Brechwurzel: Von der Homöopathie zur Krebstherapie


von

Astrid Janovsky

Einst Brechmittel, zukünftig vielleicht in der Chemotherapie.AdobeStock_29051888/cuhle-fotos

Ipecacuanha ist eines der bekanntesten Mittel der Homöopathie. Forscher haben die Pflanze nun für die Krebstherapie entdeckt.

Der Zungenbrecher ist aus keiner gut sortierten homöopathischen Apotheke wegzudenken. Carapichea ipecacuanha, zu Deutsch Brechwurzel oder auch Speiwurz genannt, wirkt als Sirup stark emetisch. In Hahnemann´scher Verdünnung wird es genau gegenteilig eingesetzt.

Direkt gegen Krebszellen wirksam

Bei der Suche nach Wirkstoffen gegen Krebs ist ein Forschungsteam unter Leitung der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Vetmeduni) in den Regenwäldern Süd- und Mittelamerikas abermals über die Pflanze gestolpert. In der dort heimischen Brechwurzel identifizierte es das Zyklotid Caripe 8, das die Aktivität natürlicher Killerzellen (NK-Zellen) unterstützt und sich gleichzeitig direkt gegen Krebszellen wendet.

Zyklotide sind makrozyklische Pflanzenpeptide, die aufgrund ihrer krebshemmenden Eigenschaften meist auf ihre Wirkung in Zusammenhang mit dem Zelltod von Tumorzellen erforscht wurden. Zu ihrem Einfluss auf NK-Zellen gibt es laut einer Mitteilung der Vetmeduni noch wenig Arbeiten. Hier hat das interdisziplinäre Projekt der Vetmeduni mit der Medizinischen Universität (Meduni) Wien angesetzt.

Auch im Versuch an Menschen wirksam

“Natürliche Killerzellen spielen eine wichtige Rolle, um infizierte, gestresste und transformierte Zellen abzuwehren. Außerdem benötigen NK-Zellen keine vorherige Sensibilisierung und agieren antigenunabhängig, was ein großes Potenzial auf dem Gebiet der Immuntherapie darstellt”, erklärte dazu Studienautorin Julia List.

Das Team untersuchte verschiedene mit Peptiden angereicherte Pflanzenextrakte hinsichtlich ihrer NK-Zell-vermittelten Zytotoxizität. “Wir stellten dabei fest, dass die aus der Brechwurzel gewonnenen Extraktproben das Tötungspotenzial von NK-Zellen gegen verschiedenste Tumorzellen erhöhen”, erläuterte List. Schließlich konnte laut den Angaben der Wirkstoffkandidat Caripe 8 isoliert werden. Er erhöhte die Zytotoxizität sowohl von Maus- als auch von menschlichen NK-Zellen.

Doppeltes therapeutisches Potential

“Darüber hinaus konnten wir eine direkte toxische Wirkung von Caripe 8 auf Tumorzellen feststellen, was auf ein doppeltes therapeutisches Potenzial in der Krebsbehandlung schließen lässt”, so Studien-Letztautorin Dagmar Gotthardt. Laut den Forschenden sind die präklinischen Ergebnisse zu Caripe 8 darüber hinaus vielversprechend für die Weiterentwicklung derzeitiger immuntherapeutischer Ansätze.

APAMED



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