Wie bereits letztes Wochenende in Salzburg war auch beim APOkongress in Wien volles Haus. In seiner Eröffnungsansprache stellte Vizepräsident Kobinger Forderungen an die Politik.
Aufgrund der hohen Teilnehmerzahl hatte die Apothekerkammer im Vorfeld gebeten, frühzeitig zum Kongress zu kommen. Einmal mehr erwies sich die Apothekerschaft als pflichtbewusst und so wurden erste Teilnehmende bereits um 7:00 vor den Toren der Messe Wien gesichtet. Das erstmals angebotene Frühstück erfreute sich so großer Beliebtheit, dass die “Spätkommer” um 7:30 nur noch Reste vorfanden. Allerdings war das Kaffee-Angebot an den zahlreichen Ausstellerständen so umfangreich, dass jede:r gut koffeiniert der Eröffnungsrede vom 2. Vizepräsidenten der Apothekerkammer Mag.pharm. Dr. Gerhard Kobinger lauschen konnte.
Kaum Gewinne im Niedrigpreisbereich
Dieser lieferte den Startschuss in Vertretung von Präsidentin Mag.pharm. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr und begrüßte nebst 1.200 Apothekerinnen und Apothekern auch die neue Doppelspitze der Kammeramtsdirektion. Zu Beginn richtete Kobinger seinen Blick auf die aktuellen Problemstellen im Apothekenalltag: unverständliche Retaxierungen von Reimporten wurden ebenso angesprochen wie das Problem der sinkenden Erträge im Kassenbereich. “Wir haben eine Spanne von 11,9 Prozent. Und da sollen alle unsere Leistungen inkludiert sein,” reklamierte Kobinger. Außerdem brauche es eine faire Abgeltung im Niedrigpreisbereich. 25 Cent Gewinn bei der Abgabe von Rx-Präparaten wäre mittlerweile an der Tagesordnung.
Die steigende Beliebtheit der Onlineapotheken gehe ebenfalls auf Kosten der Vollversorger. “Sagen Sie statt Shopapotheke lieber Arzneimittelversender ohne Dienstleistungskompetenz.” forderte Kobinger auf. Zum zweiten Arzneimittelabwanderungsbereich, den ärztlichen Hausapotheken, formulierte der Vizepräsident mit Nachdruck: “Hausapos sind bequem. Das war´s aber schon. Versorgen tun wir.” Gerade in der Zeit nach Weihnachten wäre das besonders bemerkbar. “Dann sind 2/3 der Ärzte in Urlaub. Die Apotheken bleiben aber da.” Dieses Verhalten ginge auch stark auf Kosten der Kliniken. “Die Spitäler leiden darunter, dass der niedergelassene Bereich auslässt” folgert Kobinger.
Problemlöser statt Problembewunderer
Beim Blick in die Zukunft zitierte er die abwesende Kammerpräsidentin: “Seids keine Problembewunderer, seids Problemlöser!” Man habe bereits Forderungen an die zukünftige Regierung ausgearbeitet und möchte bei der Lenkung der Patientenströme unterstützen. Eine Studie der MedUni Wien habe ergeben, dass von 1000 Gesundheitsproblemen 900 keinen Ordinations- oder gar Spitalsbesuch erfordern würden.
Honorierung für Dienstleistungen
“Wir fordern eine faire Abgeltung beim Management nicht verfügbarer Arzneimittel”, unterstrich Kobinger. “Außerdem bezahltes Screening und Medikationsmanagement.” Auch das Impfen wurde angesprochen: “Die Durchimpfungsraten in Österreich sind unterirdisch. Dass Apotheken impfen ist in vielen Staaten mittlerweile gang und gäbe.” Auch für das Feld der Krankenhauspharmazie sieht Kobinger Entwicklungspotential. Zukünftig sollten viel mehr Apotheker:innen die klinischen Medikationsprozesse begleiten. “Die machen einen tollen Job”, lobte er.
“Wir haben Optionen. Wir haben Angebote gemacht. Wir haben das Know-How.” fasste der Vizepräsident zusammen. “Pack ma´s an!”