Borreliose: Neuer Therapie-Ansatz ohne Antibiotika


von

Ulrike Krestel

Die Forschenden haben Fortschritte im Verständnis des Infektionsmechanismus erzielt.AdobeStock_531380026/Saiful52

Lyme-Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragene Infektionskrankheit in Europa. Allein in Österreich wird mit bis zu 70.000 Neuerkrankungen pro Jahr gerechnet. Ein Forschungsteam der MedUni Wien hat nun Fortschritte im Verständnis des Infektionsmechanismus erzielt und dabei einen potenziellen Ansatz für die Entwicklung zielgerichteter, antibiotikafreier Therapien aufgezeigt.

Das Team um Margarida Ruivo und Michiel Wijnveld vom Zentrum für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie der MedUni Wien hat sich im Rahmen der Studie mit dem Restriktions-Modifikations-System (RMS) der Borreliose auslösenden Bakterien, als den Borrelien beschäftigt. RMS bezeichnet den Schutzmechanismus der Borrelien, der eine entscheidende Rolle bei der Abwehr von fremdem Erbgut (DNA) spielt und als primitives Immunsystem dieser Erreger bezeichnet werden kann. 

Phagentherapie als Alternative zu Antibiotika

Zur genaueren Untersuchung des RMS nutzten die Forscher:innen eine innovative Methode, bei der sie die DNA der Borrelien veränderten und analysierten. Dabei stellten sie fest, dass die Methylierung der DNA – ein Prozess, bei dem kleine Moleküle an die bakterielle DNA binden – eine wichtige Rolle beim Schutz der Bakterien vor fremder DNA spielt. Weitere Experimente zeigten, dass die Fähigkeit der Bakterien, neues genetisches Material stabil aufzunehmen, durch einen in der Studie beschriebenen Mechanismus zur Nachahmung der Borrelien-DNA erheblich verbessert werden kann. Dieses Verfahren ermöglicht es, die Überlebensstrategien der Erreger in Wirten wie dem Menschen besser zu verstehen. Zudem eröffnet es einen bisher unbekannten Ansatz zur Erforschung und Entwicklung neuer, antibiotikafreier Therapien gegen Borreliose. Eine vielversprechende alternative Behandlungsmethode sehen die Forscherin der Phagentherapie. Hierbei werden Bakteriophagen – Viren, die gezielt Bakterien angreifen – eingesetzt, um die Erreger zu bekämpfen

„Nach weiterer Forschung könnte diese Methode den Weg ebnen, um unsere 
Abhängigkeit von Antibiotika zu verringern und die Entwicklung von Antibiotikaresistenzen zu verhindern“, so Michiel Wijnveld. 

Die Studie wurde aktuell im „International Journal of Molecular Sciences“ publiziert:
Optimising transformation efficiency in Borrelia: Unravelling the role of the restriction- modification system of Borrelia afzelii and Borrelia garinii 



Newsletter

Bleiben Sie stets informiert!