Dr. Katharina Schaufler und die Apotheke im Nirgendwo


von

Astrid Janovsky

Eine neu eröffnete Bahnstation wurde auch die Wirkungsstätte von Dr. Katharina Schaufler und Hündin Meyla.privat

Mut wird belohnt. Paradebeispiel dafür ist Dr. Katharina Schaufler. Sie eröffnete ihre Tullnerfeld-Apotheke praktisch im Nirgendwo. Was es gab, war eine neue Bahnstation – und jede Menge Gegenwind. Heute führt Schaufler einen erfolgreichen Vorzeigebetrieb, der viele technische Raffinessen aufweist.

Ihr ursprünglicher Plan war eigentlich, nach dem Doktorrat eine Karriere in der Forschung anzustreben. Das Arbeiten dort empfand die junge Pharmazeutin aber nicht als erfüllend. Der Zufall bescherte ihr den ersten Arbeitsplatz als Apothekerin in einer öffentlichen Apotheke mit den Schwerpunkten Homöopathie, orthomolekulare Medizin und Bachblüten. Vor allem die Eigenanfertigung hatte es ihr damals angetan. Es folgten noch einige Wechsel der Arbeitsstellen, ehe Schaufler in das Abenteuer Selbstständigkeit stürzte.

Dabei lag die Idee des eigenen Betriebes nahe, stammt sie doch aus einer Unternehmerfamilie – wenngleich nicht aus dem pharmazeutischen Bereich. Das Interesse für die wirtschaftlichen Aspekte einer Apotheke war daher von jeher groß ausgeprägt gewesen.

Auf der grünen Wiese…

Für den Weg in die Selbstständigkeit bekam die Apothekerin zum damaligen Zeitpunkt jede Menge Zuspruch, mit ihrer Wahl des Standorts stieß sie dagegen auf reichlich Unverständnis. Als Wirkungsstätte wählte die Unternehmerin in spe quasi die grüne Wiese – zumindest zum Zeitpunkt der Projektplanung. Heute hat sich ihre gute Spürnase bewahrheitet: Der Standort – es ist der Bahnhof Tullnerfeld – wertete die Region massiv auf und führte zu einem enormen Aufkommen an regionalen Wohnprojekten und damit einhergehend zu einem Anstieg der Einwohnerzahl.

Mit Instinkt und Analyse zum Ziel

Auch der Weg, bis Schaufler die eigene Konzession in ihren Händen hielt, war zeitweise erschöpfend. Vor dem Konzessionsansuchen hat sie schließlich nicht nur auf ihren Instinkt vertraut. „Ich habe einen mir bekannten und empfohlenen Wirtschaftsexperten zu Rate gezogen, der den Standort evaluiert hat. Er war zwar nicht so euphorisch wie ich, da ich aber selbst im direkten Umkreis aufgewachsen bin und man mich in der Gegend dann doch ganz gut kennt – was im ländlichen Bereich für eine Apotheke sehr positiv ist – hat er dann auch das wirtschaftliche Ok gegeben. Auch von einer Großhandelsfirma wurde eine Standortanalyse durchgeführt, die im Umkreis von einem Kilometer der Apotheke genau NULL Hauptwohnsitze ergeben hat.“

Gefragt sind Flexibilität und Kreativität

Und natürlich verlangt der Standort an einem Pendlerbahnhof auch Flexibilität von der Apotheke. Ein großes Thema: die Öffnungszeiten. Auch hier war die Apothekerin kreativ: „Für mich war es sehr wichtig, die Öffnungszeiten pendlerfreundlich zu gestalten. Hier wurde ich nur von den kollektivvertraglichen Auflagen für Angestellte gebremst, denn ich hätte so gerne einen „Langschläfersamstag“ – also von 9 bis 13 Uhr – durchgesetzt, aber der Stundenzuschlag liegt dafür bei 50 bzw. 75 Prozent. Hier muss die Kundenfrequenz entsprechend hoch sein, damit es sich wirtschaftlich rechnet.
Weiters war es mir wichtig, dass die Abläufe sehr rasch funktionieren, Pendler haben meistens wenig Zeit, daher habe ich mich, obwohl ich vorher noch nie mit einem Lagerautomaten gearbeitet habe, dafür entschieden, denn dadurch haben wir im Verkauf mehr Zeit für die Beratung.“

24 Stunden versorgt

Die Automatisierung hat sich in der Tullnerfeld-Apotheke aber nicht nur während der Öffnungszeiten durchgesetzt, sondern auch in der von außen zugänglichen Abholstation. Auf der Suche nach der passenden Lösung wurde die Apothekerin in Italien fündig. „Ich habe eine Anbindung des Shops – „Pharmashop24“ – mit dem Lagerautomaten bauen lassen. Also das Display des Shops ist digital, die Artikel sind nicht wie sonst bei einem Automaten hinter Glas sichtbar, sondern werden nur eingeblendet. Technisch war alles etwas schwierig, weil das Gerät bereits vor der Eröffnung eingebaut wurde und ich noch keine Ware zur Ausstattung hatte. Eigentlich wäre ich sehr zufrieden, jedoch ist die rechtliche Situation in Österreich kompliziert, weil Arzneimittel nicht angeboten werden dürfen.“

„Ich kann die Selbstständigkeit jedem Pharmazeuten, der seinen Job liebt und das Arbeiten gleichzeitig als Hobby sieht, empfehlen.“

Dr. Katharina Schaufler

“Würde es es immer wieder tun”

Wenn Dr. Katharina Schaufler heute zurückblickt, würde sie das Abenteuer sofort wieder wagen. „Ich kann die Selbstständigkeit jedem Pharmazeuten, der seinen Job liebt und das Arbeiten gleichzeitig als Hobby sieht, empfehlen.“ Allerdings würde sie heute noch mehr Zeit in Organisation und Planung stecken. Und auf eine Widrigkeit gleich zu Beginn hätte sie gerne verzichtet. “Erschwerend war in meinem Fall, dass bereits drei Wochen nach der Eröffnung – also noch ohne Routine in den Abläufen – der Corona-bedingte Lockdown mit all den Herausforderungen auf uns zugekommen ist.“

Apothekerin aus Leidenschaft

Wenn man die Unternehmerin auf die aktuelle Situation der Apotheken und die Wahrnehmung in der Gesellschaft anspricht, spürt man ihre ganze Leidenschaft für den Beruf: „Mir ist es sehr wichtig, dass die Apotheke ein Ort mit guter und engagierter Beratung, ein erklärendes Sprachrohr zwischen Arzt und Patient und ein Ort des Wohlfühlens für die Kunden ist. Nur so macht unser Job auch Freude und das positive Feedback bestätigt mich zum Glück! Ich bin oft entsetzt, wenn mir von anderen Apotheken, die nicht so korrekt arbeiten, berichtet wird, denn diese schwarzen Schafe sind für unsere gesamte Branche schlecht und schädigen den Ruf der Apotheken.“



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