Welthypertonietag: Die wichtige Rolle der Apotheken beim Blutdruck-Screening


von

Ulrike Krestel

91 Prozent der heimischen Apotheken bieten Blutdruck-Screening an.AdobeStock_446063788/prostooleh

Anlässlich des heutigen Welthypertonietages lohnt sich ein Blick auf die entscheidende Rolle der Apotheken bei der Blutdruckmessung in der Offizin. Die Bedeutung dieses Angebots für therapeutische Empfehlungen wurde durch zwei Erhebungen belegt, die in österreichischen Apotheken zur Blutdruckkontrolle durchgeführt wurden. Diese Untersuchungen fanden Eingang in den Österreichischen Blutdruckkonsens 2019.

Erhebung in 158 Apotheken in Niederösterreich

Die Untersuchung fand im Oktober 2015 bei 158 Apotheken in Niederösterreich statt. Innerhalb von zwei Wochen wurden 4303 Patienten erfasst, die mit einem Rezept für ein Antihypertensivum die Apotheke aufsuchten. Der Blutdruck wurde standardisiert gemäß den Richtlinien gemessen (an beiden Armen, nach 3-5 Minuten Ruhe, mit einem validierten automatischen BD-Messgerät).

In dieser Gruppe von diagnostizierten und behandelten Patienten erreichten nur 41 % das Blutdruckziel von 140/90 mm Hg, was laut Autoren des Berichts alarmierend sei, da nicht-adhärente Patienten kaum berücksichtigt wurden und bedeute, dass die tatsächliche Blutdruckkontrollrate in der gesamten behandelten Bevölkerung wahrscheinlich noch niedriger sei.

Der akzeptable Blutdruckdurchschnitt der gesamten Gruppe (144/84 mm Hg) verdecke, dass Patient:innen mit kontrollierten Blutdruckwerten gut eingestellt waren (126/77 mm Hg), während die Mehrheit der nicht-kontrollierten Patient:innen das Ziel mit einem durchschnittlichen BD von 156/89 mm Hg deutlich verfehlte.

Im Durchschnitt erhielten die Patient:innen 1,8 antihypertensive Präparate oder 2,2 Einzelsubstanzen, wenn Kombinationspräparate berücksichtigt wurden.

Fazit der Konsensus-Autor:innen: Mögliche Ursache für die unzureichende Blutdruckkontrolle sei die mangelnde Bereitschaft der Ärzte zur Intensivierung der Therapie und nicht eine therapieresistente Hypertonie.

Erhebung in Oberösterreich bei 10.973 Personen

In oberösterreichischen Apotheken wurden zwischen 2016 und 2017 bei 10.973 Personen Blutdruck und Gefäßsteifigkeit gemessen. Dabei hatten 38,1 % der Teilnehmer:innen einen erhöhten Blutdruck (>140/90 mm Hg). Von den 3.890 Personen mit bekannter Hypertonie waren 57,3 % in der Messung hypertensiv, von den 7.083 Personen ohne bekannte Hypertonie waren 29,5 % in der Messung hypertensiv. In einer Subgruppe wurde ein 24-h-Blutdruckmonitoring durchgeführt.

Es zeigte sich, dass 80 % der Personen mit erhöhtem Blutdruck in der Apothekenmessung auch im Alltag hypertensiv waren.

Fazit der Konsensus-Autor:innen: Das Projekt bestätigt eine hohe Dunkelziffer bezüglich undiagnostizierter Hypertonie in Österreich, weiters die unzureichende Blutdruckkontrolle bei bekanntem Bluthochdruck.

Laut eines Berichts der Gesundheit Österreich im Auftrag der Österreichischen Apothekerkammer vom September 2023 bieten 91 Prozent der heimischen Apotheken Blutdruckmessungen an.

Österreichischer Blutdruckkonsens 2019



Newsletter

Bleiben Sie stets informiert!