Er ist Unternehmer, Berater, Netzwerker und Coach. Aber im Herzen ist er doch immer Apotheker geblieben. Und ab und zu steht der Kompetenz-Tausendsassa sogar noch selbst hinter der Tara. Welche Wege der Mann mit den vielen Eigenschaften gegangen ist, um dorthin zu gelangen, wo er heute steht, hat er TARA24 erzählt.
Manchmal geht das Schicksal seltsame Wege. Im Falle von Mag. Jens Wilke ging es sogar ein paar Umwege und führte dazu, dass er bereits andere Apotheken in der Betriebsführung unterstützte, ehe er selbst eine sein Eigen nannte.
Vom Berg ins Rheinland
Doch gehen wir zu Beginn ein paar Stationen zurück: Nach seinem Studium in Innsbruck zog es den jungen Pharmazeuten aus den Tiroler Bergen in die Industrie… und damit auch über die Landesgrenzen ins deutsche Rheinland – einen Landstrich, der sprichwörtlich für seine Frohnaturen bekannt ist. Eigentlich wollte der Tiroler von dort auch nicht weg, als er das Angebot seines Abteilungsleiters annahm, in dessen neuer Apotheke zu arbeiten. Erst nach der Zusage stellt sich heraus, dass seine zukünftige Wirkstätte im nicht ganz so humorigen Sachsen-Anhalt in der Nähe von Magdeburg liegen würde.
Dort stieß der Alpenländler erstmals an Sprachbarrieren. „Es ist schon lustig, wenn der Tiroler versucht, Hochdeutsch zu sprechen“, lacht Wilke. „Ich habe immer gesagt „das geht sich aus“. Kein Mensch versteht das dort“.
In der Apothekerausbildung kommt das Thema Wirtschaft nicht vor.
Zufällig Wirtschaftsberater
Nach drei Jahren erklärte Wilke das sprachliche Experiment für beendet, kehrte in die Heimat zurück und begann dort nicht nur ein Forschungsprojekt an der Universität, sondern auch ein Wirtschaftsstudium. Das Wissen um Letzteres machte in Wilkes Bekanntenkreis die Runde und schnell trafen erste Anfragen ein, ob er nicht wirtschaftliche Schützenhilfe in der Apotheke liefern könnte.
„In der Apothekerausbildung kommt das Thema Wirtschaft ja überhaupt nicht vor“ ärgert sich der Pharmazeut. Wobei so richtig ärgerlich ist es für ihn wohl nicht, denn bereits 2002 hat Wilke daraus ein Geschäftsmodell entwickelt und die Wilke Apothekenberatung gegründet.
Was damals als Hilfestellung bei Finanzierung und Potentialanalyse begann, ist heute ein hochprofessioneller Betrieb mit mehreren spezialisierten Mitarbeitenden und modernsten Tools. Die Apothekenberatung hat drei große Schwerpunkte: Übernahme bzw. Neugründung, Verbesserung des laufenden Betriebes und Verkauf der Apotheke.
Wenn wir das Potential einer Apotheke analysieren, drehen wir uns noch ein Grad weiter.
361-Grad-Analyse
Gerade beim letzten Bereich schlüpft Wilke auch in die Rolle des Moderators und Coachs. „Wir unterschätzen den emotionalen Aspekt beim Abschied von einem Lebenswerk. Und am Ende sollen sich Käufer und Verkäufer ja auf der Straße immer noch freundlich grüßen wollen,“ lächelt Wilke. „Was uns als Agentur außerdem auszeichnet ist, dass wir eine neutrale Position einnehmen.“
Diese neutrale Sicht von außen bewahrt er auch bei seiner „361-Grad-Anaylse. „Wenn wir das Potential einer Apotheke analysieren, drehen wir uns noch ein Grad weiter,“ sagt Wilke und lächelt verschmitzt. „Wir machen einen echten Deep Dive und schauen nicht nur auf Zahlen und Daten, sondern auch auf die richtige Einsatzplanung des Personals und welche Positionierung vorhanden ist.“
Der Gesundheits-Optimierer
Aber Wilke wäre kein echter Apotheker, würde er nicht für das Thema Gesundheit und vor allem Prävention brennen. Bereits in seiner 2012 übernommenen Apotheke in einem Innsbrucker Einkaufszentrum gab es im Leistungsspektrum die Messung verschiedener Blutwerte. Außerdem ging er mit benachbarten Betrieben eine Kooperation zur betrieblichen Gesundheitsförderung ein.
Das Dienstleistungsangebot der Apotheke wurde so sehr frequentiert, dass Wilke 2020 sein „Health Performance Institut“ gründete, das sich nur einen Steinwurf weit von seiner Apotheke entfernt befindet. Für geübte Steinwerfer.
Pharmazeuten sind die Mehrkämpfer unter den Naturwissenschaftlern.
Profisportler kommen auch zu Wilke, vor allem aber Personen, die im Alltag besondere Leistung bringen müssen. Meist ist diese beruflicher Natur und das Privatleben fordert dann noch zusätzlich. Was im Blutdruckmesskämmerchen der Apotheke begann, erstreckt sich jetzt über mehrere Räume inclusive einer Kältekammer. „Pharmazeuten sind die Mehrkämpfer unter den Naturwissenschaftlern“, sinniert Wilke und würde sich wünschen, dass mehr Kolleginnen und Kollegen in ihren Apotheken Screenings und Nährstoffberatungen anbieten. „Es gibt hier Nachfrage. Viele Leute wollen etwas für ihre Gesundheit tun. Und alle Fachleute sind sich einige, dass dem Gesundheitssektor die Zukunft gehört.“
Nicht immer selbst und ständig
Wie Wilke seine eigene Zukunft sieht? „Ich möchte die Dinge noch weiter vorantreiben und vor allem meinen hochqualifizierten, spezialisierten Mitarbeiter:innen mehr Kompetenz geben. Ich will nicht nur selbst und ständig sein, sondern mich auch einmal problemlos vier Wochen auf die Malediven absetzen können.“
Wer den Tiroler kennt, weiß, dass die Malediven für den naturverbundenen 3-fach-Vater keine echte Option sind. Da sieht man ihn schon eher in den Bergen kraxeln. Früher war seine Passion der Triathlon, heute läuft er noch ab und zu einen Marathon oder Halbmarathon. Das erzählt er in einem Tonfall, in dem andere vom sonntäglichen Radausflug ins Eiskaffee berichten.
Persönlich und digital
Weniger Marathon, sondern mehr Sprint sind seine Einsätze in der eigenen Apotheke, die es ja auch noch gibt. „An der Tara stehe ich nur noch selten“ gibt der Unternehmer zu „und wenn, dann beobachten meine Mitarbeiter immer ganz genau, ob ich auch keinen Blödsinn mache.“ Die größten Chancen, vom Chef selbst bedient zu werden, hat man übrigens an den langen Adventsamstagen.
Sonst ist er vorrangig für seine Kollegenschaft da. „Ich bin der Apotheker für Apotheker“, lacht Wilke. Sein Service ist mittlerweile rund um die Uhr zu bekommen. Denn die Wilke Apothekenberatung bietet seit einiger Zeit auch ein Spinn-Off: die Wilke Akademie. Experten aus allen Bereichen von Wirtschaft über Marketing und SocialMedia bis hin zu Kommunikation geben hier in kurzen Video-Lerneinheiten ihr Wissen an interessierte Apothekerinnen und Apotheker weiter. Und die Absolvent:innen erwarten am Ende nicht nur ein enormer Wissenszuwachs, sondern sogar Fortbildungspunkte der Apothekerkammer. Wilke denkt eben an alles. In der 361-Grad-Perspektive.