Biologische Sexwaffe gegen Mücken


von

Astrid Janovsky

Mücken sollen mehr Sex haben, um weniger Nachwuchs zu produzieren.AdobeStock_169146119/Micha Trillhaase

Mücken als Überträger gefährlicher Krankheiten bekommen auch bei uns zunehmend Bedeutung. Eine neue Maßnahme zur Ausrottung erscheint auf den ersten Blick unlogisch: Die blutsaugenden Weibchen sollen mehr Sex haben. Für diese Mission werden spezielle Mücken-Männchen ausgewählt: Sie sind besonders attraktiv, besonders paarungswillig und unfruchtbar!

Mit Massensterilisation von Stechmücken-Männchen wollen Gesundheitsbehörden Insekten, die tödliche Krankheiten übertragen, in betroffenen Gebieten ausrotten. Eine neue automatische Sortiermaschine trennt dafür die weiblichen und männlichen Puppen, berichtet ein österreichisch-chinesisches Forscherteam. Damit könnte man Millionen harmloser Männchen sammeln, ohne sich der Gefahr auszusetzen, dass blutsaugende Weibchen dabei sind, erklären sie im Fachblatt “Science Robotics”.

Strahlung macht unfruchtbar

Bei der “Sterile Insekten Technologie (SIT)” werden Mückenmännchen in Labors gezüchtet und mit Strahlung unfruchtbar gemacht. Dann setzt man sie in großen Mengen aus, damit sie den wild lebenden Moskitomännchen möglichst alle Weibchen wegschnappen. Nach der Kopulation legen die Stechmückendamen dann zwar Eier, daraus entwickelt sich aber wegen der unfruchtbaren Spermien kein Moskitonachwuchs.

Funktioniert bei unterschiedlichen Arten

Ein Team um Jeremy Bouyer vom “Insekten-Schädlingsbekämpfungs-Programm” der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) und Welternährungsorganisation (FAO) in Wien und Zhiyong Xi von einer Biotech-Firma im chinesischen Guangzhou entwickelte einen Apparat, in dem die unterschiedlich großen Puppen der Männchen und Weibchen automatisiert getrennt werden. Die Forscher testeten ihn mit drei verschiedenen Stechmückenarten, nämlich Gelbfiebermücken (Aedes aegypti), Asiatischen Tigermücken (Aedes albopictus) und “Culex quinquefasciatus”-Moskitos. Sie übertragen unter anderem Gelbfieber-, Dengue-Fieber-, Zika-, Chikungunya- und West-Nil-Viren sowie parasitische Würmer.

Auf 20 Prozent reduziert

Mit dem automatischen “Geschlechts-Sortierer” kann eine Person pro Woche 16 Millionen Männchen separieren, berichten die Forscher in der Fachpublikation: “Sie zeigen danach gute Flugfähigkeit und Paarungsleistung.” Bei einem Feldversuch in Guangzhou habe man mit solch automatisch abgezweigten Männchen die lokale Tigermücken-Population um mehr als vier Fünftel dezimiert.

APAMED



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