Alljährlich kürt die Herbal Medicinal Products Platform Austria (HMPPA) – bestehend aus Expert:innen österreichischer Universitäten – die Arzneipflanze des Jahres in Österreich. Diesmal fiel die Wahl auf die Artischocke (Cynara cardunculus L.), eine Arzneipflanze der europäischen Heilkunde aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae).
Die meisten kennen sie als Pizzabelag. Da hat die Artischocke nicht nur aus geschmacklichem Aspekt ihre Berechtigung. Sie hilft auch, dass der Körper Käse, Salami und was sonst noch Fettes auf der Teigflade liegt besser verdauen kann.
Bildung und Fluss von Gallenflüssigkeit
Während die Blätter seit der Antike zur Behandlung von Leber- und Gallenfunktionsstörungen sowie bei Verdauungsbeschwerden eingesetzt werden, sind die knospigen Blütenköpfe der Artischocken ein beliebtes Gemüse. Die Artischockenblätter enthalten eine Vielzahl von Wirkstoffen, darunter Caffeoylchinasäuren (CCS), Flavonoide und Sesquiterpenlactonbitterstoffe. Die CCS, welche sowohl als Mono- als auch als Di-CCS in der Blattdroge vorkommen, stellen dabei den Hauptanteil der Wirkstoffe dar. Untersuchungen haben ergeben, dass Extrakte aus Artischockenblättern die Bildung und den Fluss der Gallenflüssigkeit fördern können. Diese Wirkung wird insbesondere den phenolischen Verbindungen zugeschrieben, die die Funktion der Leberzellen verbessern und cholestatische Zustände lindern können. Studien zeigen zudem, dass entsprechende Artischockenextrakte erhöhte Cholesterin- und Triglyceridwerte senken können.
Verbesserung der Leberenzymwerte
Die Mechanismen, die zu diesen Effekten führen, umfassen die Hemmung der Cholesterinbiosynthese und die Steigerung der Fettausscheidung über die Galle. Darüber hinaus weisen Extrakte aus Artischockenblättern antioxidative und zellschützende Eigenschaften auf, die zu einer “Entgiftung” der Leberzellen und einer Verbesserung der Leberenzymwerte im Blut führen. Derzeit werden die positiven Auswirkungen der Artischocke und ihrer Inhaltsstoffe bei entzündlichen Darmerkrankungen, zur Senkung des Blutzuckerspiegels und der Insulinempfindlichkeit bei Diabetes untersucht. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) stuft Artischockenpräparate als traditionelles Arzneimittel zur symptomatischen Behandlung von gastrointestinalen Beschwerden, wie Dyspepsie, Blähungen, Meteorismus, Flatulenz etc. ein.
APA