SocialMedia-Kampagne oder neuer Studienplan – was macht die Apotheke zum attraktiven Arbeitsplatz?


Astrid Janovsky

Wagen einen Blick in die Apothekenzukunft: (v.li.) Christoph Jakesz, Alexander Hartl, Christina Nageler, Julia MoesslacherTARA24

Wie wird die Apotheke attraktiv für junge Arbeitskräfte? Diese Frage versuchten Expert:innen im Rahmen der Austropharm-Eröffnung zu klären. Während der Apothekerverband auf Employer Branding und SocialMedia-Kampagnen setzt, wünscht sich die Industrievertretung mehr OTC-Switches. Jedenfalls sollte auch das Studium den modernen Anforderungen angepasst werden. Das könnte an einigen Universitäten aber noch dauern.

“Next Pharmazie Generation” lautete das Motto des Eröffnungspanels der diesjährigen Austropharm. Julia Moesslacher (PMU Salzburg), Christina Nageler (Geschäftsführerin IGEPHA), Alexander Hartl (2. Vizepräsident Apothekerverband) und Christoph Jakesz (Geschäftsführer Pharma-Time Verlag) versuchten der Frage auf den Grund zu gehen, was die Apotheke als Arbeitsplatz für gegenwärtige, vor allem aber zukünftige Fachkräfte attraktiv macht.

Digitaler Köder für Gen Alpha

Generation Alpha steht in den Startlöchern, den Arbeitsmarkt zu erobern. Damit das auch bei Apothekenberufen der Fall ist, setzt der Apothekerverband seit einigen Jahren auf SocialMedia-Kampagnen – und das sehr erfolgreich. “2024 konnten wir ein Allzeit-Hoch an PKA-Lehrlingen verzeichnen”, freut sich Hartl. Er führt das nicht zuletzt auf die digitale Werbestrategie des Verbandes zurück. “Die letzte SocialMedia-Kampagne hatte 15 Millionen Ansichten. Das war weit mehr, als wir erwartet hatten.” Dass die Videos nicht allen gefallen, sieht Hartl entspannt. “Der Köder muss dem Fisch schmecken”, sagt er und ergänzt: “Wir sehen uns für die Zukunft gut gerüstet.”

Weniger gut vorbereitet sind bisweilen die Absolvent:innen des Pharmaziestudiums. Dies sei in den Inhalten an manchen Universitäten nur noch teilweise zeitgemäß, attestiert Moesslacher, selbst Professorin an der PMU Salzburg. Gewisse Grundlagen wären nach wie vor unabdingbar, aber sie würde sich wünschen, mehr wirtschaftliche Aspekte aufzugreifen und vermehrt Kommunikationsthemen in den Studienplan zu integrieren. Das wären Fähigkeiten, die man in allen Bereichen des pharmazeutischen Berufslebens brauchen würde. Auch wenn Industrie und Klinik zunehmend an Beliebtheit gewinnen, ginge der Großteil der Absolvent:innen nach ihrer Erfahrung in die öffentliche Apotheke.

Unterstützung erhält dieser Vorstoß von Hartl, der allerdings einräumt, dass viele Universitäten ihr Curriculum nicht so schnell umstellen könnten. Um den Beruf attraktiver zu machen, wünsche er sich mehr Wertschätzung. Auch die Möglichkeit der Screenings in den Apotheken sei noch nicht in der Bevölkerung angekommen. “Wir müssen Erwartungen und Realität zusammenbringen”, so der Standespolitiker.

KI ersetzt keine Menschen

Eine Aufwertung der niedergelassenen Apotheke sieht Nageler in mehr OTC-Switches. Wenn sich das Portfolio an rezeptfreien Produkten vergrößert, hätte die Apotheke mehr Beratungsspielraum und einen Zugewinn an Kompetenz. Auch das Thema KI müsse mehr Einzug in die Apotheken halten. Man könne sich der neuen Möglichkeiten für individualisierte Beratung bedienen. Hartl gewährt Einblicke, dass der Apothekerverband bereits einige digitale Tools in Begutachtung hätte. “Es gibt eine Menge am Markt, aber man braucht auch das Fachwissen dazu”, so der Apotheker. “KI hilft, Informationen zu sammeln. Danach kommt die pharmazeutische Kontrolle.”

Doch nicht nur für die zukünftigen Arbeitsgenerationen muss die Apotheke als Arbeitsplatz attraktiver werden. Jakesz präsentiert Zahlen, die eine große Unzufriedenheit der Apothekenmitarbeitenden widerspiegeln. Rund drei Viertel aller PKA denken aktuell darüber nach, den Job zu wechseln – sei es in eine andere Apotheke oder in eine ganz andere Branche. Bei den Pharmazeut:innen ist der Unmut noch nicht ganz so stark ausgeprägt. Inwieweit die Wertschätzung für den Beruf von Politik, aber auch der Gesellschaft gesteigert werden kann, wurde im Panel nicht geklärt. Fest steht, dass es weiterhin gutes und zufriedenes Apothekenpersonal brauchen wird, denn, so konstatiert Hartl: “Ich glaube nicht, dass es so weit kommen wird, dass der Mensch durch KI ersetzbar ist.”



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