Apothekenmitarbeiterin verbindet Generationen durch Kirchenprojekt


Astrid Janovsky

Das Fastentuch lehrt Teamgeist: Auch wenn die Einzelleistung nicht reicht – in der Gruppe kann etwas Wunderschönes entstehen.Judith Knell

Brigitte Knell ist sehr aktiv in der Pfarre. Für die Fastenzeit initiierte sie ein besonderes Projekt, bei dem alle Generationen zusammen halfen. Das dabei entstandene, etwas andere „Fastentuch“ ist auch Sinnbild dafür, wie man im Team trotz unterschiedlicher Fähigkeiten Großes entstehen lassen kann.

Das Fastentuch der Pfarre St. Nikolaus in Wien Liesing ist 4,5 Meter lang und 7 Meter hoch. Was auffällt: Es handelt sich hier nicht um ein Stofftuch, sondern eine Unzahl einzelner in Luftmaschen gehäkelter Wollschnüre. „Unsere Zählung hat 700 Fäden ergeben“, berichtet die Initiatorin Brigitte Knell stolz. „Und ein kleineres gibt es noch mit zirka 300 Fäden.“  Wenn sie sich nicht für die Pfarre engagiert, arbeitet Knell in der Apotheke zur Mariahilf in der Wiener Triester Straße, die ihr Mann leitet.

Idee kam beim Plauderbankerl

Die Idee zu dem Fastentuch, das den gesamten Altarraum überspannt, kam Knell bereits im Sommer. „Ich hatte bei anderen Pfarren gesehen, dass diese Fastentücher selbst gestalten.“ Ein Vorbild war das Werk einer Kirchengemeinde in Niederösterreich, die kleine selbstgehäkelte Quadrate zusammengenäht hatten. „Jetzt kann aber halt nicht jeder stricken oder häkeln, wir wollten allerdings möglichst viele Leute mit einbinden.“ Der Vorschlag für die Luftmaschen kam im Zuge des „Plauderbankerls“, einer sommerlichen Institution der Pfarre, bei der jeden Dienstag ab 19:00 ein Gesprächspartner am besagten Bankerl für Gesellschaft und Unterhaltung zur finden ist.

Begonnen wurde das Großprojekt letztes Jahr im Firmunterricht. Die Erstkommunionkinder zogen nach. „Allerdings konnten da noch nicht alle wirklich gut Luftmaschen häkeln“, erinnert sich Knell. „Aber ein paar Maschen hat jeder geschafft. Wir haben dann die Wollknäuel mit den ersten Maschen in die Abendmesse mitgenommen und sofort fanden sich viel Freiwillige, die daran weitergehäkelt haben.“

(Foto: Fertigstellung des Tuches in der Kirche)

Die Fäden sind sehr bewusst in unterschiedlichen Farbtönen gehalten und auch für die Dicke der Luftmaschenstränge gab es keine Vorgaben. „Wir haben auch einige Schnüre, die nicht lange genug waren“, erzählt die Organisatorin,“dann haben wir einfach zwei zusammengeknotet.“

Schönheit erst durch gemeinsame Leistung

Knell freut sich über das gelungene Endergebnis: „Viele meinten, dass ihre Schnur nicht schön genug wäre, aber in der Summe sieht man die kleinen Makel gar nicht.“ Die Initiatorin mag die Symbolkraft. „Das Leben ist auch nicht immer schön“, sagt sie, “aber wenn wir alle zusammenarbeiten, kann was Wunderbares, Eindrucksvolles und sehr Schönes entstehen.“  Mittlerweile ist auch geklärt, was mit dem Gemeinschaftswerk nach dem Abnehmen am Karsamstag Vormittag passiert. „Wir feilen schon daran, wie wir den Vorhang am besten zusammenrollen können, damit sich die Schnüre nicht zu sehr verheddern.“ Denn eines ist klar: Das ungewöhnliche Fastentuch soll im nächsten Jahr wieder hängen und „das Auge entlasten“, erklärt Knell die Funktion der kirchlichen Tradition. „Nicht nur der kulinarische Reiz soll in der Fastenzeit reduziert werden, sondern auch der visuelle.“ Die Altarverhüllung diene der Reflexion und dem Fokus auf das Hören.

Geschichten und Erlebnisse rund um die Erstellung des Fastentuchs teilt Brigitte Knell auf ihrem Instagram-Kanal @brigitteknell



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