Mag. Karoline Sindelar – ein Leben für die Fortbildung


von

Astrid Janovsky

Sindelar vertritt häufig die Apothekerschaft in der Öffentlichkeit – hier beim Forum Alpbach.

Keine Zeit für Fortbildung? Das Argument lässt Mag. Karoline Sindelar nicht gelten. Die Mutter von zwei Kindern ist nicht nur voller kreativer Ideen, sondern schafft es auch, ihre Funktionen als Apothekerin, Standespolitikerin und Schulungsreferentin unter einen Hut zu bringen. Nebenbei absolviert sie selbst eine Ausbildung nach der anderen. Wie sie das managt? Vermutlich hilft Golfspielen.

Wenn man den Begriff „Fortbildung“ googelt, sollte eigentlich sofort ihr Bild aufpoppen. Dass sich Mag. Karoline Sindelar auf LinkedIn als „Fortbildungsjunkie“ bezeichnet, ist fast noch eine Untertreibung. Dabei hat die Medaille, die sie zweifelsohne verdient hätte, zwei Seiten: Sindelar bildet nämlich nicht nur sich, sondern auch andere fort. Kaum eine andere Apothekerin ist in Österreich am Fortbildungssektor so vielfältig unterwegs. Das Programm der Wienerin reicht von Fachvorträgen für Kolleg:innen über Podcasts, E-Learnings und Fachartikel bis hin zum Unterricht für Pflegekräfte. Und sie ist auch für die „Qualitätskontrolle“ bei PKAs, Aspirant:innen und in Apotheken zuständig.

Retard-Studium mit Hang zur Forschung

Doch beginnen wir beim pharmazeutischen Anfang: Sindelar ist der Beweis dafür, dass eine große Karriere nicht unbedingt einen schnellen Studienabschluss voraussetzt. Ihre neun Jahre Studentendasein sollen jene motivieren, die sich gerade von einem Abschluss in Mindestzeit verabschieden. Man muss aber auch erwähnen, dass Sindelars „Retard“-Studienzeit damit zusammenhängt, dass sie schon vor ihrer akademischen Weihe in die beruflichen Wasser der Wissenschaft eingetaucht war. An der TU fütterte sie besten Nährboden an jene Bakterien, die dann elektrotechnischen Experimenten standhalten mussten. In der Abteilung für Nuklearmedizin am AKH verfolgte sie den Verbleib radioaktiver Teilchen in Organen und in der Firma von Prof. Christian Noe die Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke. Ihre Diplomarbeit absolvierte die Umtriebige bei der Firma Baxter.

In die Standespolitik “reingerutscht”

Obwohl der Werdegang bis hierher nach einer Karriere in der Industrie schreit, zog es Sindelar in die öffentliche Apotheke „und einmal durch ganz Wien“ ergänzt sie lachend.  Ihre berufliche Landkarte zeigt Markierungen im 1., 4., 5. und 9.Bezirk. Final verschlug es sie nach „Transdanubien“ in die Apotheke Jedlesee im 21. Bezirk.

Zur Abwechslung Vorsitz statt Vortrag beim ApoKongress.

Vielen Kolleg:innen ist Sindelar durch ihr standespolitisches Engagement bekannt. „Über Arbeitskolleginnen kam ich zum VAAÖ,“ erklärt sie, „und plötzlich war ich Ersatzdelegierte. Irgendwie bin ich da so reingerutscht.“ Sie lacht erneut und wird gleich darauf ernst. „Damals hat mich Politik noch nicht wirklich interessiert. Da ist es uns in den Apotheken noch gut gegangen.“ Die folgende Pause lässt vermuten, dass die Kammer-Funktionärin die aktuelle Lage anders sieht.

Doppelmoppel-Mitglied

Wobei sich schon früh bemerkbar machte, dass die Apothekerin etwas bewegen möchte. „Als ich Aspirantenprüferin werden wollte, hielt man mich für zu jung.“ Auch das Projekt „Apo@school“ hatte es ihr angetan. Da zeigten sich bereits die ersten Ansätze des Fortbildungs-Junkies. Bei der nächsten Wahl wurde Sindelar Delegierte – was insofern speziell war, da sie zu dem Zeitpunkt sowohl beim VAAÖ als auch beim FORUM!pharmazie im Mitgliederverzeichnis stand. „Ich wollte mir einfach beides anschauen und beide Vertretungen unterstützen,“ erklärt Sindelar pragmatisch.

Heute hat sie sich ganz dem FORUM!pharmazie verschrieben, ist Vorsitzende der Landesgruppe Wien, Mitglied des Kammervorstandes und letztendlich dort gelandet, wo ihr Herz am meisten zu Hause ist: im Fortbildungsausschuss. „Das ist genau das, was mir taugt,“ sagt Sindelar mit funkelnden Augen. „Wissen runterzubrechen, so dass es jede und jeder einfach verstehen kann.“

Kammer und Industrie? Kein Problem.

Das gelingt ihr nicht nur im Rahmen der großen Kammer-Kongresse, sondern auch im Auftrag verschiedener Pharmafirmen. Ob es ein Problem ist, dass sie auf so vielen Kirtagen tanzt? Sindelar verneint kategorisch. „Ich bereite die Indikation oder die Krankheit auf. Bei Produkten halte ich mich komplett raus.“ Wenig zurückhaltend ist sie bei der Entwicklung neuer, kreativer Schulungsmethoden. Ein Quiz hier, ein Podcast da und aktuell steht schon das nächste innovative Projekt an – über das an dieser Stelle aber (noch) nicht mehr verraten werden soll.

Vor der Kamera und auf der Bühne ist sie in ihrem Element.

Nebst so viel beruflichem Engagement findet die zweifache Mutter immer noch Zeit für ihre eigene Weiterbildung. „Corona war mein Glück“ erklärt sie, „sonst hätte ich die Krebsakademie der barmherzigen Brüder nicht absolvieren können.“ Die fand bedingt durch die Umstände nämlich online statt und hat Sindelar in unterschiedlichen Aspekten bereichert. „Die Fortbildung war interdisziplinär und ich habe aus vielen Bereichen etwas mitnehmen können,“ schwärmt sie. „Den Blickwinkel der Pflege zum Beispiel. Es haben aber auch Psychotherapeuten referiert und sogar eine Perückenmacherin.“

Studium in Schottland

Noch umfassender gestaltete sich ihr Postgraduate-Studium, das sie per Fernlehrgang an der Robert-Gordon-University in Schottland absolvierte. Der Abschluss in „Clinical Pharmacy Practice“ war für Sindelar eine Investition in die Zukunft. „Medikationsmanagement wird immer wichtiger für die Apotheke“, ist die Pharmazeutin überzeugt.

A propos Zukunft: da sieht der Plan vor, sich mehr in der Apotheke einzubringen. Natürlich stehen auch hier kreative Projekte an: die Betreuung der Apo-Nordic Walking-Gruppe, Kundenvorträge, die aktuell schon im Zwei-Monats-Intervall angeboten werden, neue Sortimente im Apothekenregal und neue Screening-Angebote im Beratungsraum. Der Enthusiasmus ist spürbar. „An Ideen mangelt es nicht“, stellt sie klar und lacht wieder. Daran würde auch niemand zweifeln.

Wer nun meint, dass bei so viel Engagement keine Zeit für Hobbies bleibt, der irrt. Vor Kurzem hat Sindelar die Liebe zum Golfsport entdeckt. Einem durchaus zeitintensiven Vergnügen. Bei der Frage, ob die Familie da mitmacht, schmunzelt sie. „Die spielen alle schon länger als ich – und besser,“ ergänzt sie nach einer kleinen Pause. Wer den Ehrgeiz der Apothekerin mit den vielen Talenten kennt, der weiß, dass das vermutlich nicht mehr lange so sein wird.



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