Achtung Skorbut! Vitamin C-Mangel häufiger als gedacht


von

Astrid Janovsky

Kaum zu glauben: etwa 6 Prozent der US-Amerikaner:innen leiden an Vitamin C-Mangel.AdobeStock_116755366/bit24

Fisch ist gesund. Suppe auch. Das dachte sich wohl eine 65-Jährige in Toronto – und bekam in der Notaufnahme die Diagnose Skorbut.

Skorbut oder Vitamin-C-Mangel ist nicht nur eine Seefahrerkrankheit des 18. Jahrhunderts. Das zeigte die Fallstudie einer 65-jährigen Frau mit Mobilitätsproblemen und sozialer Isolation. In einem im CMAJ ( Canadian Medical Association Journal ) veröffentlichten Artikel beschreiben Ärzte, warum Skorbut bei Patient:innen mit abnormalen Blutungen und unspezifischen Symptomen in Betracht gezogen werden sollte.

Einseitige Ernährung verantwortlich für mannigfaltige Erkrankungen

Die Patientin besuchte die Notaufnahme eines Krankenhauses im Zentrum von Toronto wegen Beinschmerzen und -schwäche, Hautläsionen und Verfärbungen. Sie litt außerdem unter mehreren chronischen Erkrankungen. Sie war aufgrund eingeschränkter Mobilität nur bedingt in der Lage, Lebensmittel einzukaufen, zu kochen und andere Aktivitäten des täglichen Lebens durchzuführen. Unterstützung von außen erhielt sie kaum. Ihre Ernährung bestand hauptsächlich aus Dosensuppen und Fisch und enthielt keine frischen Produkte. 

Ernährungsunsicherheit weit verbreitet

„Dieser Fall ist ein komplexes Beispiel für Ernährungsunsicherheit, die sich als ungewöhnliche Diagnose manifestiert“, sagte Dr. Sarah Engelhart, Allgemeininternistin am Mount Sinai Hospital und der University of Toronto, Ontario. „Eine einheitliche Diagnose wurde erst nach einer detaillierten Untersuchung ihrer Sozial- und Ernährungsgeschichte gestellt.“

Vitamin-C-Mangel kommt im 21. Jahrhundert häufiger vor als erwartet. In den USA liegt die Prävalenz bei 5,9 Prozent. Im Vereinigten Königreich liegt die Prävalenz in einigen Gruppen mit niedrigem sozioökonomischem Status möglicherweise bei bis zu 25 Prozent. Da die Symptome oft unspezifisch sind und beispielsweise Müdigkeit, Schwäche und Kurzatmigkeit aufweisen, kann die Diagnose schwierig sein.

Rauchen begünstigt Vitamin C-Mangel

Die Patientin rauchte außerdem, was zu einem Vitamin-C-Mangel beiträgt. Nach Beginn der Vitamin-C-Behandlung besserten sich ihre Symptome und ein Bluttest auf Vitamin-C-Mangel bestätigte schließlich die Diagnose.

Das Fazit: Ärzte sollten bei der Untersuchung von Patient:innen, darunter auch Kindern und isolierten älteren Erwachsenen, mit restriktiven Essgewohnheiten (z. B. Autismus-Spektrum-Störung oder Tee- und Toast-Diät), die rauchen, eine Substanzgebrauchsstörung haben oder an einem Malabsorptionssyndrom leiden, auf Vitamin-C-Mangel achten. Die Autor:innen mahnen zur Wachsamkeit bei der Beurteilung von Nahrungsmittelunsicherheit, die ein Risikofaktor ist und etwa 1 von 5 kanadischen Haushalten betrifft.

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