Radiopharmazeutika sind radioaktiv markierte Arzneimittel, die in Kombination mit bildgebenden Verfahren zur Diagnostik, aber auch bei der Radionuklidtherapie zur gezielten Behandlung von Tumoren eingesetzt werden.
An der Innsbrucker Univ.-Klinik für Nuklearmedizin wurde eine neue radioaktiv markierte Substanz entwickelt, die dem Ansatz der “Theragnostik” folgt, bei dem Diagnostik und zielgerichtete Therapie eng verknüpft sind, und nun erstmals bei einer Patientin für die Diagnose des kleinzelligen Lungenkarzinoms eingesetzt wurde.
Bei der neuen Technologie handelt es sich um ein mit dem Radionuklid Gallium-68 markiertes Molekül, das spezifisch an den Cholecystokinin-2-Rezeptor bindet. „Das neu entwickelte Medikament kann bei verschiedenen Tumoren eingesetzt werden, die diesen Rezeptor aufweisen. Beim kleinzelligen Lungenkarzinom ist dies mit einer Häufigkeit von mehr als 50 Prozent der Fall. Über den Rezeptor – einer Eiweißstruktur, die auf der Zelloberfläche sitzt – wird das Medikament ins Innere der Krebszelle eingeschleust. Dadurch kann zum einen das Tumorgewebe bildgebend dargestellt werden, die Tumorzellen können aber auch gezielt und unter Schonung des gesunden Gewebes mit radioaktiver Strahlung zerstört werden“, beschreibt Guggenberg die therapeutische Relevanz.
Nun wird das Radiopharmakon im Rahmen einer Lizenzvereinbarung mit dem US-Unternehmen Evergreen Theragnostics für die klinische Anwendung weiterentwickelt. Die entsprechenden Lizenzverhandlungen wurden von der Firma Ascenion GmbH als Technologietransferpartner der Medizinischen Universität Innsbruck unterstützt.
Über die Inzidenz in Österreich
Im Jahr 2022 erkrankten in Österreich 2.901 Männer und 2.302 Frauen an einem bösartigen Tumor der Lunge (Österreichische Krebshilfe). Mit einer geschlechterabhängigen Häufigkeit von 12,6-13,5 % der Lungenkarzinome betreffen 580 dieser Fälle das kleinzellige Lungenkarzinom (Statistik Austria).
Die Arbeit wurde im European Journal of Nuclear Medicine and Molecular Imaging veröffentlicht.
Cholecystokinin-2 receptor targeting by [68Ga]Ga-DOTA-MGS5 PET/CT in a patient with extensive disease small cell lung cancer.
Medizinische Universität Innsbruck