Studie: Apotheker:innen sind Schlüsselakteure im Kampf gegen Bluthochdruck


von

Ulrike Krestel

Patient:innen mit Bluthochdruck erhalten in der Apotheke die effizienteste Hilfe. AdobeStock_820600109/ javiindy

Eine aktuelle Metastudie der Tulane University in New Orleans zeigt, dass Apothekerinnen und Apotheker eine entscheidende Rolle bei der Betreuung von Patient:innen mit Bluthochdruck spielen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass diese Berufsgruppe im Vergleich zu anderen Gesundheitsberufen die besten Ergebnisse erzielt, wenn es um die Behandlung von Hypertonie geht. Die Apothekerkammer sieht die Ergebnisse als Bestätigung für den Ausbau des Dienstleistungsangebots der heimischen Apotheken.

Laut Dr. Katherine Mills, der leitenden Studienautorin und Associate Professor für Epidemiologie an der Tulane University, bietet die Behandlung des Blutdrucks durch Apotheker:innen den Vorteil, dass mehr Zeit für die Betreuung der Patient:innen zur Verfügung steht. “Die Behandlung des Blutdrucks kann mehr Zeit in Anspruch nehmen, als bei einem Arztbesuch oft möglich ist. Deshalb könnte es der effektivste Ansatz sein, jemanden zu beauftragen, der nicht die gleichen zeitlichen Beschränkungen hat”, erklärt Mills. Apotheker:innen seien darüber hinaus besonders geeignet, da sie über umfassende Kenntnisse der Behandlungsrichtlinien und eine genaue Kenntnis der Medikamente und der Patientenadhärenz verfügen.

Studiendesign

Die Forscher:innen haben Medline und Embase (bis Dezember 2023) nach randomisierten kontrollierten Studien zu Interventionen durchsucht, die auf Hindernisse bei der Kontrolle von Bluthochdruck abzielen, und dabei berichtet, wer die Intervention durchgeführt hat. Einhundert Artikel aus aller Welt mit 116 Vergleichen und 90.474 Teilnehmern mit Bluthochdruck wurden eingeschlossen. Die Studien wurden nach medizinischem Fachpersonal gruppiert und die Auswirkungen der Intervention auf den systolischen und diastolischen Blutdruck wurden mithilfe von Zufallseffektmodellen und verallgemeinerten Schätzgleichungen kombiniert.

Ergebnisse

Die von Apothekern, Mitarbeitern in Gesundheitsämtern und Gesundheitserziehern geleitete Interventionen führten zu den stärksten Senkungen des systolischen Blutdrucks, und zwar um −7,3 , −7,1 bzw. −5,2 mmHg.

Ebenso wurden die stärksten Senkungen des diastolischen Blutdrucks bei Interventionen, die von Apotheker:innen geleitet wurden (-3,9 mmHg). Bei Mitarbeitern von Gesundheitsämtern betrug die Reduktion -3,7 mmHG.

In paarweisen Vergleichen waren Apotheker bei der Durchführung von Interventionen signifikant effektiver als mehrere Gesundheitsfachkräfte, Krankenschwestern und Ärzte.

Österreichische Apothekerschaft auf dem Vormarsch

Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer, sieht die Ergebnisse der Studie als Bestätigung für den Ausbau des Dienstleistungsangebots der heimischen Apotheken. “Es ist an der Zeit, den Menschen ein größeres Angebot für personalisierte Präventions- und Gesundheitsförderprogramme in den Apotheken zu bieten”, sagt Mursch-Edlmayr. Dies könne helfen, das Gesundheitssystem zu entlasten und langfristig Kosten zu senken. Die Apotheken seien mit ihrer Infrastruktur und Expertise ein Garant für eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung.

Mursch-Edlmayr betont zudem die Bedeutung einer besseren Lenkung der Patientenströme. “Menschen mit gesundheitlichen Anliegen sollten die Möglichkeit haben, entweder die 1450-Gesundheitshotline zu kontaktieren oder ihre wohnortnahe Apotheke aufzusuchen. Apothekerinnen und Apotheker können als lokale Lotsen in enger Verzahnung mit der Gesundheitshotline 1450 zur Begleitung der Patienten durch das Gesundheitssystem eingesetzt werden.”

Neue Dienstleistungen in Apotheken

Der Vizepräsident der Apothekerkammer, Raimund Podroschko, hebt geplante neue Dienstleistungen wie Screenings und Point-of-Care-Tests (PoCT) hervor. Diese Tests, die bereits in 16 EU-Staaten Teil nationaler Screening-Programme sind, ermöglichen eine schnelle Auswertung, etwa bei Infektionskrankheiten. Auch die Medikationsanalyse zur Optimierung der Gesamtmedikation vulnerabler Personen und die sogenannten New Medicines Services, die die Begleitung bei neu verordneten Medikamenten umfassen, sind vorgesehen. Podroschko betont zudem die Vorteile des niederschwelligen Zugangs zu Apotheken sowie deren lange Öffnungszeiten.

Ein weiterer Punkt auf der Agenda ist das Impfen in Apotheken. Podroschko ist überzeugt, dass dies eine internationale Erfolgsgeschichte ist und auch in Österreich umgesetzt werden sollte: “Je früher die bereits 2.500 ausgebildeten Apothekerinnen und Apotheker vom Gesetzgeber den Auftrag zum Impfen bekommen, desto besser für die Bevölkerung.”



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