Mitarbeiterin kauft Apotheke, um Team zu retten


von

Astrid Janovsky

Ein eingeschworenes Team mit der Kollegin als neue Chefin (Mitte)Apotheke Pulkau

Eine kleine Landapotheke soll verkauft werden. Es ist absehbar, dass bei der Neuübernahme vermutlich einer aus dem Team Platz für den neuen Eigentümer machen müsste. Damit dies nicht geschieht, übernimmt jetzt eine Angestellte die Apotheke – obwohl sie eigentlich nie selbstständig werden wollte.

Allein der Weg, wie Mag. pharm. Christina Mayer zu ihrer Apotheke fand, klingt nach einem Märchen. „Ich war nach längerer Krankheit und Kinderpause auf der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle“ erzählt die Neo-Apothekeninhaberin. Eine der Optionen war die Landapotheke in Pulkau, einer knapp 1.500 Einwohner zählenden Stadt im Weinviertel nur wenige Kilometer von der tschechischen Grenze entfernt. In der Nacht vor der Apothekenbesichtigung träumte Mayer von einer Apotheke – und war dann sehr erstaunt, als sie anderntags genau vor ihrer „Traum“Apotheke stand.

Ab da lief alles wie am Schnürchen: Mayer bekam die Stelle. Erst an zwei Halbtagen, dann immer mehr und schließlich wurde daraus sogar die Apothekenleitung. Wäre es nach der Apothekerin – und dem ursprünglichen Plan der Besitzer – gegangen, hätte dieser Satus auch noch länger anhalten sollen. Doch nach einem Jahr änderten die Eigentümer ihre Meinung und wollten die kleine Landapotheke verkaufen. Ein Interessent war bereits im Gespräch. „Das hätte aber bedeutet,“ erklärt Mayer, „dass einer aus dem Team gehen müsste. Eine Arbeitskraft mehr würde die Apotheke nicht tragen können.“

Keiner soll gehen müssen

Weil ihr das Team aber so sehr ans Herz gewachsen war, fasste die damals noch Filialleiterin einen Entschluss: „Ich wollte nicht, dass ein Fremder kommt. Und vielleicht hätte ja auch ich gehen müssen.“ Deshalb meldete sich Mayer als Käuferin und erhielt die Apotheke. „Obwohl ich eigentlich nie selbstständig werden wollte,“ lacht die Apothekerin. „Aber diese Apotheke ist meins. Das hat von Anfang an gepasst.“ Seit Jänner ist die Apotheke nun auch offizielle ihre.

Der neuen Inhaberin ist bewusst, dass die Lage nicht einfach ist. Gerade in einer Kleinstadt. „Wir haben hier einen Arzt. Rund um uns herum sind nur Ärzte mit Hausapotheke.“ Frequenzbringer? „Es gibt einen Spar, eine Trafik und drei Wirtshäuser,“ zählt die Apothekerin auf. Umso mehr schätzt die Bevölkerung „ihre“ Apotheke. „Ich erlebe wahnsinnig viel Dankbarkeit“ freut sich Mayer. „Und wir haben hier praktisch nur liebe Stammkunden.“

Wermutstropfen: Bereitschaftsdienst

Und eben ein besonderes Team. Das zeigt sich auch in der Farbe der Arbeitsmäntel. Die sind nämlich magenta. „Wir wollten etwas lebensfrohes“ erklärt Mayer „Und die Kunden finden es ausnahmslos super.“ Einziger Wermutstropfen: der Bereitschaftsturnus. „Wir haben alle drei Wochen eine Woche Dienst. In Rufbereitschaft. Das ist dann mein Job“ seufzt die Inhaberin. Weil ihr eigenes Haus dafür zu weit weg liegt, hat sie eines in der Nähe der Apotheke angemietet, in das sie während der Dienstwoche einzieht. Die Familie muss dann in der Zeit auf sie verzichten. Aber ihr Team und ihre Kund:innen sind für Mayer das Opfer wert.



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