Apothekeneinbrecher gefasst – Polizei gibt Präventionstipps


Astrid Janovsky

und

Viktoria Gamsjäger

Erleichterung bei Landeskammerpräsident Saiko, praxisnahe Tipps von Chefinspektor Janisch.TARA24

Die Wiener Apothekerkammer sieht Grund zur Hoffnung: Die nächtliche Einbruchserie, die die Apotheken in den letzten Tagen und Wochen in Unruhe versetzt hat, dürfte wieder vorbei sein. Beim gestrigen Landesgeschäftsstellenabend im Festsaal des Apothekerhauses gab es für mehr als 100 Kolleginnen und Kollegen neben positiven Nachrichten von der Landespolizeidirektion auch viele Tipps und Tricks, um die Apotheken sicherer zu gestalten. Ebenso wurde das Verhalten bei einem Überfall thematisiert. Tenor: Lieber kleine Beträge opfern als großen Schaden riskieren.

Gleich zu Beginn kommen gute Nachrichten vom Wiener Apothekerkammerpräsidenten DDr. Philipp Saiko: „Ich kann alle beruhigen: Die Einbrüche haben Anfang letzter Woche aufgehört.“ Zwei der mutmaßlichen Drahtzieher habe man mittlerweile verhaftet, darunter auch den vermeintlichen „Capo“. Insgesamt war in 19 Apotheken eingebrochen worden, in zwei davon sogar wiederholt.

Chefinspektor Josef Janisch von der Abteilung für Kriminalprävention der Landespolizeidirektion Wien bestätigte daraufhin, dass der vermutliche Haupttäter letzte Woche geschnappt wurde. Auf Videoaufnahmen einer Apotheke war die Person zu erkennen gewesen. Der 15-jährige gebürtige Kambodschaner war bereits zuvor polizeilich auffällig gewesen und konnte so identifiziert und nachts in einem Park festgenommen werden. Ein zweiter Täter mit Abstammung Elfenbeinküste wurde gestern in Arrest gesetzt. Was bei beiden Tätern auffällig ist: Sie verfügen, wenn überhaupt, nur über ein Mindestmaß an schulischer Bildung. Janisch gibt sich zuversichtlich, dass ein dritter Verdächtiger in wenigen Tagen hinter Schloss und Riegel sein wird.

Kein Interesse an Konfrontation

„Das Gute“, so der Fachmann, „diese Burschen haben kein Interesse an Konfrontation. Das fürchten sie. Sie wollen keinen Kontakt und laufen davon.“ Den Jugendlichen würden kleine Bargeldmengen reichen. Man befände sich hier nicht im Bereich des Raubes. Es wurde auch nicht versucht, Tresore aufzubrechen. Ebenso hätten die Täter nicht unterschieden, ob dienstbereit oder nicht, weil die Jugendlichen nicht lesen könnten. „Die schlagen einfach die Scheibe ein, mehr können die nicht.“ Janisch bekräftigt, dass durch die Festnahmen ein Ende der Einbrüche zu erwarten sei. „Nichtsdestotrotz gehört Ihre Apotheke abgesichert.“

Um ein Objekt für Einbrecher uninteressant zu machen, rät der Chefinspektor zu Tür- und Fenstergittern beziehungsweise Rollläden. Alarmanlagen, vor allem ein stiller Alarm, hätten ebenso abschreckende Wirkung wie die gute Einsehbarkeit der Zugänge, wie etwa durch Nachbarn. Die beliebteste Beute ist Bargeld. Daher empfiehlt Janisch, täglich die Kasse abzuschöpfen, nur kleine Summen in der Kassenlade zu behalten und diese über Nacht geöffnet zu lassen.

Alarmanlagen und Sicherheitsfolien

Weitere Präventionsmaßnahmen:

  • Alarmanlage: Produkte mit VSÖ-Prüfzeichen, Außenhautsicherung
  • Innenraumüberwachung (Bewegungsmelder)
  • Glasbruchmelder
  • Alarmanlagen-Signalgeber so hoch wie möglich anbringen
  • Alarmsignalleitung möglichst nicht über Kabel, sondern über Funk
  • Wartungsvertrag abschließen
  • Einbruchshemmende Türen und Fenster (vor allem bei Neben- und Hintereingängen) mit Widerstandsklasse 3 oder 4
  • Anbringen von (nicht sichtbaren) Folien (werden bereits von Taxis verwendet)
  • Fenstergitter: Stabstärke mindestens 20mm
  • Scherengitter vor Türen
  • Tresor: Unter 800kg in Wand oder Boden verankern (nicht nur in Estrich)

Die Polizei bietet eine kostenlose Schwachstellenanalyse vor Ort an, um neutral die Risiken zu analysieren. Unmittelbar nach dem Ende des Landesgeschäftsstellenabends haben sich gleich 14 Apotheken für dieses Service vormerken lassen. Janisch wies auch auf die Möglichkeit hin, in besonders hochfrequenten Zeiten auf die Dienste eines Security-Anbieters zurückzugreifen.

Defensives Verhalten, kein Pfefferspray

Der erfahrene Kriminalbeamte warnt davor, Einbrechern gewaltsam gegenüberzutreten. „Gewalt erzeugt Gewalt!“ Wer Täter beim Einbruch überrascht, solle Lärm machen, nach der Polizei rufen und klar sichtbar zeigen, dass man unbewaffnet sei. Befindet sich der Täter bereits im Raum, rät Janisch zum Rückzug. Ebenfalls hilfreich: Kleinere „Beuteteile“ wie etwa Uhren oder kleine Geldsummen gut sichtbar und leicht zugänglich machen. Häufig geben sich die Diebe damit bereits zufrieden und man kann dadurch größeren Sachschaden vermeiden. Vor dem Einsatz von Pfefferspray warnt die Polizei hingegen: „Manchmal reicht ein Sprühstoß nicht aus oder der Einbrecher geht mit geschlossenen Augen auf den Überfallenen los und kann ihn würgen.“

Aufgrund des regen Interesses plant die Landesgeschäftsstelle Wien in vier Wochen eine Wiederholung dieses Abends mit denselben Experten zu veranstalten.



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