Der unintelligente Notdienstplan der KI


von

Astrid Janovsky

Deutschland tritt den Beweis an, dass “KI” wenig mit “Intelligenz” zu tun hat.

Erstmals durfte eine KI den Notdienstplan für unsere Region austüfteln. Was dabei heraus kamen, kann nur bedingt als “intelligent” bezeichnet werden.

Da schauten meine Kollegin und ich nicht schlecht, als uns Anfang Dezember letzten Jahres der neue Notdienstplan ins Backoffice flatterte. Früher steckte in dem Kuvert der Landesapothekerkammer immer ein mehrseitiges Konvolut, in dem einerseits alle Apotheken des Landkreises (quasi des Bezirks) „verschlüsselt“ wurden (wir waren traditionell „H2“). Dann gab es zwei weitere Seiten, auf denen die Buchstaben-Zahlen-Kürzel den Kalendertagen zugeordnet waren. Das Ganze schön übersichtlich und in steter Regelmäßigkeit.

Regelmäßiges Radl? Gibt´s nicht mehr.

Das Intervall zwischen den Diensten hatte sich zwar von Jahr zu Jahr verkürzt, was leider den zahlreichen Apothekenschließungen zuzuschreiben war, erstreckte sich aber 2024 immer noch über komfortable 24 Tage. Wir hatten also 15 Dienste pro Jahr. Ich weiß: Ein Glücksfall.

Damit ist jetzt Schluss! Denn die KI hat ausgetüftelt, wie die Verteilung am gerechtesten ist. Und schwupps: haben wir 18 Dienste für 2025 abbekommen. Und ja, auch hier weiß ich: das ist absolut ok und da muss keiner meckern. ABER: die Verteilung der Notdienste ist nicht mehr in steter Regelmäßigkeit und mit den immer gleichen „Dienst-Buddy-Apotheken“, sondern total willkürlich. Unser Bereitschaftsjahr startet zur Freude gleich einmal mit einem Sonntagsdienst am 12.1. Die nächste Nachtschicht folgt auch direkt am 17.1. Dann ist wiederum ein volles Monat Pause bis zum 17. Februar. So ähnlich zieht sich das durch das ganz Jahr. Besonders schön: Von den 18 Diensten sind ganze fünf an Sonn- und Feiertagen. Ja, ja, ich weiß…aber trotzdem: das steht in keiner Verhältnismäßigkeit.

Schluss mit “Standard-Buddy”

Jedenfalls ist nun jeder Dienst eine Überraschung. Bisher kannte man schon die Co-Pappenheimer, die zur selben Zeit in Bereitschaft waren. Man wusste, wo deren Apotheke war und wie man die Kundschaft notfalls hindirigieren musste, und kannte auch die Kolleginnen und Kollegen (zumindest vom Telefon). Jetzt wird an jedem Termin neu gewürfelt. Das bietet auch Spannung, wie es mit der Frequenz aussehen wird. Aber sonst wäre ja so ein Bereitschaftsdienst langweilig. Und wie sage ich so gerne: Wenn´s einfach wär, könnt´s jeder machen.

Und was ich noch gerne sage – oder eher seufze: Tu felix Austria.

TARA24-Redakteurin Astrid Janovsky arbeitet seit 2016 in einer Apotheke im süddeutschen Baden-Württemberg und pendelt seither beruflich in zwei bisweilen recht unterschiedlichen Arbeitswelten. Denn das deutsche Apothekenwesen ist in vielen Punkten erstaunlich anders als das österreichische. In ihrer Kolumne „Deutschlandreport“ gewährt sie Einblicke in lokale Marotten und bundesweite Gepflogenheiten.



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