Implantat statt Medikamente als Alternative bei schwerer Epilepsie


von

Ulrike Krestel

Das Implantat eröffnet eine vielversprechende Behandlungsmöglichkeit für Kinder mit schwer therapierbarer Epilepsie AdobeStock_385042123/JenkoAtaman

Bei ungefähr einem Drittel der Menschen, die an Epilepsie leiden, führen Medikamente nicht zur erwünschten Anfallsfreiheit oder Nebenwirkungen und beeinträchtigen die Lebensqualität. In diesen Fällen kann ein Taktgeber im Gehirn eingesetzt werden. Für Erwachseene ist das sogenannten EASEE-Implantatn seit 2023 für ERwachsene zugelassen. Jetzt wurde es Kepler Universitätsklinikum in Linz im Rahmen einer Studie erstmal bei Kindern zwischen 12 und 18 Jahren eingesetzt.

Mitte Juni wurde das Implantat erfolgreich bei einem 13-jährigen Jungen eingesetzt, der inzwischen wohlauf ist und die Klinik bereits verlassen konnte.
Das EASEE-Implantat ist seit 2023 für Erwachsene zugelassen, doch für Kinder fehlte bisher die Genehmigung. Die Erwartungen sind hoch, dass jährlich vier bis fünf Kinder im Kepler Universitätsklinikum von diesem Gerät profitieren und dadurch anfallsfrei werden und sich optimal entwickeln können.

“Besonders bei Kindern ist Anfallsfreiheit entscheidend für eine optimale geistige und körperliche Entwicklung. Während bei Erwachsenen die sozialen Einschränkungen im Vordergrund stehen, geht es bei Kindern um ihre gesamte Entwicklung. Anfallsfreiheit ist der wichtigste Parameter, um Verletzungsrisiken und vorzeitigen Tod zu verhindern,” erklärt Dr. Gudrun Gröppel von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde. “Dieses Gerät bietet jungen Patienten, für die es bisher kaum Therapieoptionen gab, neue Hoffnung.”

Der Eingriff und seine Durchführung

Nach einer gründlichen Untersuchung, ob der Patient für die Implantation in Frage kommt, wird der Eingriff angesetzt. Dieser dauert etwa 90 Minuten und wird unter Vollnarkose durchgeführt. Ein Team aus Neurochirurgen und einem Neuropädiater arbeiten dabei Hand in Hand. Bereits am nächsten Tag kann der Patient die Klinik wieder verlassen

“Der Stimulator wird direkt am Schädelknochen über dem epileptischen Fokus angebracht und minimalinvasiv unter die Kopfhaut gelegt. Ein Generator wird unter der Haut im Brustbereich implantiert und sendet elektrische Impulse zum epileptischen Fokus, ohne das Gehirn zu berühren. Diese Impulse sind individuell angepasst und für den Patienten nicht spürbar. Sobald die Wunde verheilt ist, wird das Gerät von außen programmiert,” erläutert Dr. Christian Auer von der Universitätsklinik für Neurochirurgie am Neuromed Campus des Kepler Universitätsklinikums. “Der Eingriff ist medizinisch erprobt und die Geräte sind von außen nicht sichtbar.”

Mit der Einführung des EASEE-Implantats eröffnet sich eine vielversprechende neue Behandlungsmöglichkeit für Kinder mit schwer therapierbarer Epilepsie, die bisher keine ausreichenden Therapieoptionen hatten.

Kepler Universitätsklinikum



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