Eine britische Studie hat die Häufigkeit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Gichtpatient:innen evaluiert. Insbesondere bei Frauen und Personen unter 45 Jahren wurde bei einer bestehenden Gicht-Erkrankung ein signifikant höheres Risiko beobachtet. Dies galt auch nach Berücksichtigung bekannter Risikofaktoren.
Gicht ist eine Form der Arthritis, die vermutlich durch die Ablagerung von Harnsäurekristallen in den Gelenken verursacht wird. Die Erkrankung kann zu starken Schmerzanfällen sowie Rötungen und Schwellungen in den betroffenen Gelenken führen und ist mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen assoziiert. Eine aktuelle Studie aus Großbritannien hat nun das Risiko für verschiedene Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Menschen mit Gicht im Vergleich zu passenden Kontrollpersonen untersucht.
Bis zu fünf Kontrollpersonen je Gichtfall
In der Fall-Kontroll-Studie wurden Daten aus elektronischen Gesundheitsakten des UK Clinical Practice Research Datalink verwendet. Die Kohorte umfasste Probanden, bei denen zwischen dem 1. Januar 2000 und dem 31. Dezember 2017 erstmals Gicht diagnostiziert wurde. Die Patient:innen waren bei der Diagnose höchstens 80 Jahre alt und wiesen bis zu 12 Monate nach der Gicht-Diagnose keine Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf. Die Kontrollkohorte bestand aus bis zu 5 Kontrollpersonen pro Gichtpatient:in, abgestimmt nach Alter, Geschlecht, sozioökonomischem Status und geografischer Region. Die Kohorten wurden bis zum 30. Juni 2019 nachbeobachtet. Die statistische Auswertung berücksichtigte bekannte kardiovaskuläre Risikofaktoren wie Übergewicht, Raucherstatus, Cholesterin-Spiegel, Typ-2-Diabetes, chronische Nierenerkrankung und Bluthochdruck in der Vorgeschichte.
Frauen höheres Risiko
Eingeschlossen wurden 152.663 Personen mit Gicht im durchschnittlichen Alter von 56,2 Jahren, davon 78,8 % Männer, sowie 709.981 passende Kontrollpersonen. 20,6 % der Personen mit Gicht und 15,0 % der Personen ohne Gicht entwickelten während einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 6,5 Jahren eine Herz-Kreislauf-Erkrankung. Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Gicht war bei Frauen höher als bei Männern.
Jüngere Personen gefährdet
Bei Personen unter 45 Jahren war das Risiko doppelt so hoch wie das der alterspassenden Kontrollpersonen. Das erhöhte Risiko betraf alle untersuchten Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Patient:innen mit Gicht wiesen häufiger Risikofaktoren für solche Erkrankungen auf. So hatten Gicht-Betroffene einen im Schnitt höheren BMI (body mass index) sowie eine höhere Prävalenz von chronischen Nierenerkrankungen, Dyslipidämie, Bluthochdruck in der Vorgeschichte, Adipositas und Typ-2-Diabetes. Die Autor:innen berücksichtigten solche bekannten kardiovaskulären Risikofaktoren bei der statistischen Auswertung. Dies verringerte das erhöhte Risiko für kardiovaskulären Erkrankungen im Zusammenhang mit Gicht, eliminierte es jedoch nicht.