Nationaltrainer Ralf Rangnick als Gesundheits-VIP


von

Astrid Janovsky

Ralf Rangnick gab Einblicke in seine Philosophie von Leadership und die Bedeutung psychischer Gesundheit. ©Agency People Image für BCN

Am 19. September lud der deutsche Zeitschriftenvermarkter BCN, ein Joint Venture von Hubert Burda Media, der Funke Mediengruppe und der Mediengruppe Klambt, zahlreiche Akteure der Gesundheits- und Medienbranche zu einem exklusiven Event nach München. Nebst den Stakeholdern aus der Gesundheitsbranche fand sich auch ein “Vertreter aus Österreich” auf der Bühne. Der deutsche Fußballtrainer Ralf Rangnick erzählte so einiges, was nicht nur für den Fußball, sondern auch für die Wirtschaft und nicht zuletzt Apotheken Gültigkeit hat.

Der Trainer der österreichischen Fußballnationalmannschaft als Interview-Stargast bei einer deutschen Gesundheitskonferenz. Was im ersten Moment ein wenig widersprüchlich anmutete, stellte sich schnell als absolut passend heraus. Denn am Ende ist ein Fußballteam nichts anderes als ein Zusammenschluss von Personen, die auf dasselbe Ziel hinarbeiten, aber dabei sehr unterschiedliche Bedürfnisse haben. So wie in jedem anderen Betrieb auch – mit ein bisschen besseren Gehältern vielleicht.

Jeder wird mit Handschlag begrüßt – täglich

Gerade die individuellen Bedürfnisse sind es, die Ralf Rangnick als Führungskraft besonders im Fokus hat. Und dabei spielen für ihn zwei Aspekte eine wichtige Rolle, die dann wieder den Bogen zur Veranstaltung spannten: körperliche und psychische Gesundheit. Gerade die psychische Gesundheit hält er für viel zu sehr vernachlässigt. „Es braucht zwischenmenschliche Beziehungen, damit sich der Spieler öffnet.“ Deshalb begrüßt er an jedem Trainingstag jeden einzelnen mit Handschlag. „Wenn du das täglich machst, spürst du da schon, ob es dem anderen gut geht oder nicht. Und du musst dein Gegenüber auch richtig ansehen”, ergänzt der Erfolgstrainer.

Keiner gibt mentale Probleme zu

Wenn man eine Veränderung bemerkt, rät Rangnick, nachzufragen. Gerade im Profifußball sind gewisse Bereiche des Gefühlsspektrums nach wie vor Tabuthemen. „Es hat sich noch kein deutscher Bundesligaspieler während seiner aktiven Laufbahn als homosexuell goutet“, erzählt Rangnick. „Und keiner gibt es zu, wenn er mentale Probleme hat.“

Bei sich selbst hat Rangnick rechtzeitig die Reißleine gezogen – wenngleich mit mulmigem Blick in die Zukunft. “Als Fußballtrainer kannst du keine Pause machen oder dich mal ein paar Tage durchchecken lassen.” Als er merkte, dass seine sonst so übervollen Akkus morgens nur noch mit zehn Prozent Leistung liefen, fällte er einen Entschluss und stieg aus seinem laufenden Vertrag aus. Rückblickend die richtige Entscheidung, damals ein Vabanquespiel. “Es war völlig unklar, ob ich nach einer Auszeit wieder ins Metier zurückkommen könnte”, erinnert er sich. Seither hat er seinen Lebensstil geändert: Er macht mehr Sport, ernährt sich gesünder und hat zu Hause im Garten eine Boccia-Bahn. “Ich bin ehrgeizig und das ist der einzige Sport, in dem ich meine Söhne schlagen kann.”

Individuelles Training, individuelle Ernährung

Individualität unterstützt der Nationaltrainer auch bei der Ernährung. „Wir bieten täglich fünf verschiedene Gerichte an. Wenn wir bei den Trainingsplänen auf persönliche Bedürfnisse eingehen, warum sollten wir das nicht bei der Ernährung tun?“, wundert er sich. Ganz viel Individualität und persönliches Flair gab es deshalb für die Spieler auch bei der EM in Deutschland. “Jeder Spieler hatte an seiner Hotelzimmertüre sein Portrait.” verrät Rangnick. “Es gab keine Zimmernummern.”

Rangnick hat noch einige Tipps für gutes Leadership zur Hand:

  • Du kannst nur begeistern, wenn du selbst begeistert bist.
  • Wäre das Team eine Dampflok, hätte der Leader die Funktion des Heizers, der die Kohle nachschaufelt.
  • Du musst entscheidungsfreudig sein.
  • Bei kritischen Gesprächen: Emotionen raushalten. Deshalb sollte man immer einen Tag Pause zwischen Ereignis und Gespräch lassen.
  • Eine Führungskraft braucht Visionen: du musst dir vorstellen können, dass das Unmögliche möglich wird.
  • Wichtiger für die Motivation als Geld sind Entwicklungsmöglichkeiten
  • Als Führungskraft bist du ein “natural born optimist”

Und zu guter Letzt eine Weisheit, die nach wie vor ein bisschen „unösterreichisch“ klingt: „Du musst die besten Leute für den Job einstellen.“ Freunderlwirtschaft ist ebenso unangebracht wie das Befolgen traditioneller „Karriereleitern“.



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