Wie schon im Titel des diesjährigen APOkongresses mitschwingt, ist Rheuma eine Krankheit mit vielen verschiedenen Gesichtern, die sich vielfältig manifestieren können. Genauso vielfältig ist auch ihre Medikation sowie die ergänzende Betreuung durch die Apotheker:innen, Ärzt:innen und das Pflegepersonal. Und so vielfältig waren auch die Inhalte gleich zu Kongressbeginn.
Im Eröffnungsteil wiesen Mag.pharm. Dr. Alexandra Mandl und Dr. Raimund Lunzer darauf hin, wie wichtig die Interdisziplinarität und das gute Ineinandergreifen der verschiedenen Anlaufstellen ist.
Betroffene wünschen sich mehr Informationen
Die Vizepräsidentin der Österreichischen Rheumaliga, Michaela Schlar, die unter anderem eine Selbsthilfegruppe für Psoriasis-Arthritis-Betroffene leitet, fungierte bei der Eröffnung als Stimme der Betroffenen. Sie appellierte in ihrer Rede an die Geduld der Apotheker:innen: Die Einnahme und Handhabung mancher Medikamente will gut erklärt sein und dürfe gerne wiederholt werden. Für die Beratung an der Tara wünscht sie sich, dass den Betroffenen mehr Informationen zur Verfügung gestellt werden, sei es über die Lagerung mancher Arzneimittel oder allgemein über die Erkrankung. Die Apotheker:innen werden gerade bei rheumatoider Arthritis zu „langjährigen Partnern der Patienten“, so Schlar.
Wie kann die Apothekerschaft nun genau den Betroffenen helfen? Darum ging es am ersten Kongresstag im Vortrag von Mag. pharm. Heike Kienreich. Die Apothekerin aus Graz hatte die wichtigsten Fragen der Patient:innen gesammelt und für die tägliche Arbeit an der Tara aufbereitet.
Wartezeit für Check-Up nützen
Ein Vorteil sei die Nähe zum Patienten, so Kienreich. Man könne Schädigungen der Gelenke verhindern, indem man Menschen mit den charakteristisch stark geschwollenen Handgelenken einen Besuch beim Rheumatologen zur Abklärung anrät. Bis der Termin stattfindet, könne gleich ein Check-Up des Impfpasses erfolgen und die Zeit für wichtige Impfungen gegen Influenza, Herpes Zoster oder Pneumokokken genutzt werden.
Ist die Erkrankung einmal diagnostiziert, könne und solle in der Apotheke auch eine Einweisung in die Medikation stattfinden. Besorgte Patienten sollen beruhigt und dank des Fachwissens der Apotheker:innen über mögliche Wechsel- und Nebenwirkungen aufgeklärt werden. Weiters rät Kienreich zur Aufklärung der Patientinnen und Patienten über die richtige Lagerung der kühlungsbedürftigen Biologika und bestärkt zu einer Verhinderung von Anwendungsfehlern durch Infomaterial oder eine kurze Einschulung.
Die Rolle der Apotheker:innen sieht Kienreich klar als Erstanlaufstelle für Betroffene. Ein Verweis an einen Arzt könne zu einer frühen Diagnose und somit zu einer frühen Therapie führen, wodurch sich erhebliche Schäden abwenden lassen. Durch den engen Kontakt zum Erkrankten könnten aber auch Ängste genommen sowie Aufklärung geleistet werden und auch die Erinnerungen an Blutwertkontrollen wäre eine wichtige Aufgabe.
Verschreibenden den Rücken stärken
“Apotheken verfügen auch über eine große logistische Kompetenz, Medikamente werden bestellt und richtig gelagert”, erinnert Kienreich. Patient:innen sollen an die Mitnahme einer Kühltasche erinnert werden für die Abholung ihrer Biologika – falls diese nicht ohnehin schon durch die Apotheke bereitgestellt wird.
Ein weiterer wichtiger Punkt sei die Förderung der Adhärenz und die Stärkung des Vertrauens der Patienten in ihre Therapie. “Gerade bei rheumatoider Arthritis ist der Wechsel der Medikation, oft auch nach jahrelangem guten Ansprechen der Arzneimittel, keine Seltenheit”, weiß die Apothekerin. “Hier soll den verschreibenden Rheumatolog:innen der Rücken gestärkt werden, damit auch beim Verschwinden der Symptome kein eigenmächtiges Absetzten durch die Patient:innen erfolgt.”
Die Apotheke sei somit ein niederschwelliger Ort, der Sicherheit gibt, Aufklärung bei verschiedensten Fragestellungen leistet und durch ein qualifiziertes Medikationsmanagement das Leben von Rheuma-Patient:innen bereichern könne.