Achtung Gelse! Tipps von den Apothekenprofis am Neusiedlersee 


von

Astrid Janovsky

Apothekenkunden berichten von “Elefantengelsen” am Neusiedlersee.Adobi_iSTock/KI

Das Wetter meint es dieses Jahr besonders gut mit den Blutsaugern und vielerorts wird Mückenschutz bereit knapp. TARA24 hat sich nach Tipps umgehört bei denen, die es wissen müssen: Apothekerinnen am Neusiedlersee! 

Man mag es kaum glauben, aber Mücken gelten als die gefährlichsten Tiere der Welt! Jährlich gehen mehr als 700.000 Todesfälle auf ihr Konto. Dabei werden die Opfer aber nicht etwa gefressen, wie die zehn jährlichen Hai-Toten, und auch nicht zu Tode getrampelt, wie das immerhin 100 Personen pro Jahr bei Elefanten passiert. Es ist auch nicht das Gift, dem etwa 50.000 Schlangenopfer erliegen (und damit die Urheber des Angriffs in der Statistik der gefährlichsten Tiere immerhin auf Platz zwei hieven)…..

…..sondern: Mücken gelten als Überträger zahlreicher Krankheiten. Die gängigsten sind West-Nil-Fieber, Dengue-Fieber, Chikungunya-Fieber und das Zika-Virus. Zwar ist die Zahl der Ansteckungen in Österreich noch sehr überschaubar, in Folge des Klimawandel ist aber nicht nur mit einer weiteren Einwanderung von sogenannten „Invasiv-Gelsen“ (wie etwa der asiatischen Tigermücke) zu rechnen. (siehe Gelsen-Monitoring der AGES)

„Elefanten-Gelsen“ am Neusiedlersee

Aber auch was aktuell durch Österreichs Sumpf- und Auenlandschaften schwirrt, hat es in sich. „Wir erleben schon, dass die Stiche viel mehr anschwellen und die allergischen Reaktionen stärker werden,“ sagt Dr. Constantia Kritsch, Konzessionärin von Mag. Job´s Kreisapotheke in Neusiedl am See.

„Die Kunden erzählen manchmal von Elefantengelsen“, lacht sie. „Ich glaube aber, dass sich die Gelsen nicht verändern, sondern einfach immer mehr Menschen allergisch reagieren.“ Und sie bemerkt auch, dass viele Touristen das pannonische Klima falsch einschätzen. Wer nur die ostösterreichische Großwetterlage betrachtet, ist häufig überrascht, wieviel wärmer es rund um den Neusiedlersee wird.

Präventiv rät die Apothekerin zu leichter Kleidung und Repellentien auf natürlicher Basis. Gerade bei kleinen Kindern sollte man nach Empfehlung des Gelsenprofis auf chemische Stoffe komplett verzichten und lieber zu ätherischen Ölen wie Citronell greifen. Die Apotheke hat selbst einen Spray auf Basis von Aloe Vera mit Citronell, Lavendel, Teebaumöl und noch ein paar anderen aufeinander abgestimmten Komponenten entwickelt. Bei Kleinkindern sind Mückenbänder eine gute Option. „Denn auch wenn bei vielen Produkten die Empfehlung ab einem Jahr geht: die Haut von Kleinkindern ist sehr dünn und empfindlich“, mahnt die Expertin. „Da ist es besser, wenn der Wirkstoff über das Bändchen abgegeben wird.“

Geruchlosen Wirkstoff wiederentdeckt

Eine ähnliche Empfehlung stellt auch Mag. Eva Maria Ensfellner, Konzessionärin der Sonnenland Apotheke in Neusiedl am See, aus. „Ich habe sehr gute Erfahrungen mit Produkten auf Basis von Citronella und Eukalyptus. Gut funktionieren auch imprägnierte Armbänder. Diese bilden eine Duftbarriere und die Gelse sieht dann ihr Opfer nicht mehr,“ weiß die Fachfrau. Auch bei ihr in der Apotheke ist das Interesse an Mückenschutzprodukten groß: „Wir bemerken, dass die Stiche immer größer und entzündeter werden. Außerdem hatten wir in diesem Jahr bereits 10 Fälle von Borreliose, wo der Verdacht besteht, dass diese durch Mückenstiche übertragen wurden.“

Gelsenschutz ist also auch bei uns mittlerweile Gesundheitsschutz. Mag. Ensfellner bietet in ihrer Apotheke ebenfalls einen Mückenspray nach eigener Rezeptur an. Dieser enthält einen hohen Anteil an Gewürznelke, darüber hinaus Zedernholz, Lemongras und noch einige andere natürliche Bestandteile.

In der Sonnenland-Apotheke werden auch gerne synthetische Präparate empfohlen. Ensfellners Kollegin Mag. Dietrich-Foltin hat sich mit den unterschiedlichen Wirkstoffen genauer beschäftigt und einen alten Schatz gehoben. „Ich empfehle gerne zur Prävention Produkte mit dem Wirkstoff R3535. Das ist eine tolle geruchlose Alternative zu den gängigen Präparaten.“ Die Apothekerin hat noch einen Tipp für alle Tierhalter:innen. „Schwarzkümmelöl funktioniert sehr gut bei Hunden. Man kann es ins Fell einreiben, noch besser ist aber die Einnahme.“

Alternative Sofort-Maßnahmen

Dr. Kritsch kann auch über gute Erfahrungen mit homöopathischen Mitteln berichten: „Wenn ich mit meinen Kindern am See war, hatte ich die Insektenstich-Tropfen immer in der Tasche. Es ist eine gute Sofortmaßnahme bei Insektenstichen jeder Art und gerade bei Kindern hervorragend geeignet. Die Hitzestifte sind auch effizient, aber Kindern ist das doch oft zu schmerzhaft.“

Einen weiteren Profi-Tipp nach dem Stich gibt es von Mag. Ensfellner. Sie führt in ihrem Apothekensortiment Pflaster, die den Stich absorbieren. „Die sind eigentlich für Wespen gedacht,“ lacht die Apothekerin, „funktionieren aber auch bei Gelsen super.“

Worüber alle drei Expertinnen sehr froh sind: dass es endlich ein rezeptfreies topisches Hydrocortison gibt. Das wird in allen Apotheken gerade bei entzündeten Stichen und größeren Reaktionen gerne gegeben.

Nachsprühen nicht vergessen!

Und natürlich haben die befragten Apothekerinnen auch einen Tipp für alle Festspielbesucher:innen, die in den nächsten Wochen die Seebühne frequentieren werden: der Spray sollte mit zur Veranstaltung genommen werden. Denn bei natürlichen Produkten mit ätherischen Ölen ist zu beachten, dass ihre Wirkdauer auf etwa zwei Stunden beschränkt ist. Deshalb in der Pause ruhig einmal nachsprühen. Und wer weiß: vielleicht kann man durch den Besitz eines guten Repellents auch ein paar neue Bekanntschaften knüpfen.

TARA24 bedankt sich bei den Apotheken-Profis vom Neusiedlersee ganz herzlich für die Unterstützung!



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