Chloramphenicol, Phenoxymethylpenicillin, Oxytetracyclin, und Metronidazol. Keine Auffälligkeiten gab es hingegen bei Amoxicillin/Clavulansäure, Nitrofurantoin, Cephalosporin, Aminoglykosiden oder Erythromycin. 

Eine pränatale Antibiotikaexposition war nach dieser Analyse somit langfristig mit einem höheren Risiko für verschiedene gesundheitliche Probleme der Kinder assoziiert. Ein kausaler Zusammenhang lässt sich durch die vorliegenden Daten allerdings nicht ableiten. Die Ergebnisse unterstreichen jedoch laut der Autor:innen die Bedeutung eines verantwortungsvollen Antibiotika-Einsatzes während der Schwangerschaft. Zukünftige Forschung sollte mögliche Mechanismen aufklären, welche die pränatale Antibiotikaexposition die Gesundheit von Kindern beeinflussen könnte.

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