Go green, Apotheke! Nachhaltigkeit fängt im Kleinen an


Schon kleine Maßnahmen, wie der Austausch von Glühbirnen, machen die Apotheke grüner.AdobeStock_116864934/dehweh

Sieben Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes produziert das Gesundheitssystem. Apotheken können zur Reduktion einen wichtigen Beitrag leisten. Das ist nicht nur gut für das Gewissen, sondern auch für das Image. Und langfristig sogar für den Geldbeutel.

Go green – ein Schlagwort, das in aller Munde ist. Dabei schiebt man die Verantwortung gerne auf Großkonzerne. Doch Nachhaltigkeit beginnt im Kleinen – und zwar nicht nur bei Elektroautos, Balkonkraftwerken und waschbaren Strohhalmen.

„Nachhaltigkeit heißt nicht, dass man dann wirtschaftlich schlechter dasteht. Ganz im Gegenteil.“

Oliver Messner, Green Compliance GmbH

Nachhaltig UND erfolgreich

Wer sich mit dem Gedanken trägt, seinen Betrieb nachhaltiger zu gestalten, fürchtet häufig hohe Kosten und finanzielle Einbußen. „Nachhaltigkeit heißt nicht, dass man dann wirtschaftlich schlechter dasteht. Ganz im Gegenteil.“ sagt Oliver Messner von der Green Compliance GmbH. Er ist mit seinem Team spezialisiert auf die Beratung von Apotheken und Arztpraxen zum Thema Nachhaltigkeit.

Dabei geht es nicht nur um den reinen Umweltschutz. „Nachhaltigkeit“ besteht aus drei Faktoren, der sogenannten „triple bottom line“: Soziales, Umwelt und nachhaltige Unternehmensführung. Im Englischen spricht man von den 3 Ps: people – planet – profit.

Ressourcen sparen in der Apotheke

Auch wenn Apotheken auf den ersten Blick nicht als große Umweltverschmutzer erscheinen, ist der Punkt „planet“ durchaus eine nähere Betrachtung wert. Denn es gibt hier einige Beispiele, wie in pharmazeutischen Betrieben Ressourcen gespart und die Schadstoffbelastung reduziert werden können. Messner hat einige Beispiele parat:

  • Pharmazeutische Abfälle: Viele Menschen denken nicht daran, wie umweltschädlich unsachgemäß entsorgte Arzneimittel sein können. Eine Apotheke kann hier durch Rücknahmeprogramme und richtige Entsorgung eine große Rolle spielen.
  • Papierverbrauch: Obwohl es offensichtlich erscheint, wird oft unterschätzt, wie viel Papier in Apotheken verbraucht wird. – sei es beim Bestellwesen (Bestellungen per Fax, Lieferscheine etc.), Kassenbons oder Werbemittel. Die Digitalisierung kann hier einen erheblichen Unterschied machen.
  • Wasserverbrauch und -verschmutzung: Der Wasserverbrauch und die potenzielle Verschmutzung durch Reinigungsmittel und andere chemische Produkte werden oft übersehen. Der Einsatz umweltfreundlicher Reinigungsmittel und wassersparender Geräte kann hier Abhilfe schaffen.
  • Lagerhaltung und Transport: Die Lagerung und der Transport von Arzneimitteln und anderer Produkte verursachen einen erheblich ökologischen Fußabdruck. Eine effizientere Bestell- und Lagerverwaltung sowie die Wahl von umweltfreundlichen Transportmitteln können die Umweltauswirkungen verringern.

Keine Kostenfalle

Entscheidet sich eine Apotheke für eine nachhaltigere Betriebsführung, stehen in der Regel anfangs Investitionen ins Haus. „Diese rechnen sich aber mittel- bis langfristig“ so Messner. Was sofort eintritt, ist ein Imagegewinn auf Kund:innenseite und eine Verbesserung der Mitarbeiter:innenzufriedenheit. Auch eine Wertsteigerung des Betriebes kann dadurch erlangt werden. Denn zukünftig werden Unternehmen, die keine nachhaltige Betriebsführung nachweisen können, bei Bankkrediten höhere Zinsen bezahlen müssen. Möchte man seine Apotheke also dereinst veräußern, wird der potentielle Käufer oder die interessierte Käuferin genau schauen, ob der Betrieb günstig finanzierbar ist.

Auch der Klimawandel fällt in den Bereich der nachhaltigen Planung und betrifft den Bereich des Sozialen. Durch eine Zunahme der Hitzetage werden kühle Erholungsräume an Bedeutung gewinnen – und zwar sowohl für Mitarbeitende, als auch für gesundheitlich angeschlagene Kund:innen. Das Angebot von Ruheplätzen in der Offizin fällt ebenso in den Bereich der Nachhaltigkeit wie das Bereitstellen von isolierenden Transportbehältnissen für den Nachhauseweg. „Erfahrungsgemäß“ sagt Messner „lassen sich große Veränderungen am leichtesten bei einer Standortverlegung oder einer Neugründung bewerkstelligen.“

Zu Beginn: Ist-Zustand erheben

Wer sich verändern will, muss aber nicht gleich die Fenster tauschen oder die Offizin umbauen. Messner kennt einige Maßnahmen, die Apotheken leicht umsetzen können:

  • Energieeffiziente Beleuchtung: Austausch von Glühbirnen / Halogenleuchten gegen energieeffiziente LED-Lampen.
  • Digitalisierung von Prozessen: Einführung digitaler Abwicklungsprozesse, um Papierverbrauch zu reduzieren.
  • Recyclingstationen: Einrichten von Recyclingstationen für Papier, Kunststoff und Glas sowohl für Kund:innen als auch für Mitarbeiter:innen.
  • Nachhaltige Verpackungen: Verwendung von umweltfreundlichen Verpackungsmaterialien und Förderung der Rückgabe und Wiederverwendung von Verpackungen.
  • Schulung und Sensibilisierung: Schulungen für Mitarbeiter:innen zur Sensibilisierung für nachhaltige Praktiken und deren Umsetzung im täglichen Betrieb

Wichtig ist als erster Schritt eine Erhebung des Status Quo. Nur so sind in Folge die Veränderungen der durchgeführten Maßnahmen messbar.

Der Experte

Foto: Oliver Messner

Oliver Messner ist Sustainability Expert bei Green Compliance GmbH & Co KG. Er berät Unternehmen im In- und Ausland zum Thema Nachhaltigkeit und steht als gefragter Key Note Speaker auf diversen Bühnen im DACH-Raum. Im Rahmen des Projekts „Green Apo“ berät er Apotheken auf deren Weg zu einer nachhaltigen Betriebsführung. Dabei unterstützt er auch bei der Beantragung von Förderungen und bietet zertifizierte Schulungen zu dem Thema. (Foto: Oliver Messner)
www.greenapo.com



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