Medikationsanalyse senkt Probleme um 70 Prozent


von

Astrid Janovsky

Medikationsanalyse in der Apotheke brächte enorme Gesundheitsvorteile sagt eine neue Studie.AdobeStock_273631491/Bowonpat

Beim APOkongress im November bereits angekündigt, liegen nun die eindrucksvollen Zahlen vor: Eine Medikationsanalyse in der Apotheke senkt Probleme durch Arzneimittel für Patientinnen und Patienten im Schnitt um 70 Prozent. Das ergab eine Studie der MedUni Wien mit rund 200 Betroffenen, die acht oder mehr Medikamente einnehmen.

Rund 500.000 Menschen sind in Österreich von Polypharmazie betroffen, was meistens mit einer Einnahme von täglich fünf Medikamenten oder mehr definiert ist, berichtete Raimund Podroschko, erster Vizepräsident der Österreichischen Apothekerkammer. Nur 50 Prozent aller Patient:innen in Österreich nehmen die Medikamente richtig ein, “das ist ein eher erschütternder Wert”, sagte er. 50 Prozent hätten auch mangelnde Gesundheitskompetenz “und bis zu 20 Prozent aller Krankenhausaufnahmen sind das Resultat von unerwünschten Arzneimittelwirkungen bei Menschen über 60 Jahren.”

Zehn Prozent weniger Medikamente

“Diese drei Problembereiche werden durch dieses neue Dienstleistungsangebot deutlich verbessert”, betonte Podroschko. Im Schnitt wurden bei den Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern in 14 Wiener Apotheken mehr als 15 arzneimittelbezogene Probleme festgestellt, berichtete Studienleiter Christian Schörgenhofer. Die Ergebnisse nach der Medikationsanalyse und Patientengesprächen zeigten eine “hochsignifikante Reduktion” der Probleme um 70 Prozent, sagte der Leiter der Arzneimittelambulanz der MedUni Wien. Die Einhaltung der Therapieziele (Therapieadhärenz) wurde um 60 Prozent verbessert und die Gesundheitskompetenz um 65 Prozent. Außerdem kam es zu einer Reduktion der eingenommenen Medikamente um circa zehn Prozent, “was mich zumindest auch überrascht hat”, hielt Schörgenhofer fest.

Häufig: Wechselwirkungen und Anwendungsfehler

Doppelverordnungen von Medikamenten von unterschiedlichen Herstellern mit dem gleichen Wirkstoff, wo es zu Überdosierungen kommt, seien jedoch selten. Neben diesen Problemen und den in der Studie häufig festgestellten Wechselwirkungen wurden auch Anwendungsfehler der Patient:innen identifiziert. Einige behandeln mit ihrem Asthmaspray mehr die Zunge als die Lunge oder nehmen erst recht gar nicht die Schutzkappe des Sprays ab, berichteten Schörgenhofer und Podroschko. Sinn macht eine Medikationsanalyse beispielsweise, wenn Patienten aus einem Krankenhaus nach Hause geschickt werden, empfahl Schörgenhofer. Dann “verändert sich sehr viel”.

Apotheken sind vorbereitet

Die Apothekerkammer sei in Gesprächen mit dem Dachverband der Sozialversicherungsträger und auch mit Ärzten im Austausch, sagte Podroschko. “Es geht nicht darum, dass ich den Arzt kontrolliere, sondern dass ich die Therapie bestmöglich unterstütze”, versicherte er den Medizinern. Für die Bevölkerung müsse das niederschwellig und möglichst kostenfrei sein.

“Die Apotheken sind bereit”, sagte Stefan Deibl, Leiter der Fortbildungsabteilung. Mehr als 3000 Apotheker:innen sind durch entsprechende Zusatzausbildungen auf Medikationsmanagement in der Apotheke als Kassenleistung vorbereitet . “Wir brauchen jetzt nur noch sozusagen das ‘Go’ von der Sozialversicherung.” Die österreichweite Implementierung der Medikationsanalyse samt Patientengespräch könne mit einer begleitenden Software “relativ flott vonstatten gehen”, ergänzte Podroschko.

APAMED



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