Fischöl-Präparate: Risiko für gesunde Herzen


Fischöl-Präparate dürften schlechter als ihr Ruf sein. AdobeStock_615776003/PandaStockArt

Fischöl-Nahrungsergänzungen, die häufig als Herzschutzmittel beworben werden, könnten bei gesunden Menschen eher schädliche Auswirkungen haben. Eine aktuelle Studie, die Daten von über 400.000 Briten analysierte, weist auf negative Effekte hin. Bei bereits Herzkranken könnten diese Präparate hingegen positive Wirkungen zeigen. Eine in den USA veröffentlichte Untersuchung zu Multivitaminpräparaten bestätigt zudem, dass Vitaminpillen die Lebenserwartung nicht erhöhen.

Seit rund 20 Jahren werden die Omega-3-Fettsäuren in Fischöl als Präventionsmaßnahme für Herz-Kreislauf-Erkrankungen propagiert. Viele Menschen nehmen sie als Nahrungsergänzungsmittel ein, doch die wissenschaftliche Unterstützung für diese Praxis ist begrenzt. Im November 2020 erklärte der norwegische Kardiologe Are Kalstad beim Jahreskongress der US-Kardiologenverbandes (AHA), dass eine Studie mit Herzinfarktpatient:innen und Fischöl-Einnahme als Präventionsmaßnahme keine positiven Effekte zeigte.

Ein chinesisches Epidemiologenteam um Hualiang Lin von der Sun Yat-Sen Universität in Guangzhou hat nun im British Medical Journal (BMJ) eine umfangreiche Studie veröffentlicht. Diese analysierte Daten von knapp 416.000 Menschen aus der britischen Biobank-Studie im Alter zwischen 40 und 69 Jahren, die zwischen 2006 und 2010 erhoben und bis Ende März 2021 beobachtet wurden. Rund 30 Prozent der Teilnehmer gaben an, regelmäßig Fischöl-Präparate zu konsumieren.

Die Ergebnisse zeigen, dass Omega-3-Fettsäure-Produkte für gesunde Menschen negative Auswirkungen haben könnten. Laut dem Deutschen Ärzteblatt war die regelmäßige Einnahme von Fischölnahrungsergänzungsmitteln bei Personen ohne bekannte Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit einem um 13 Prozent erhöhten Risiko für die Entwicklung von Vorhofflimmern und einem um fünf Prozent erhöhten Risiko für einen Schlaganfall verbunden.

Im Gegensatz dazu deutet die Studie auf positive Wirkungen bei bereits herzkranken Personen hin. Für Studienteilnehmer mit diagnostizierter Herz-Kreislauf-Erkrankung war die regelmäßige Einnahme von Fischöl-Präparaten mit einer Reduktion von schweren akuten Herz-Kreislauf-Ereignissen, Herzinfarkten und tödlichen chronischen Herzschwächen verbunden.

Das Geschäft mit Nahrungsergänzungsmitteln ist breit gefächert. Eine weitere Untersuchung, veröffentlicht in der Online-Publikation der US-Ärztegesellschaft im Fachjournal JAMA, zeigt, dass Multivitaminpräparate keine Steigerung der Lebenserwartung bringen. Die US-Epidemiologin Erikka Loftfield und ihre Co-Autoren analysierten Daten von 390.124 Personen im mittleren Alter von 61,5 Jahren und fanden keine signifikante Verbindung zwischen der Einnahme von Vitaminpillen und einer geringeren Sterblichkeit. Tatsächlich wurde in zwei Auswertungen ein nicht signifikant erhöhtes Mortalitätsrisiko bei Vitaminpillen-Verwendern um vier Prozent beobachtet.



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