Was als Lockruf einer finanziell abgesicherten Zukunft begann, hat sich zum absoluten Herzensthema entwickelt. Da nimmt es die steirische Landesvizepräsidentin auch gerne in Kauf, dass pro Woche mindestens zwei bis drei Abende den Kammeragenden geopfert werden.
„Als ich ein Kind war, wohnten in unserer Nachbarschaft einige Apothekerinnen. Die haben immer von ihrem interessanten Beruf erzählt,“ antwortet Alexandra Mandl auf die Frage, warum sie sich für das Pharmziestudium entschieden hat. Was Naturwissenschaftliches sollte es sein, aber „nichts brotloses wie Chemie oder Physik“.
Am Anfang war…die unlesbare Arztschrift
Ihren ersten Aufschlag in der Apotheke hat Mandl nicht in allerbester Erinnerung: „Mein erstes Apothekenpraktikum war in einer kleinen Landapotheke. Wir hatten nur einen Arzt. Der war Araber und schrieb die Rezepte per Hand von rechts nach links.“ Zum Glück gab es damals Kolleginnen, die geübt im Entziffern der ärztlichen Geheimschrift waren. „Schade, dass es damals noch kein E-Rezept gab,“ lacht die heutige Vorzeigeapothekerin.
Typisch steirische Forschungsthemen
Dass sie später einmal in der Offizin stehen würde, war für Mandl aber früh klar – obwohl sie sich ihre ersten Sporen oder vielmehr Schillinge in der Wissenschaft verdiente. In Lohnanalyse bestimmte sie die Pestizide in Kürbiskernen. „Ein typisch steirisches Thema,“ lacht Mandl, das sie später auch in ihrer Dissertation beschäftigte. Vor dem Doktorat absolvierte sie aber das Aspirantenjahr – und erlag wie so viele dem Zauber der Offizin. Letztendlich sprach allerdings auch ein ganz rationaler Faktor für den Arbeitsplatz Apotheke: die geregelten Arbeitszeiten.
Lehrauftrag und 2. Studium
Trotzdem führte das Schicksal die promovierte Pharmazeutin mehrmals an die Universität zurück. Zum einen als Lektorin für „pharmaceutical Care“. „Die Uni wollte einen Apotheker aus der Praxis,“ erinnert sich Mandl. Eine Semesterwochenstunde darf sie vortragend an der Uni Graz bestreiten – nebst 24 Stunden in der Apotheke und ca. 40 Stunden pro Woche in ihrer Funktion als Vizepräsidentin der Landesgeschäftsstelle Steiermark. Hier im Bild mit Landespräsidentin Mag. Alexandra Fuchsbichler.
Zum anderen belegte die wissbegierige Standesvertreterin 2018/19 den Zertifikatskurs „klinische Pharmazie“ an der Universität Tübingen (Baden-Württemberg). Und dürfte da thematisch Blut geleckt haben. Denn aktuell studiert sie im ersten Jahrgang des neuen Masterstudienganges „klinische Pharmazie“ an der Uni Wien. „Das kann schon sehr stressig werden,“ räumt Mandl ein, „aber zum Glück werden die meisten Veranstaltungen aufgezeichnet. Und wenn dann gerade zeitgleich eine FORUM!pharmazie-Sitzung stattfinden, höre ich die Uni eben nach.“
Ein Monat Lernauszeit
Irgendwann sind aber auch die Kapazitäten einer Alex Mandl erschöpft. „Für die Prüfungen damals in Tübingen habe ich mir ein Monat Auszeit zum Lernen genommen.“ Und sie ergänzt mit einem Zwinkern: „Vor den Prüfungen hatte ich schon ein bisschen Angst.“ Das macht die Universitätslektorin doch gleich noch sympathischer.
Ungeplante Karriere in der Standespolitik
Wie die meisten in der „Apothekenpolitik“ wurde auch Mandl von einer engagierten Kollegin inspiriert. Aus einem freundlichen „komm und schau´s da an“ wurde die Funktion als Aspirantenprüferin, danach ein hinterer Listenplatz beim FORUM!pharmazie, der vom Schicksal immer weiter nach vorne bugsiert wurde, und schließlich 2017 die Wahl zur Vizepräsidentin. Ihre größte Herausforderung in dieser Funktion? „Corona“, kommt sofort die Antwort. Besonders stolz ist die Apothekerin auf die Zusammenarbeit mit dem Landesgesundheitsfonds. „Wir konnten bereits Ende Februar, als die ersten Impfstoffe kamen, eine Impfaktion nur für Apotheker:innen anbieten. Diese haben wir gemeinsam mit der Bezirksärztevertretung selbst organisiert, damit jene Kolleginnen und Kollegen geschützt sind, die direkt an den Menschen die Coronatests durchgeführt haben.“
Wenig Aufstiegschancen für Angestellte
Durch Graz sieht man die umtriebige Apothekerin meist mit dem Rad flitzen. „Sonst lässt sich mein ambitionierter Zeitplan nicht umsetzen,“ lacht sie. Ambitioniert ist Mandl auch, was ihre persönliche Aus- und Weiterbildung angeht. Abgesehen von den unzähligen Fortbildungen, die sie selbst organisiert, sieht man sie auch häufig bei Seminaren der Industrie.
Ein wenig neidisch schielt die Kammervertreterin auf die deutschen Nachbarn, wo man sich in mehreren Bereichen zum „Fachapotheker“ ausbilden lassen kann. „Ich bin gerne Apothekerin, aber man hat als Angestellte kaum Perspektiven außer der Selbstständigkeit. Als Fachapotheker:in könnte man sich spezialisieren und hätte ein Alleinstellungsmerkmal.“
Große Liebe Griechenland
Am Mittwoch wird man sie allerdings auf Veranstaltungen vergeblich suchen. Dieser Abend ist nämlich fix verplant und ausnahmsweise nicht der Apotheke gewidmet. Da vertieft sich der glühende Griechenland-Fan im Urania-Kurs in die Landessprache. Drei Wochen sind jedes Jahr für ihr Lieblingsland reserviert. In dieser Zeit lädt die quirlige Steirerin ihre Akkus wieder auf. Und wenn während des Jahres Regenerations-Bedarf besteht, erledigt den Job auch sehr gut ihre Katze – nicht zuletzt, weil die sehr viel Griechenland in sich trägt. Der vierbeinige Stresskiller fristete nämlich ehemals ein freudloses Schicksal als Straßenkatze, eher er von Mandl „in Eigenimport“ in die Steiermark mitgenommen wurde.