Mehr als 30 Apotheken absolvieren jede Nacht in Wien Bereitschaftsdienst. Gerade für kleine Betriebe stellt die hohe Frequenz an Diensten in vielerlei Hinsicht eine übermäßige Belastung dar. Eine Apothekerin regt an, das System komplett zu überdenken.
Mag. Claudia Hochauer ist noch immer geschockt: Vor wenigen Tagen wurde in Ihrer San Vito Apotheke in Wien eingebrochen – und zwar während die Apotheke in Dienstbereitschaft war. Das Nachtdienstzimmer ist glücklicherweise (und sehr bewusst) weit von der Offizin entfernt, sodass zwar erheblicher Sachschaden entstand, die diensthabende Mitarbeiterin selbst aber unbehelligt blieb. Den glimpflichen Ausgang will Apothekerin Hochauer so nicht stehen lassen. „Ich möchte meinen Angestellten einen sicheren Arbeitsplatz bieten“, sagt sie und hat auch eine Lösung parat.
Hohe finanzielle Belastung
Vor allem kleine Apotheken leiden unter der hohen Zahl an zu leistenden Nachtdiensten. Abgesehen davon, dass diese für Apotheken häufig einen finanziellen Verlust darstellen, ist außerdem oft nicht genügend personelle Ressource vorhanden. „Dabei gibt es aber auch viele Kolleginnen und Kollegen, die gerne Nachtdienst machen“, weiß Hochauer und wünscht sich eine Reform des Systems. Statt alle Apotheken reihum mit Diensten „zwangszubeglücken“, kann sie sich wenige zentrale Nachtdienstapotheken vorstellen, die dann auch personell besser besetzt wären. „Dann wäre in der Apotheke eine entsprechende Kundenfrequenz und zwei oder mehr Apotheker könnten die Nachtschicht gemeinsam absolvieren.“
Das würde die Bereitschaft nicht nur für die jeweilige Apotheke attraktiver gestalten, sondern auch zu einer sichereren Arbeitsumgebung beitragen. Voraussetzung, dass verschiedene Apotheker:innen die Zentraldienste absolvieren können: Mehr Freiheit im Personalwesen. „Wieso darf ich keinen Apotheker nur für den Sonntagsdienst anstellen – noch nicht einmal, wenn ich kurzfristig ausfalle?“ wundert sich Hochauer. Sie wünscht sich ein Abwenden von dem aktuellen 2/10-Mindestdienst hin zu freien Arbeitsverhältnissen, wie sie in anderen Ländern üblich sind.
Aus der aktuellen Situation lernen
Weiters kann sich die Apothekerin vorstellen, dass an jede deklarierte „Nachtdienstapotheke“ direkt ein Lieferdienst angeschlossen wird. Damit wäre eine gute Alternative zur kostspieligen Taxi-Lösung geboten. „Wer gerne Nachtdienste macht, soll das tun können“, sagt die Apothekerin mit Nachdruck, „aber ich finde, wir müssen aus der aktuellen Situation auch etwas lernen. So, wie die Bereitschaftsdienste derzeit gehandhabt werden, ist das nicht mehr zeitgemäß. “