Gesundes Gemüse? Reifenabrieb im Salat


von

Astrid Janovsky

Der Abrieb von Autoreifen an der Straßenoberfläche erzeugt feinste Partikelchen, die einen großen Teil des Mikroplastiks in der Umwelt ausmachen.Ziyan/AdobeStock_696173346

Das Szenario kennt man wohl: Die Kundschaft klagt über Erkältungssymptome, man empfiehlt ergänzend ein hochwertiges Nahrungsergänzungsmittel und bekommt als Antwort: „Das brauche ich nicht. Ich esse ohnehin regelmäßig Gemüse.“ Dass Obst und Gemüse jedoch schadstoffbelastet sein kann und es sich dabei nicht zwingend um Pestizide oder Düngemittel handeln muss, zeigt eine neue Studie.

Mittlerweile ist hinlänglich bekannt, dass gerade weit gereistes, gut abgelegenes Supermarkt-Obst und Gemüse nicht annähernd die Nährstoffbomben sind, wie es die polierte Oberfläche verspricht. Zahlreiche Vitamine gehen mit der Zeit verloren, manche Mineralstoffe sind in Folge von Monokulturen von Haus aus kaum vorhanden. Zusätzlich können Obst und Gemüse schadstoffbelastet sein. Dass es sich dabei nicht zwingend um Pestizide oder Düngemittel handeln muss, zeigt eine neue Studie.

Autoreifen auf Blattgemüse

Der Abrieb von Autoreifen an der Straßenoberfläche erzeugt feinste Partikelchen, die einen großen Teil des Mikroplastiks in der Umwelt ausmachen. Die Schätzung gehen weit auseinander und liegen zwischen 0,9 und 2,5 kg pro Kopf und Jahr. Das bedeutet zwischen 24 und 94 Prozent der gesamten Mikroplastik-Emission. Reifen- und Straßenabrieb enthält einen hohen Anteil unterschiedlicher chemischer Verbindungen. Diese finden sich in der Umwelt unter anderem in Oberflächen und Abwässern. Man geht davon aus, dass ein Großteil der Partikel in den Kläranlagen über den Klärschlamm entsorgt werden. In einigen Ländern (z.B. Spanien) wird Klärschlamm als Düngemittel ausgebracht. Vermutlich findet der Mikroabrieb aber auch über andere Wege Einzug in die Landwirtschaft.

Auch Arzneimittelrückstände

In einer Studie des Departments für Umweltgeowissenschaften der Universität Wien wurden Blattgemüse-Proben aus Israel, Italien, Spanien und der Schweiz analysiert. In allen Proben wurde Reifenabrieb gefunden. Außerdem entdeckten die Wissenschafter auch Rückstände von Medikamenten. Dass dies in kommerziell angebautem Gemüse nachweisbar ist, war bereits aus früheren Studien bekannt. Auffällig war, dass Gemüse mit höherer Arzneimittelbelastung auch eine höhere Belastung mit Reifenabrieb aufwies.

Bei täglichem Verzehr üblicher Gemüsemengen ist von keiner schädigenden Wirkung auszugehen. Die Studienleiter empfehlen aber weitere Untersuchungen zur Schadstoffbelastung.

Die Studie wurde im Journal Frontiers in Environmental Science veröffentlicht.
Uptake of tire-derived compounds in leafy vegetables and implications for human dietary exposure



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