Herzinfarkte in Österreich verdoppelt


von

Redaktion

Bessere Technologien führen dazu, dass mehr Menschen den Infarkt überleben – und später weitere bekommen können.AdobeStock_751173311-/pattozher

Innerhalb der letzten zehn Jahre hat sich die Zahl der diagnostizierten Herzinfarkt in Österreich verdoppelt. Als Ursache dafür sehen Kardiolog:innen – so paradox das klingt – eine bessere medizinische Versorgung.

Die Zahl der akuten Herzinfarkte in Österreich ist massiv angestiegen. Bundesweit seien seit 2015 doppelt so viele Fälle wie noch vor zehn Jahren verzeichnet worden, sagte Innsbrucks Kardiologie-Klinikdirektor Axel Bauer. Aktuell würden an der Innsbrucker Kardiologie rund 1.000 akute Herzinfarkte jährlich versorgt. Indes gab es auch in anderer Hinsicht Neuigkeiten: Mit Hilfe von KI sei das “biologische Alter” in Bezug auf das Herz ablesbar.

Mehr Herzinfarkte durch bessere Diagnostik

Gründe für die vermehrten Herzinfarkte seien etwa “bessere Diagnostik”, der demografische Wandel und “verbesserte Behandlungsmethoden”. Es gelinge etwa mit “minimal-invasiven Methoden” – bei denen nur ein kleiner Eingriff und keine Operation notwendig ist -, auch “bei älteren Menschen sehr schonend vorzugehen”, nannte Bauer ein Beispiel.

Solche Minimal-Eingriffe und verbesserte Therapien im Allgemeinen bedeuteten, dass “immer mehr ältere Menschen Herzinfarkte überleben” und somit im Alter noch weitere Herzinfarkte auftreten würden, erklärte der Kardiologe einen wesentlichen Grund für die gestiegene Anzahl. Da die Menschen zudem insgesamt “immer älter” würden, erhöhe sich auch dadurch schlicht “die Zahl der Herzinfarkte”, so der Top-Mediziner.

Verbessertes Gesundheitsbewusstsein und KI

Die vermehrten Herzinfarkte würden nicht mit einem schlechten Lebensstil oder mangelndem Gesundheitsbewusstsein zusammenhängen. “Im Gegenteil glaube ich, dass sich das Gesundheitsbewusstsein in den letzten Jahren sogar verbessert hat”, strich Bauer heraus. Das werde auch dadurch belegt, dass die “Sterblichkeit in den Industriestaaten seit einiger Zeit klar zurückgeht”. Dazu würden auch neue Medikamente und der rasante wissenschaftliche Fortschritt beitragen.

Die Künstliche Intelligenz (KI) sei gerade dabei, das Wissenschaftsfeld der Kardiologie umzukrempeln. “KI kann etwa EKG-Analysen vornehmen und dort Aspekte auslesen, die bisher nicht lesbar oder interpretierbar waren”, erläuterte der Klinikdirektor. Mit Hilfe von KI sei zum Beispiel das “biologische Alter” ablesbar, das dem “chronologischen Alter” gegenübergestellt werden könne. “Gibt es da eine Diskrepanz, dann lässt sich auf ein erhöhtes Risiko von Herzerkrankungen schließen”, führte Bauer aus. KI könne somit feststellen, “wie alt der Körper wirklich ist”, konkretisierte er.

Berechnungen durch Quantencomputer

Ein weiteres Feld, das in Zukunft eine wichtige Rolle in der Kardiologie spielen werde, sei die Quantentechnologie. “Mit Quantencomputern sind ganz neue Arten von Berechnungen möglich und eine Leistungsfähigkeit, die bisher undenkbar war,” erklärte Bauer. Somit werde es künftig wohl möglich sein, “neue Erkenntnisse zu erlangen und neue Zusammenhänge herzustellen”, betonte er. Die Verknüpfung von “Daten” auf diese Weise werde jedenfalls enorme Fortschritte bringen, fügte Bauer hinzu.

Dennoch gelte es, ganz handfest vor Ort zu arbeiten, strich der Wissenschafter heraus. “Seit August 2024 verfügen wir über ein viertes Herzkatheter-Labor”, so Bauer. Zudem habe man sich ein weiteres Großgerät angeschafft, um der “wachsenden Zahl an Herzinfarkten gerecht zu werden und die Wartezeiten zu verkürzen”. Dazu komme im Rahmen des Innsbrucker Herzzentrums ein “logistisch gut ausgebautes Netzwerk”, mit Hilfe dessen “richtige Vorentscheidungen getroffen werden können”.

Kardiologiekongress Innsbruck

Auf weitere Aspekte der gegenwärtigen Kardiologie und deren Verfasstheit in Innsbruck wiesen die Kardiologen Christoph Brenner und Bernhard Metzler hin. “Wir haben uns zu einem führenden Zentrum für minimalinvasive Herzklappen-Eingriffe entwickelt”, strich Brenner, stellvertretender Direktor der Universitätsklinik für Innere Medizin III, heraus. Zum guten Standing von Innsbruck trage auch der Kardiologiekongress bei, der dieses Jahr von 6. bis 8. März in Innsbruck stattfindet, betonte Metzler, geschäftsführender Oberarzt der Universitätsklinik für Innere Medizin III.

APAMED



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