Urin-Schnelltests sind eine wichtige Hilfe unter anderem bei Polizeikontrollen oder in Gesundheitsämtern. Allerdings treten auch falsch-positive Ergebnisse auf. Klassische OTC-Wirkstoffe wie Ibuprofen oder Ambroxol können Kandidaten ganz schön in die Bredouille bringen.
Dass Schnelltests auch auf andere Stoffe reagieren als jene, für die sie konzipiert wurden, ist spätesten seit Corona in der Bevölkerung bekannt. Damals machten massenweise Videos (und Selbstversuche) die Runde, wie mit Cola und anderen Getränken der zweite Strich auf die Testkassette gezaubert werden konnte.
Diclo und Pantoprazol kritisch
Die Bulletin für Arzneimittelsicherheit hat jetzt darüber informiert, welchen Einfluss bestimmte Arzneimittel auf Drogen-Schnelltests haben können. So erlebt man möglicherweise eine unliebsame Überraschung, wenn man Diclofenac und Pantoprazol einnimmt und zum THC-Schnelltest gebeten wird. Den Ausschlag bei der Amphetaminkontrolle kann man durch das Vorlegen Ihrer Sildenfil-Packung erklären. Und der positive LSD-Test ist möglicherweise einem Husten geschuldet – oder besser gesagt dem Ambroxol, das dagegen eingenommen wurde.
Grenzwerte und Sensitivität entscheidend
Zum Hintergrund: Die immunchemischen Prüfverfahren basieren auf einer Antigen-Antikörper-Reaktion und sind auf die Erfassung eines oder mehrerer Stoffe und/oder deren Metabolite ausgerichtet. Für die Tests müssen bestimmte Schwellenwerte (Cut-offs) verwendet werden. Doch dies seien willkürlich festgelegte Grenzwerte, ab wann ein Testergebnis als „positiv“ oder „negativ“ klassifiziert werde, heißt es im Bulletin. Auch die Sensitivität des Tests kann Einfluss auf das Ergebnis nehmen.
Kreuzreaktionen beachten
Hinzu kommt ein wesentlicher Nachteil von Immunoassays: das Potenzial von Kreuzreaktionen der eingesetzten Antikörper mit anderen Substanzen, die für den Test nicht relevant sind. Dazu gehören Arzneimittel und auch Lebensmittel. Besonders betroffen sind laut Expert:innen Testungen auf ganze Substanzklassen wie beispielsweise Amphetamine und Benzodiazepine. Bei der Testauswertung müssen daher Kreuzreaktionslisten für das verwendete Immunoassay-Testsystem berücksichtigt werden.
Ein kleiner Überblick, welche Stoffe falschpositve Ergebnisse beim Urintest produzieren können:
- Amphetamine: Bisoprolol, Metoprolol, Moxifloxacin, Ofloxacin, Ranitidin, Sildenafil
- Barbiturate: Ibuprofen, Naproxen
- Benzodiazepine: Fluoxetin, Furosemid
- LSD: Ambroxol, Fentanyl, Sertralin, Trazodon
- THC: Diclofenac, Efavirenz, Ibuprofen, Naproxen, Pantoprazol
Gefahr durch Mohn und Petersilie?
Aber auch in Lebensmitteln steckt ein gewisses „Gefahrenpotential“ was falsche Testergebnisse betrifft. Mohnsamen, wie sie in Backwaren verwendet werden, können den Schnelltest auf Opiodie anspringen lassen. Muskatnuss und auch Petersilie enthalten das hallizunogene Myrsiticin, welches im Körper zu Amphetamin umgebaut wird.
Hier gibt es Entwarnung: um die verfängliche Farbreaktion auf das Teststäbchen zu zaubern, benötigt es in der Regel wesentlich höhere Mengen, als man mit dem Essen zu sich nimmt.
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