Pharmazie privat – was ist anders am Studium in Salzburg?


von

Astrid Janovsky

Wie studiert es sich an der PMU? Eine Absolventin erzählt.AdobeStock_316386639/Have a nice day

Seit Herbst 2017 besteht in Österreich auch die Möglichkeit, Pharmazie an einer Privatuniversität zu studieren. Den Absolvent:innen wird gerne nachgesagt, dass sie sich den Abschluss „erkaufen“. TARA24 fragte nach und kam zu dem Fazit: hier bekommt man nichts geschenkt.

Wenn man von privaten Universitäten spricht, denkt man gerne an Eliten. TARA24 traf eine der ersten Absolventinnen der Studienrichtung Pharmazie an der PMU (Paracelsus Medizinische Universität) Salzburg zum Gespräch, um einen Blick in das Studium, aber auch das Leben der angehenden Apotheker:innen zu erhalten. So viel sei vorweg gesagt: wer glaubt, dass man hier leichter durch das Studium kommt, der irrt. Und auch von einer abgehobenen Gesellschaft ist nichts zu erkennen. Im Gegenteil.

Clara Hartmann (Foto) stammt aus Deutschland und entschied sich bewusst für Salzburg. „Mich hat das Curriculum überzeugt,“ sagt sie. „Das wurde moderner gestaltet als man es vom klassischen Pharmaziestudium kennt.“

Die Flucht vor dem Numerus Clausus (NC), dem in Deutschland geforderten Notenschnitt bei der Matura, weist Hartmann von sich. „Man kann trotz des hohen NC in Deutschland an vielen Stellen Pharmazie studieren. Bei den Medizinern ist das anders.“

BWL und Kommunikation

Sieht man sich den Studienplan an, gibt es bereits auf den ersten Blick Auffälligkeiten: neben den üblichen Verdächtigen Chemie, Biologie, Technologie und Pharmakologie findet man auch die Punkte „wissenschaftliche Kompetenz“, „sozialkommunikative Kompetenz“ und – Trommelwirbel – „Betriebswirtschaft“. Hartmann bestätigt den Eindruck: „Betriebswirtschaft gibt es sonst nirgends. Kommunikation hatten wir als Bestandteil in jedem Semester. Und es findet sich sogar das Fach „Arzneimittel in Schwangerschaft und Stillzeit“. Im Rahmen der „Übungsapotheke“ werden Fallbeispiele besprochen und Kundengespräche simuliert. Planspiele schaffen Verständnis für die wirtschaftlichen Zusammenhänge in und um die Apotheke. Und “gemeinsam mit den Medizinern durften wir sogar in den Präpariersaal“, ergänzt Hartmann. 

Finanzielle Hürde und strenge Aufnahmekriterien

Trotz dieses überzeugenden Konzeptes waren nicht immer alle 50 Studienplätze vergeben. Das könnte an mehreren Faktoren liegen. Zum einen muss man sich das Studium leisten können. 7950 Euro pro Semester sind nicht für jedermann finanzierbar. Hartmann räumt aber ein, dass der soziale Gedanke an der Universität großgeschrieben wird. Es gibt die Möglichkeit von Stipendien und Studienkrediten bis hin zu den sogenannten „Generationenverträgen“.

Ein weiterer möglicher Grund für die freien Plätze sind die strengen Zugangsbedingungen. Denn finanzielle Potenz alleine ist kein Garant für einen Studienplatz. Es muss auch die menschliche und geistige Kompetenz, die in einem Bewerbungsgespräch festgestellt wird, passen. Das Vorurteil, man könne sich hier seinen Abschluss erkaufen, kann Hartmann überzeugend entkräften: „An der Uni herrscht Anwesenheitspflicht. Die PMU ist sehr schulisch organisiert. Man bekommt einen Stundenplan und hat auch das ganze Semester hindurch Prüfungen.“

Anwesenheitspflicht und ständiges Mitlernen

Durch die überschaubare Zahl der Studierenden herrscht ein guter Kontakt und regelmäßiger Austausch mit dem Lehrpersonal und der Studiengangsorganisation. Die Dozent:innen sind laut Hartmann „hilfsbereit, aber fordernd“, und lassen am Anfang des Semesters mit sich reden, wenn zu viele Prüfungen aus verschiedenen Fächern zusammenkommen. Grundsätzlich ist aber Präsenz und Mitlernen Pflicht. Hartmann erinnert sich: „Ab dem vierten Studienjahr habe ich praktisch jeden Tag gelernt.“ Lerngruppen helfen, den Stoffumfang zu bewältigen und das straffe Prüfungsprogramm zu absolvieren. Eine hundertprozentige Laborplatzgarantie trägt mit dazu bei, dass die meisten das Studium in Mindestzeit absolvieren.

verpflichtende Praktika

Noch ein Unterschied zur staatlichen Ausbildung: die Absolvierung von Praktika in öffentlicher Apotheke, Klinik und Industrie ist Pflicht. Diese können im In- oder Ausland geleistet werden. Aufgrund der praxisbezogenen Ausbildung werden die Studierenden aus Salzburg gerne genommen. Nur bei Praktikumsplätzen in Kliniken ist es nicht ganz so einfach, weil es nicht so viele passende Stellen in der noch aufstrebenden klinischen Pharmazie gibt. Doch hier kann die PMU unterstützen: wer ein Praktikum absolviert hat, trägt den Betrieb im Campus Portal ein. Das erleichtert die Suche für zukünftige Studierenden. Und zukünftig könnte diese noch internationaler werden: An einem möglichen Austausch mit US-amerikanischen Universitäten wird gerade gearbeitet. Auch das ist symptomatisch für das Studium in Salzburg: Zusammenhalt und Vermitteln von Werten stehen in der Ausbildung ganz weit oben.



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