Fettreiche Ernährung begünstigt metastasen-fördernde Umgebung


Viktoria Gamsjäger

Fettes Essen begünstigt nicht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, es erhöht auch die Wahrscheinlichkeit für Metastasenbildung.AdobeStock_108687716/anaumenko

Adipositas fördert chronische Entzündungen und beeinflusst endothelvermittelte Gerinnungsprozesse – beides Faktoren, die die Metastasierung etwa bei Brustkrebs begünstigen können. Eine aktuelle Studie zeigt, dass fettreiche Ernährung die Bildung tumorfreundlicher Gewebsareale – sogenannter prämetastatischer Nischen – unterstützt. Ein Prozess, der durch Diätumstellung teilweise reversibel ist.

Viele gesundheitliche Risiken einer übermäßig fettreichen Ernährung sind hinlänglich bekannt. Weniger bekannt ist, dass einerhöhter Fettkonsum zur Förderung von Krebswachstum aktiv beitragen könnte. Damit beschäftigt sich eine kürzlich in „Nature“ veröffentlichte Studie.

Ziel war es, die Auswirkung einer fettreichen Ernährung auf die Bildung von „prämetastatischen Nischen“ (PMN) sowie die Rolle aktivierter Thrombozyten bei der Metastasierung zu untersuchen. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie Brustkrebszellen in die Lunge metastasieren.

Eine PMN ist ein sekundäres Gewebeareal, das durch Signale des Primärtumors bereits vor dem Eintreffen der Tumorzellen funktionell verändert wird. Durch eine verringerte Gefäßdichte, lokale Entzündungsreaktionen, Immunmodulation und Thrombozyten-Aktivierung wird die spätere Metastasierung entscheidend begünstigt. Es gibt seit Längerem Hinweise darauf, dass Thrombozyten direkt mit Leukozyten und Krebszellen interagieren. Tatsächlich können sie die Erkennung von Tumorzellen durch das Immunsystem verhindern. Thrombozyten fördern das Tumorwachstum, indem sie die Oberfläche der Krebszellen bedecken und somit maskieren.

Maus-Modell: Fettreiche Ernährung fördert Tumorzellmigration 

In der Studie wurden junge Mäuse zwölf Wochen lang entweder mit einem fettreichen Futter (HFD – High Fat Diet) versorgt, bei dem sie 60 Prozent ihrer zugeführten Kalorien in Form von Fett bekamen, oder erhielten eine Standarddiät. Anschließend injizierte man ihnen Brustkrebszellen, um das diätabhängige Zellwachstum zu überprüfen. Dafür wurde Blut zur Analyse der Thrombozytenaktivität und Plättchenaggregation entnommen. 

Neben einer Gewichtszunahme zeigte sich, dass Thrombozyten unter fettreicher Ernährung vermehrt aktiviert wurden. Ihre ATP-Ausschüttung war gesteigert, und infolge der erhöhten Fibronectin-Expression es kam zu einer vermehrten Aggregation. Ebenso konnte eine größere Dichte von Thrombozyten in dem metastatischen Lungengewebe nachgewiesen werden. 

Umkehr des metastatischen Effektes durch Ernährungsänderung

Überraschenderweise ließ sich dieser Effekt durch Umstellung auf eine Standardernährung rückgängig machen. Bereits nach einer Woche zeigte sich eine reduzierte Thrombozytenaktivierung in den pulmonalen PMNs, und auch die Fibronectinspiegel normalisierten sich. Es kam zu einer signifikanten Reduktion von Tumorzellmetastasen. Ein ähnlicher Effekt wurde durch die Gabe anti-thrombozytärer Antikörper erzielt – ein potenzieller therapeutischer Ansatz, um Tumorwachstum zu verringern.

Der Zusammenhang zwischen extrinsischen Faktoren wie einer fettreichen Ernährung, Thrombozytenaktivierung und der Bildung prämetastatischer Nischen ist noch nicht vollständig geklärt und bedarf weiterer Forschung.



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