Erneut Aufhebung des Gebietsschutz für Apotheken gefordert


von

Ulrike Krestel

Von links nach rechts: OMR Dr. Wolfgang Ziegler, Dr. Holger Grassner und Dr. Tassilo Dückelmann.Foto: OÖÄK/Manfred Binder

Im Rahmen einer Pressekonferenz forderte die Oberösterreichische Ärztekammer (ÄK OÖ) erneut die Aufhebung des Gebietsschutzes von Apotheken sowie des Mindestabstands von sechs Kilometern zu Hausapotheken. Neben ökologischen Vorteilen, wie Verringerung der CO2-Belastung, betonte man die Sicherstellung der Versorgungssituation für Patient:innen. Weiters könne man mit der Lockerung dem bestehenden Ärztemangel entgegensteuern.

Derzeit sind in Oberösterreich 50 Kassenstellen unbesetzt, 38 davon fallen auf die Allgemeinmedizin. Laut ÄK OÖ bedeute dies, dass 90.000 Personen ohne unmittelbare hausärztliche Betreuung sind. „Bei den wenigen Nachbesetzungen wird immer deutlicher, dass Kassenstellen mit Hausapotheke wesentlich leichter zu besetzen sind, als solche ohne“, argumentiert OMR Dr. Wolfgang Ziegler, Kurienobmann-Stv. der niedergelassenen Ärzte in der Ärztekammer für Oberösterreich, die Forderung.

Hausapotheken in Österreich

Bis 1998 gab es noch einen Gleichstand zwischen Hausapotheken (1100) und öffentlichen Apotheken (knapp 1000), sagte Dr. Holger Grassner, Referent für Hausapotheken in der Ärztekammer für Oberösterreich. „Zahlreiche Novellen im Apothekengesetz führten dazu, dass sich der Bestand ärztlicher Hausapotheken verringert hat, während die Zahl der öffentlichen Apotheken auf knapp über 1400 gesteigert wurde. Ein unnötiges Festklammern an einen willkürlich festgelegten Bevölkerungsschlüssel werfe Österreich hinter andere Nationen zurück. So würden beispielsweise in Deutschland 2,2 Apotheken auf 10.000 Einwohner kommen, in Österreich lediglich 1,6. (Anm.der Redaktion: Nicht berücksichtig wird hier die Verteilung von Apotheken in Ballungszentren im Vergleich zu dünn besiedelten Gebieten in Deutschland. So findet in den Ballungszentren eine massive Kumulation von Apotheken statt, die gesamte Fläche ist jedoch schlecht versorgt. Dazu kommt ein massives Apothekensterben in Deutschland. Der Gebietsschutz dagegen kann in Ö eine flächendeckende Rund-um-die-Uhr-Versorgung garantieren.).

Situation in Ob der Enns

„Aktuell gibt es in Oberösterreich 246 hausapothekenführende Ärztinnen und Ärzte, die etwa ein Drittel der Bevölkerung medizinisch und medikamentös versorgen. Das entspricht knapp über 500.000 Menschen, die im ländlichen Raum leben. Die Anzahl blieb in den letzten 20 Jahren relativ konstant, jedoch hat die Bevölkerungszahl seither um knapp 40.000 Menschen zugenommen“, sagt Dr. Tassilo Dückelmann, Co-Referent für Hausapotheken in der OÖ-Ärztekammer. Dennoch konnten in den letzten Jahren Gemeinden als Hausapotheken-Standort gewonnen werden. Gründe sind etwa die Verlegung von Ordinationen über die Sechs-Kilometer-Grenze, die Schaffung von neuen Kassenstellen oder die Installation von standortübergreifenden Gruppenpraxen.

Im Hinblick darauf fordern die Ärztevertreter nun eine faire Koexistenz von Hausapotheken und öffentlichen Apotheken, um eine umfassende Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten. Diese Forderung umfasst seitens der ÄK OÖ folgende Verbesserungsvorschläge:

  • Streichung der Kilometer-Grenze für ärztliche Hausapotheken zu öffentlichen Apotheken.
  • Duales System mit einem Nebeneinander von öffentlichen Apotheken und ärztlichen Hausapotheken.
  • Bessere Einbindung der Ärzte-Vertretung in die Gesundheitspolitik.
  • Installation einer ärztlichen Hausapotheke in Primärversorgungseinheiten (aktuell 11 in OÖ).
  • Dispensierrecht für alle Ärztinnen und Ärzte.

Abschließend forderten die Ärztevertreter die Politik auf die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Ausbau der Hausapotheken zu schaffen und eine stärkere Unterstützung durch die Gesundheitspolitik.



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