Apotheker, Autor, Influencer, Referent und neuerdings auch Student. Vermutlich hat Mag. Clemens Feldmann die Dehnung der Zeit erfunden. Denn was der Tiroler Apotheker so alles unter einen Hut bringt, kann sich in 24 Stunden nicht ausgehen, sollte man meinen. Wie er das schafft, erzählt er im Gespräch mit TARA24.
Wenn Sie in den sozialen Medien aktiv sind, ist er Ihnen bestimmt schon aufgefallen. Mehr als 10.000 Follower erfreuen sich regelmäßig auf LinkedIn an seinen phyto-pharmazeutischen Beiträgen und auf Instagram umfasst seine Community stattliche 8.000 Mitglieder – was für österreichische Verhältnisse schon echten Influencer-Dimensionen entspricht. Auf „Insta“ findet man Feldmann allerdings unter @rezeptfreiinderapotheke, dem Titel seines Buches über – nomen est omen – rezeptfreie Arzneimittel in der Apotheke.
Vom Arbeitsblatt zum Lehrbuch
Es ist aber weit mehr als ein Nachschlagewerk für Hobby-Hypochonder. Ursprünglich war das, was heute aus 304 gebundenen Seiten besteht, eine Sammlung loser Arbeitsblätter. Die hatte Feldmann als junger Apotheker für die ihm in seiner Apotheke zugeteilten Aspirant:innen als Lernhilfe erstellt. „Irgendwann dachte ich mir: Vielleicht interessiert das auch andere?“ begründet er seinen Schritt, Autor zu werden. Der Facultas-Verlag fand die Idee spannend, gab es doch zu dem Zeitpunkt in Österreich kein Werk, das ebenjenen Markt bediente. Mittlerweile wird „Rezeptfrei in der Apotheke“ sogar in Schulen und in Aspirantenkursen als Lehrmittel verwendet. Was den Autor besonders freut. Und obwohl der Inhalt für den österreichischen Arzneimittelmarkt konzipiert ist, kann man das Buch des Tiroler Apothekers auch in deutschen Onlineshops wie etwa Hugendubel.de erwerben.
Eigene Schulungsserie für Wiedereinsteiger:innen
Mit dem geballten Wissen, das sich im Zuge seiner Schreibtätigkeit angesammelt hat, ist es nicht verwunderlich, dass Feldmann auch ein begehrter Referent ist. Für die österreichische Apothekerkammer hat er eine eigene Fortbildungsserie für Aspirant:innen und Wiedereinsteiger:innen konzipiert. In zehn Lerneinheiten zu 1,5 bis zwei Stunden werden jeweils vier Themengebiete abgearbeitet. Dabei geht Feldmann nicht nur auf die Leitlinien der jeweiligen Indikation ein. „Wir vergleichen die unterschiedlichen OTC-Präparate, ich bringe Beispiele aus der Apothekenpraxis und liefere die Lösungsmöglichkeiten dazu. Außerdem gibt es eine Menge Tipps und Tricks für die Arbeit an der Tara.“ Nicht nur bei diesem Projekt sei er von der Tiroler Landesgeschäftsstelle der Apothekerkammer immer sehr unterstützt worden.
Mit Verspätung selbstständig
Im Jänner 2024 bekam der 4-fache Familienvater ein weiteres „Baby“: seine eigene Apotheke. „Den Wunsch, mich einmal selbstständig zu machen, hatte ich bereits zu Studienbeginn. Eigentlich wollte ich das mit Anfang 30 verwirklicht haben – aber ich merkte, dass das nicht so einfach ist.“ Mit Anfang 40 war es dann so weit. Er konnte die Engel-Apotheke in Telfs in Tirol übernehmen. „Es war ein großes Glück, in meiner Umgebung etwas zu finden“ freut sich der Neo-Unternehmer. Den Dezember verbrachte er bereits in seiner neuen beruflichen Heimat als „Praktikant“ – wie er sich selbst bezeichnete. Auch das sieht er rückwirkend als gute Entscheidung, obwohl er bereits 15 Jahre – auch in leitender Funktion – in einer anderen Apotheke vorweisen konnte. „Man darf nie glauben, dass man alles kann oder weiß!“ So wurde eine umfassende und fließende Übergabe bewerkstelligt.
Noch einmal Student
Wer denkt, jetzt wäre auch ein Feldmann einmal ausgelastet, der irrt. Denn der Apotheker, Autor, Influencer und Referent ist darüber hinaus noch Student. Oder besser gesagt: wieder Student. Er zählt zu den Pionieren im ersten Jahrgang des Master-Studienganges „klinische Pharmazie“ an der Universität Wien. Vier Semester drückt er jetzt abermals die Schulbank. Meist von zu Hause aus, denn die Vorlesungen können auch online absolviert werden, „aber für Kommunikationsthemen fahre ich gerne nach Wien. Ich gehöre allerdings schon zu jenen mit der weitesten Anreise.“ Abgesehen vom persönlichen Interesse sieht Feldmann die Zusatzqualifikation als eine Investition in die Zukunft: „Medikationsmanagement wird immer größere Bedeutung bekommen. Ich gehe davon aus, dass das früher oder später von den Kassen übernommen wird. Wenn dann die Apotheke diesbezüglich einen höheren Stellenwert gewinnt, bin ich bestens vorbereitet.“
Eigenmarken und Online-Shop
Welche Pläne er sonst noch für die Zukunft hat? „Ich überarbeite gerade unseren Online-Auftritt. Das Thema Webshop finde ich sehr interessant – vor allem in Verbindung mit Eigenmarken. Dann beschäftigt mich – wie viele andere Kolleginnen und Kollegen – das Thema Personal, denn es stehen in meiner Apotheke Pensionierungen an.“
Und schließlich ist im Hintergrund natürlich immer die Familie mit den vier Kindern, denen er auch gerne Zeit widmet. Mit Disziplin, Planung, Kreativität und einem ordentlichen Maß Pioniergeist lässt sich das alles bewerkstelligen.