Krätzmilbe: Neue Therapie am Uniklinikum Salzburg entwickelt


von

Ulrike Krestel

OA Dr. Damian Meyersburg, Universitätsklinik für Dermatologie und Allergologie am Uniklinikum SalzburgSALK

Orales Ivermectin bzw. topisches Benzylbenzoat als magistrale Zubereitung zeigen in einer randomisierten Studie höheres Therapieansprechen bei Krätzmilbe, als die bis dato herkömmliche Standardcremetherapie mit Permethrin-5%-Creme.

Vor einigen Jahren nur halbjährlich in dermatologischen Ambulanzen gesehen, sieht es so aus, als sei die ansteckende Hauterkrankung auf dem Vormarsch. Die WHO bezeichnet Skabies bzw. Krätze sogar als vernachlässigte Tropenkrankheit und ortet ein ansteigendes Problem der öffentlichen Gesundheit.

Problematisch ist, dass die herkömmliche Standardcremetherapie mit Permethrin-5%-Creme immer weniger wirkt, nämlich nur zu 30 Prozent. Zum Gamechanger könnte nun eine Therapie werden, die an der Universitätsklinik für Dermatologie und Allergologie am Uniklinikum Salzburg in drei Studien geprüft und von einer der besten europäischen Fachzeitschriften “Journal of the European Academy of Dermatology & Venereology” als “top downloaded Artikel 2022” ausgezeichnet wurde.

Das Ambulanzteam unter Oberarzt Damian Meyersburg zeigte in dieser weltweit bislang größten randomisierten Studie, dass die Alternativen topisches Benzylbenzoat bzw. orales Ivermectin zu einer Heilungsrate von bis zu 87 bzw. 86 Prozent bei 224 Patienten geführt haben.

Therapie der Krätzmilbe: Zusammenfassung der Studie

In dieser weltweit bislang größten randomisierten Studie wurden 224 Proband:innen mit dermatoskopisch bestätigter Skabies in zwei gleich große Gruppen eingeteilt. 38 % der eingeschlossenen Patient:innen waren bereits erfolglos mittels Permethrin vorbehandelt worden.

Gruppe A erhielt ein magistral zubereitetes topisches Benzylbenzoat (BB) in einer Konzentration von 25 % ab dem 6. Lebensjahr oder 10 % ab dem 1. Lebensjahr zur täglichen Anwendung über drei aufeinanderfolgende Tage. Gruppe B wurde zweimalig mit oralem Ivermectin (200 µg/kg Körpergewicht) im Abstand von einer Woche therapiert.

Die Behandlung führte zu einer Heilungsrate von 87 % in Gruppe A und 86 % in Gruppe B. Von jenen Proband:innen der Gruppe A, bei denen ein anfängliches Therapieversagen beobachtet wurde (n=15), zeigten sechs von acht einen Behandlungserfolg nach wiederholter Anwendung von BB. Die übrigen sieben Proband:innen konnten mittels Ivermectin oder der Kombination aus BB und Ivermectin geheilt werden. In Gruppe B war die erneute Behandlung bei allen Proband:innen erfolgreich, unabhängig von der verwendeten Methode. Die Verträglichkeit und das Sicherheitsprofil von oralem Ivermectin waren ausgezeichnet, während BB bei einigen Proband:innen kurzzeitiges Brennen auf der Haut verursachte.

Eine stratifizierende Analyse ergab keinen signifikanten Unterschied im Ansprechen auf die Behandlung in Abhängigkeit vom Alter (p = 0,194). Dennoch waren jüngere Patient:innen, insbesondere bis 25 Jahre, häufiger von einem Therapieversagen betroffen (19,1 % vs. 2,8 %, p = 0,001). Dieses Ergebnis war unabhängig von der verabreichten antiskabiotischen Medikation [BB (p = 0,014); Ivermectin (p = 0,028)].

Die Erkenntnisse dieser Studie flossen 2021 unmittelbar in die lokalen klinischen Behandlungsrichtlinien (SOP) ein, die bis heute Bestand haben.

Zur Studie: Comparison of topical benzyl benzoate vs. oral ivermectin in treating scabies: A randomized study



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