Blutdruck: ist weniger mehr?


von

Astrid Janovsky

Studie sagt: Blutdruckwerte <120 mmHg sind besser.AdobeStock_408924169/Photo Sesaon

Eine neue Studie aus China untersuchte Blutdruck-Grenzwerte und kam zu dem Schluss: Werte <120 mmHg wirken sich besser auf die Prävention schwerer kardiovsakulärer Ereignisse aus als Werte <140 mmHg.

Vor kurzer Zeit wurden die Blutdruck-Grenzwerte angepasst: 120-129/80-84 gilt als “normal”, Ergebnisse darunter als “optimal”. Lange Zeit hielt man Werte <120/80 für wenig erstrebenswert. Eine neue chinesische Studie stützt den Trend zu niedrigeren Zielwerten.

Ist niedriger besser?

Zur Klärung der Fragestellung wurde eine offene, randomisierte, kontrollierte Studie mit verblindetem Ergebnis durchgeführt. Man rekrudierte Studienteilnehmer:innen mit hohem kardiovaskulärem Risiko aus 116 Krankenhäusern oder Gemeinden in China. Die Teilnehmenden wurden entweder einer intensivierten Behandlung zugeordnet, die auf einen systolischen Blutdruck von weniger als 120 mmHg abzielte, oder einer Standardbehandlung, deren Fokus auf weniger als 140 mmHg lag. Der primäre Endpunkt war eine Kombination aus Herzinfarkt, Revaskularisation (Wiederherstellung der Gewebsdurchblutung), Krankenhausaufenthalten wegen Herzinsuffizienz, Schlaganfall und der kardiovaskulären Mortalität, bewertet nach dem Intention-to-Treat-Prinzip.

Kein Problem mit Hypotonie

Insgesamt wurden 11.255 Teilnehmende (davon 4.359 mit Diabetes und 3.022 mit vorangegangenem Schlaganfall) einer intensivierten Behandlung oder einer Standardbehandlung zugewiesen. Ihr Durchschnittsalter betrug 64,6 Jahre. Der mittlere systolische Blutdruck während der Nachbeobachtungszeit lag bei 119,1 mmHg in der Intensivbehandlungsgruppe und 134,8 mmHg in der Standardgruppe. Während einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 3,4 Jahren kam es bei 9,7 Prozent der Intensivbehandlungsgruppe und 11,1 Prozent der Standardbehandlungsgruppe zu kardiovaskulären Ereignissen. Diabetesstatus, Diabetesdauer oder Schlaganfälle in der Krankengeschichte hatten keinen Einfluss auf die Ergebnisse. Schwerwiegende unerwünschte Synkopenereignisse traten in der Intensivbehandlungsgruppe häufiger auf, nämlich bei 0,4 Prozent im Vergleich zu 0,1 Prozent in der Standardbehandlungsgruppe. Es gab keinen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen bei den schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen Hypotonie, Elektrolytanomalie, Sturzverletzung oder akute Nierenschädigung.

120 besser als 140

Die Studienautor:innen kamen zu dem Schluss, dass eine intensivere Blutdrucksenkung (auf unter 120 mmHg statt unter 140 mmHg) bei Bluthochdruckpatient:innen mit hohem kardiovaskulärem Risiko schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse verhindern kann. Die Vorteile der intensivierten Blutdrucksenkung waren unabhängig vom Diabetesstatus oder einem Schlaganfall in der Vorgeschichte.

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