Apotheken zu den Feiertagen begehrt wie nie


von

Astrid Janovsky

Einige Apotheken verzeichneten einen Anstieg von 30 Prozent gegenüber anderen Bereitschaftsdiensten.

Acht Sonn- und Feiertage in zwei Wochen: ein enormes Programm, das die Apotheken über den Jahreswechsel stemmen mussten. Und so groß wie dieses Jahr war der Ansturm auf die Not-Apotheken gefühlt noch nie.

Zwischen Weihnachten und Neujahr gestaltet es sich häufig schwierig, einen Arzt bzw. eine Ärztin zu finden. Umso wichtiger ist die niedergelassene Apotheke als erste Anlaufstelle für alle Gesundheitsfragen. Dies brachte die Apothekerinnen und Apotheker zeitweise an die Grenze der Belastbarkeit.

Weihnachtsdienst mit kulinarischer Versorgung

Mag. Monika Aichberger hielt am 24.12. in der Mariahilf-Apotheke in Mauthausen (OÖ) die Stellung – und zwar mit Freude: „Ganz generell mache ich an den Weihnachtsfeiertagen und über den Jahreswechsel sehr gerne Bereitschaftsdienst. Zum einen, weil tatsächlich viele Ordination geschlossen sind und zum anderen manche Hilfesuchenden auch wirklich sehr dankbar für unseren Rat und die Hilfestellung sind – und das auch verbalisieren. Auffällig viele Inanspruchnahmen gab es heuer im Zusammenhang mit vergessenen Dauermedikamenten – und bei diesen Patientinnen war die Dankbarkeit für unkomplizierte Lösungen besonders groß.“ Wer Heilig Abend in der Apotheke verbringt, kann sich die Weihnachtsstimmung auch in die Offizin holen. Aichberger hatte sich einen Mini-Weihnachtsbaum ins Dienstzimmer gestellt. “Den finde ich entzückend und kulinarisch wurde ich von Kunden und Freunden ganz wunderbar versorgt.“

Großen Zustrom verzeichnete auch die Apotheke zur hl. Elisabeth in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof Wien Mitte. „Der Andrang war bei uns durchgehend bis 17:00, allerdings hauptsächlich Touristen und verständliche „Notfälle“, berichtet die Juniorchefin Mag. Isabella Schornböck von Einsatz ihres Kollegen.

Gereizte Stimmung zum Jahresausklang

Chefsache war der Silvesterdienst in der Apotheke zum hl. Augustin in Perchtoldsdorf (NÖ). „Am Nachmittag war bei uns wahnsinnig viel los,“ erzählt Inhaberin Mag. Constanze Kautsch-Schob. „Viele waren überrascht, dass wir nur bis mittags geöffnet hatten, und wollten am Nachmittag noch Bestellungen abholen.“ Auch das Telefon läutete häufiger als sonst. Ab etwa 20:00 beruhigte sich die Lage. Im Vergleich zu früheren Silvesterdiensten war die Inanspruchnahme aber deutlich angestiegen. Was Kautsch-Schob aufgefallen war: Ein hohes Aggressions-Potential. Das äußerte sich nicht nur ihr gegenüber, sondern führte auch zu verbalen Auseinandersetzungen bei den Wartenden.

Auf Schifahrer vorbereitet

Auch in der Apotheke Bludenz Stadt (Vbg.) stand die Inhaberin selbst am Neujahrstag hinter dem Nachtdienstfenster. „Silvester war sehr ruhig, im Neujahrsdienst ist bei uns traditionellerweise eher viel los,“ zieht sie Resümee. Vor allem die Schitouristen kamen zum unfreiwilligen Einkehrschwung. „Die Pantoloc-Lovenox-Seractil-Kombi ging bei mir am laufenden Band,“ erklärt die Apothekerin, die auf derartige Notfälle aber gut vorbereitet war.

Gute Zusammenarbeit zum Jahresauftakt

Den ersten Tag des Jahres hat Mag. Dr. Helga Auer-Kletzmayr arbeitend in der Fischl-Apotheke in Klagenfurt (K) verbracht. Hier war ebenfalls ein großer Ansturm auf den Notdienst zu verzeichnen. „Am frühen Nachmittag waren es schon einige Stunden lang immer mehr als 15 Kunden pro Stunde. Sie waren zum Großteil alle wirklich krank und dafür sehr freundlich.“ erinnert sich die Apothekerin. Sie hatte sich zum Jahresbeginn Gesellschaft in die Offizin geholt: „Mein hübsches dickes Neujahrsschwein am Nachtdienstfenster hat allerdings nur mich erfreut, das hat niemand kommentiert.“ Dafür lief die Zusammenarbeit mit anderen Dienstbereiten sehr gut: „Die Ärzt:innen, mit denen ich Kontakt hatte (Klinikum, ärztlicher Notdienst), waren im Stress, aber freundlich und wir haben immer konstruktive Lösungen gefunden. Mein Apotheker-Kollege, der als zweiter in Klagenfurt Dienst hatte, ist sowieso der Hit. Wir haben uns bei den Nicht-Lieferbaren Arzneimitteln super ergänzt und am Telefon immer Spaß gehabt. Einer von uns zwei hatte immer was.“ Auer-Kletzmayrs Bilanz: „Alles in allem ein Dienst, aus dem man müde, aber mit gutem Gefühl nach Hause geht.“ Die Top-Kategorien: Pille danach (“12 in 24 Stunden”), Ibuprofen-Saft (“aber nur der mit Erdbeer-Geschmack”) und Antiemetika.

Rekordzahlen zu Dreikönig

Der Endgegener aller Bereitschaftsdienste ist erfahrungsgemäß der Dreikönigstag, wenn alle aus dem Urlaub zurückkommen oder aus dem Weihnachtskoma erwachen. Diese Erfahrung machte auch die Apotheke zum Einsiedler im 5. Bezirk in Wien. „Wir hatten gestern einen Rekordtag, was Kunden im Bereitschaftsdienst betrifft,“ berichtet Inhaber Mag. Christian Zeinlinger heute. Die Apotheke hatte bereits den Dienst am 25.12. und davor den 3. Adventsonntag ausgefasst. „Beide Tage waren sehr frequentiert“ erinnert sich der Apotheker, „Es hat viel Energie gekostet, weil nebenbei natürlich auch ständig das Telefon geläutet hat.“

Warum diesmal die Nachfrage so viel stärker war als in den vergangenen Jahren, konnten sich die Apothekerinnen und Apotheker nicht erklären. Das Fazit nach dem Dienst war aber bei allen gleich: Erschöpft, doch auch glücklich, für die anderen da sein zu können. Und die meisten Kund:innen waren dafür auch dankbar gewesen.



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