Bundesinstitut für Risikobewertung warnt vor Melatonin-Verharmlosung


von

Astrid Janovsky

Öffentliche Stellen warnen vor einer Verharmlosung von Melatonin.AdobeStock_997871323/niphon

Melatonin sei keine „sanfte Einschlafhilfe“ stellt das BfR in seinem Podcast klar. Am Folgetag könne es zu Müdigkeit und Abnahme der Reaktionsfähigkeit kommen.

Wer Probleme beim Einschlafen hat, findet mittlerweile außerhalb von Apotheken in Drogerien, Supermärkten und Online-Shops dutzende Nahrungsergänzungsmittel mit Melatonin: Kapseln, Tropfen, Sprays und sogar Gummibärchen. Doch auch wenn es die Verpackungen mancher Produkte suggerieren, ist Melatonin keine „sanfte Einschlafhilfe“, erklärt Ernährungswissenschaftlerin Dr. Britta Nagl in der neuen Folge von „Risiko“ – dem Wissenschaftspodcast vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Denn in Arzneimittel-Studien zur Wirkung von Melatonin haben sich regelmäßig unerwünschte Wirkungen gezeigt – besonders am Folgetag: „Müdigkeit, Kopfschmerzen und eine Abnahme der Aufmerksamkeit und Reaktionsfähigkeit. Das muss man beachten, wenn man beispielsweise Maschinen bedient oder Auto fährt.“

Wechselwirkung mit Medikamenten

Grundsätzlich beeinflusst Melatonin als Hormon maßgeblich den Schlaf-Wach-Rhythmus im Körper. Der Stoff wird deshalb auch in verschreibungspflichtigen Medikamenten bei bestimmten Schlafstörungen eingesetzt. „Melatonin als Wirkstoff verkürzt die Einschlafzeit und verlängert die Durchschlafzeit“, erklärt Nagl. In der Praxis funktioniert das aber längst nicht immer so gezielt, wie die Nutzerinnen und Nutzer hoffen. So wurden auch Wechselwirkungen mit Medikamenten beobachtet, beispielsweise bei bestimmten Antibiotika, Antidepressiva und Östrogen. Bei den freiverkäuflichen Nahrungsergänzungsmitteln ist die enthaltene Menge Melatonin sogar teilweise deutlich höher als in den verschreibungspflichtigen Medikamenten.

Eingriff in Hormonhaushalt

Insgesamt greift die Einnahme von Melatonin in unseren körpereigenen Hormonhaushalt ein und kann dadurch unter anderem auch den körpereigenen Schlaf-Wach-Rhythmus stören. Bei Schlafstörungen sollten Betroffene deshalb zunächst ärztlichen Rat einholen. Und vor allem Kinder und Jugendliche, Schwangere, Stillende und Menschen mit verschiedenen Vorerkrankungen sollten auf die unkontrollierte Einnahme von Produkten mit Melatonin verzichten.

MEDWISS.ONLINE



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