13 statt 14 oder: das verschwundene Weihnachtsgeld


von

Astrid Janovsky

Vierzehntes Gehalt? In deutschen Apotheken nicht üblich. Es geht sogar noch weniger.

Zu Weihnachten gibt es traditionell Geschenke. Deshalb freut es mich, heute verkünden zu dürfen: der Deutschland-Report ist zurück! Vielfach wurde ich in den letzten Monaten darauf angesprochen, jetzt sind die kleinen großen Unterschiede zwischen der österreichischen und germanischen Apothekenwelt wieder da…und werden fortan immer dienstags an dieser Stelle erscheinen. Und welches Thema interessiert immer am meisten? Genau! Das liebe Geld. Deshalb starten wir auch damit.

Ich schreibe dieses Kolümchen gerade im Zug am Weg von Stuttgart nach Wien. Und weil es gleich ganz viel um Geld gehen wird, hier ein Spar-Tipp für alle, die gerne mal günstig in meine Wahlheimat fahren wollen: seit einer Woche kutschiert die Westbahn umsteigefrei Reisewillige direkt von der Metropole Wien ins Metropolele Stuttgart. Vermutlich ist das Sparen aber eher in umgekehrter Reiserichtung interessant. Nicht (nur) weil der Schwabe sprichwörtlich geizig ist (hierzulands heißt das natürlich „sparsam“…schaffe, schaffe und so), sondern weil die deutsche Apothekerschaft zwangsläufig kleinere Ausgabenbrötchen backen muss.

13. Gehalt nicht für alle

Ganz abgesehen von den generell geringeren Löhnen in deutschen Pillenbuden fällt in der aktuellen Zeit eine Diskrepanz besonders auf: es gibt hier kein Weihnachtsgeld. Oder kein Urlaubsgeld – je nachdem, wie man es sieht. Denn der deutsche Tarifvertrag für Apothekenmitarbeiterinnen und -mitarbeiter sieht nur 13 Gehälter vor (in der freien Wirtschaft übrigens nicht einmal das). Ausbezahlt wird das Extrasalär in der Regel im November oder Dezember, viele Betriebe splitten aber auf zwei halbe Gehälter, die ähnlich dem österreichischen 13. und 14.  in sechsmonatigem Abstand auf das Konto wandern.

Auch Streichung möglich

Aber nicht einmal das ist garantiert. Denn sollte die Apotheke in wirtschaftliche Schieflage kommen, darf das 13. sogar um 50 Prozent gekürzt werden. Das ist aber die Not-Not-Lösung. Denn obwohl immer mehr Apotheken ums wirtschaftliche Überleben kämpfen, sind mir bislang Lohnkürzungen (was das ja de facto wäre) nicht zu Ohren gekommen. So freut man sich also in Deutschland, dass man immerhin ein arbeitsfreies Extramonat bezahlt bekommt – und kann sich aussuchen, ob man die Kohle lieber im Urlaub oder für Geschenke verprassen will.

Tu felix Austria.

TARA24-Redakteurin Astrid Janovsky arbeitet seit 2016 in einer Apotheke im süddeutschen Baden-Württemberg und pendelt seither beruflich in zwei bisweilen recht unterschiedlichen Arbeitswelten. Denn das deutsche Apothekenwesen ist in vielen Punkten erstaunlich anders als das österreichische. In ihrer Kolumne „Deutschlandreport“ gewährt sie Einblicke in lokale Marotten und bundesweite Gepflogenheiten.



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