Bei Minusgraden droht Gefahr für das Herz


von

Astrid Janovsky

Vor allem ältere Personen sollen die Gefahr durch Anstrengung bei Kälte nicht unterschätzen.Adobe Firefly

Tiefe Temperaturen können das Herz gefährden – vor allem bei anstrengenden Tätigkeiten wie etwa Schneeschaufeln. Durch die Überlastung des Herzmuskels enden körperliche Belastungen im Winter mitunter sogar tödlich.

Große Kälte im Minusbereich hat Auswirkungen auf den ganzen Organismus: Die Blutgefäße der Haut und anderer Körperregionen ziehen sich zusammen. Der Blutdruck steigt in Folge an, denn das Herz muss das Blut gegen einen größeren Widerstand durch die Adern pumpen. „Der höhere Widerstand in den Blutgefäßen kann eine hohe Belastung für den Herzmuskel darstellen und auch andere Organe belasten“, betont der Kardiologe Prof. Dr. Axel Schmermund, Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung und Kardiologe am Cardioangiologischen Centrum Bethanien (CCB) Frankfurt am Main. Eine gefährliche Überlastung des Herzmuskels droht – im Extremfall kann es zum Herzinfarkt mit schwerwiegenden Folgen oder sogar dem Tod kommen.

Mehr Schlaganfälle bei Kälte

„Patienten mit Bluthochdruck, Herzschwäche, Koronarer Herzkrankheit oder Vorhofflimmern sowie bei tiefer Beinvenenthrombose sollten daher bei Kälte besonders wachsam sein und große Belastungen, insbesondere im Freien, vermeiden“, betont der Kardiologe. Auch gibt es statistische Hinweise auf Zusammenhänge zwischen Kälte und dem häufigeren Auftreten von Schlaganfällen und Lungenembolien. Kardiologe Prof. Schmermund rät Patient:innen dazu, große Anstrengungen wie das Schneeschippen besser gesunden Menschen oder professionellen Räumdiensten zu überlassen.

Eiskalte Luft vermeiden

Regelmäßige Bewegung ist grundsätzlich auch im Winter empfehlenswert. Statt zu hoher Belastung rät die Deutsche Herzstiftung Herzpatient:innen allerdings zu weniger anstrengender Bewegung wie Spaziergängen oder Walkingrunden. Bei Minusgraden legen sich Herzkranke zum Schutz am besten einen Schal über Mund und Nase, so gelangt die Luft bereits vorgewärmt in die Atemwege. Wer auf seine sportlichen Aktivitäten nicht verzichten möchte, kann diese mit dem Laufband oder dem Fahrradergometer zu Hause fortsetzen.

Schneeschaufeln gefährlicher als gedacht

Die Belastung beim Schneeräumen mit Schaufel und Besen ist anstrengender, als viele denken: Schon bei kurzem Schneeschippen steigen Puls und Blutdruck stark an. Bereits nach zwei Minuten klettert die Herzfrequenz auf durchschnittlich 154 Schläge pro Minute, nach zehn Minuten Schaufeln noch weiter. Bei vielen Personen ist damit die maximale Herzfrequenz erreicht. Ein vorbelastetes Herz gerät bei einer solch starken Belastung schnell in Gefahr. Einer weltweiten Beobachtungsstudie in 27 Ländern zufolge ist das Risiko, an einem Herzinfarkt zu sterben, an extremen Kältetagen um 33 Prozent erhöht. „Bei Kälte verengen sich die Blutgefäße und der Blutdruck steigt. Kommt dann noch eine ungewohnt starke Anstrengung dazu, kann das für Herzpatienten gefährlich werden“, warnt Herzspezialist Prof. Schmermund.

Niedrige Raumtemperatur kann Blutdruck erhöhen

Grundsätzlich sollten Menschen mit Herzerkrankungen im Winter regelmäßig ihren Blutdruck messen und besonders sorgfältig ihre Medikamente nehmen. Ist der Blutdruck zu hoch, muss die Dosis der Arzneien gegebenenfalls in Absprache mit dem Arzt angepasst werden. Wichtig ist auch der Zeitpunkt der Medikamenteneinnahme: Da der Blutdruck bei den meisten Patienten nach dem Aufstehen ansteigt, sollten sie ihre Tabletten in der Regel morgens nehmen – und zwar bevor sie hinaus in die Kälte gehen. Bei Bluthochdruck kann ausreichendes Heizen der Wohnung hilfreich sein. Studien deuten darauf hin, dass in manchen Fällen eine zu kalte Wohnung für winterliche Blutdruckanstiege mitverantwortlich sein könnte. In einer japanischen Untersuchung an Gesunden zeigten sich z. B. messbar niedrigere Blutdrücke bei einer Raumluft von 24 Grad Celsius gegenüber 14 Grad Celsius.

Anzeichen von Problemen ernste nehmen

Sowohl Herzpatient:innen als auch bisher Gesunde sollten zudem Anzeichen von Herzproblemen ernst nehmen und nicht auf die Kälte schieben. Brustschmerzen, Atemnot sowie ein Druck oder Brennen im Brustkorb sind Warnzeichen, die Betroffene nicht ignorieren dürfen. Auch ein Angstgefühl, kalter Schweiß und Übelkeit sind Symptome, die auf einen Herzinfarkt hinweisen können. Verschwinden die Beschwerden nicht nach kurzer Zeit, sollten Betroffene oder Angehörige nicht zögern und den Notruf wählen.

MEDWISS.ONLINE



Newsletter

Bleiben Sie stets informiert!