Der Hype um Ozempic®, Mounjaro® und Co. ist nach wie vor groß. Viele profitieren von den GLP-1-Analoga, doch es werden auch immer mehr Nebenwirkungen bekannt. Sogar Verdachtsmeldungen über Todesfälle unter Anwendung der “Abnehmspritze” liegen vor. Offizielle Behörden geben aber Entwarnung.
Nachdem bereits Ende letzten Jahres ein Todesfall im Zusammenhang mit der Anwendung von Mounjaro bei einer Frau aus Schottland bekannt wurde, hat kürzlich auch das British Medical Journal von 82 Verdachtsmeldungen zu Todesfällen aufgrund von Nebenwirkungen durch die Nutzung von GLP-1-Rezeptoragonoisten berichtet, die bei der zuständigen Medicines and Healthcare Products Regulatory Agency (MHRA) eingegangen sind.
Auch in Deutschland liegen entsprechende Meldungen vor, wie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte BfArM (vergleichbar mit der AGES) mit Verweis auf eine aktuelle Recherche in der europäischen Nebenwirkungsdatenbank EudraVigilance mitteilt. Demnach sind zwischen 2010 und Ende Januar 2025 insgesamt 35 Verdachtsmeldungen zu Todesfällen unter der Anwendung von Mounjaro, Ozempic und Co. eingegangen. Dabei handele es sich sowohl um Spontanmeldungen als auch um Berichte aus systematisierten Untersuchungen, aus Projekten oder aus der Literatur. Diese teilen sich wie folge auf:
- 20 Fälle unter Liraglutid
- neun Fälle unter Tirzepatid
- sechs Fälle unter Semaglutid.
In 22 Fällen wurde das jeweilige Präparat mit einem GLP-1-Rezeptoragonist zur Behandlung von Diabetes mellitus angewendet, in fünf Fällen zur Gewichtsregulierung beziehungsweise bei Adipositas. Bei den übrigen acht Fällen ist die Indikation laut BfArM unklar.
Behörden sehen kein Sicherheitsrisiko
Die Expert:innen geben jedoch Entwarnung: „Aufgrund der gemeldeten Nebenwirkungen in den deutschen Todesfällen konnten keine neuen Sicherheitsrisiken oder eine besorgniserregende Häufung bestimmter Todesursachen festgestellt werden“, so ein BfArM-Sprecher. „Sollten sich künftig relevante Sicherheitsinformationen, statistische Auffälligkeiten beziehungsweise bestimmte Muster aus der Analyse von an EudraVigilance gemeldeten Spontanberichten ergeben, wird der Sachverhalt auf EU-Ebene umfassend geprüft und – sofern angezeigt – weitere Maßnahmen initiiert.“
So sei beispielsweise das Auftreten von Neoplasien, insbesondere auch Pankreaskarzinomen, unter der Behandlung mit GLP-1-Agonisten, das häufig als für den Tod angegebene Nebenwirkung auftaucht, bekannt und werde von der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) untersucht.
Hinzukommt, dass allein auf Basis von Spontanmeldungen keine Aussagen zur Häufigkeit bestimmter Nebenwirkungen unter der Anwendung eines Wirkstoffs oder Arzneimittels getroffen werden könnten. Gleiches gelte für vergleichende Angaben dazu, wie viel häufiger eine bestimmte Nebenwirkung bei einem Wirkstoff oder Arzneimittel im Verhältnis zu einem anderen auftritt.
Nebenwirkung durch Fälschungen?
Ein konkreter Zusammenhang zwischen den Todesfällen und der Nutzung von GLP-1-Agonisten ist den Expert:innen zufolge auch bei den MHRA-Meldungen nicht belegt. „Es muss beachtet werden, dass es sich um Verdachtsfälle von Nebenwirkungen eines Wirkstoffs bzw. Arzneimittels handelt, dass also ein Kausalzusammenhang im Einzelfall nicht belegt ist.“ Demnach können auch zugrundeliegende oder zuvor nicht diagnostizierte Krankheiten, die nichts mit dem Medikament zu tun haben, Faktoren sein, die zum Tod geführt haben.
Doch damit nicht genug. Denn laut BfArM ist nicht klar, ob es sich bei den MHRA-Meldungen um Todesfälle im Zusammenhang mit über den National Health Service (NHS) oder privat erworbenen Medikamenten handelt und ob diese ärztlich verordnet oder online erworben wurden. Folglich könne nicht ausgeschlossen werden, dass mitunter „Fälschungen mit nicht qualitätsgeprüftem Inhalt“ genutzt wurden.
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