Forschende warnen: Bluthochdruck kann die Bildung von Nierenschäden begünstigen. Das wurde in einer aktuellen Studie der MedUni Wien bestätigt. Fachleute raten daher zu einer frühzeitigen Blutdruckkontrolle.
Ein Forschungsteam der Medizinischen Universität Wien hat strukturelle Veränderungen der Nieren bei Patient:innen mit Bluthochdruck (HTN) und Typ-2-Diabetes (T2DM) untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass Bluthochdruck auch ohne weitere Vorerkrankungen wie Diabetes zu Auffälligkeiten an den sogenannten Podozyten, spezialisierten Zellen im Nierenfilter, führen kann. Die aktuell im Fachjournal „Hypertension“ publizierten Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung von Früherkennung und konsequenter Therapie von Bluthochdruck, um Nierenschäden zu verhindern.
Um zu diesen Ergebnissen zu gelangen, analysierte das Forschungsteam Nierengewebe von insgesamt 99 Patient:innen, die entweder nur an Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) oder zusätzlich an Typ-2-Diabetes litten oder keine der beiden Erkrankungen aufwiesen. Entnommen worden war dieses Gewebe zwischen 2013 und 2018 im Rahmen von Tumornephrektomien, chirurgischen Eingriffen, bei denen eine Niere ganz oder teilweise entfernt wird, um einen Nierentumor zu behandeln.
Gewebsveränderungen nachweisbar
Insgesamt wiesen 36 Prozent der HTN- und 50 Prozent der Patienten mit Typ-2-Diabetes eine teststreifenpositive Proteinurie auf. Die Podozytendichte war bei HTN + T2DM im Vergleich zur Kontrollgruppe reduziert. Bei Hypertonie als alleinigem Symptom wurde dies nicht beobachtet. Die Muster der Podozytendepletion und der Kernhypertrophie wurden sowohl bei HTN als auch bei HTN+T2DM im Vergleich zu den Kontrollen unabhängig voneinander beobachtet. Ein gleichzeitig bestehender T2DM zeigte keinen zusätzlichen Beitrag zu glomerulären und Podozytenveränderungen
„Die Ergebnisse zeigen, dass Patient:innen mit Bluthochdruck im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen eine reduzierte Dichte an Podozyten (Anm.: (Epithelzellen der äußeren Schicht der glomerulären Filtrationsbarrierere) aufweisen und dass ihre Zellkerne vergrößert sind“, berichtet Erstautor Christopher Paschen. Diese Veränderungen traten unabhängig von der zusätzlichen Diagnose eines Typ-2-Diabetes auf und deuten auf eine beeinträchtigte Nierenfunktion hin. Die Studienautor:innen sehen darin einen Hinweis darauf, dass Bluthochdruck bereits in einem frühen Stadium und vor dem Auftreten klinischer Symptome strukturelle Schäden in der Niere verursachen kann. „Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung könnten dazu beitragen, das Fortschreiten der Nierenerkrankung zu verlangsamen und langfristige Schäden zu verhindern“, so die Studienleiter Rainer Oberbauer und Heinz Regele.
Bluthochdruck und Typ-2-Diabetes gehören zu den häufigsten Ursachen für chronische Nierenerkrankungen. Während die Auswirkungen von Diabetes auf die Nierenfunktion bereits gut erforscht sind, war bislang unklar, inwieweit Bluthochdruck auch ohne zusätzlichen Diabetes direkte strukturelle Veränderungen verursacht. Die aktuelle Studie liefert hierzu neue Erkenntnisse, die für die Früherkennung und Therapieplanung von Bedeutung sein könnten.