Mag. Stefan Deibl – der (Hard)Rockstar aus dem Apothekerhaus


Astrid Janovsky

Deibl: Pharmazeut mit dem Hang zum Philosophischen und der Lizenz zum Headbangen.Deibl priv.

Stefan Deibl ist das Gesicht der österreichischen Apothekerfortbildung. Im Gespräch zeigt er nicht nur die vielfältigen Talente, die sein Job verlangt, sondern auch, dass eine philosophische und eine ziemlich „zerlegerische“ Seite in ihm schlummern – und zumindest eine davon regelmäßig sehr laut ausbricht.

Mag. pharm. Stefan Deibl, MSc PhD, ist vermutlich eines der bekanntesten Gesichter der österreichischen Apothekenlandschaft. Immerhin lauschen in Summe rund 3000 Apothekerinnen und Apotheker alleine bei den drei bzw. vier Apokongressen seinen Eröffnungsworten. Deibl ist bekannt für seine charmante und pointierte Rednerpräsenz. Was viele aber nicht wissen: Der eloquente Apotheker im Anzug ist nur eine der beiden Bühnenfiguren, die Deibl inkorporiert. Da wäre nämlich noch sein alter Ego als Leadsänger der Wiener Death Metal Gruppe „Zerleger“. Unterschiedlicher könnten die beiden Welten nicht sein, in denen sich Deibl bewegt.

Heavy Metal “Sänger”

Im letzten Porträt ging es bereits rockig zu. Diesmal wird die Musik noch eine Spur härter und wir verlassen den rockigen Pfad in Richtung “schweres Metall”. Man mag es kaum glauben und doch gibt es auf Youtube Videobeweise – und der eine oder andere Apotheker hat sich bereits live davon überzeugt: Der beruflich eher zurückhaltende Leiter der Fortbildungsabteilung, der seinen Doktor in Philosophie erlangt hat, schreit sich bisweilen nächtelang die Seele aus dem Körper und lässt das nicht vorhandene Haar beim Headbangen fliegen.

Die Metal Band „Zerleger“ gibt es seit 2022, Deibl und seine „Mitspieler“ waren aber bereits davor in musikalischer Weise verbunden. „Für unsere Möglichkeiten spielen wir recht viel“, erzählt der zweifache Familienvater. Alle ein bis zwei Monate steht ein Gig an, der vor allem in Wien und Umgebung stattfindet. Wer einmal in die Musik von „Zerleger“ reinschnuppern möchte, kann das auf Youtube oder Spotify tun – und wird vermutlich überrascht sein, welche stimmlichen Eskapaden Deibl abliefert. „Es ist eigentlich mehr Schreien als Singen“, lacht der Musiker, der mit 14 Jahren das erste Mal in einer Band an der E-Gitarre zupfte. Der bevorzugte Musikstil war damals schon hart und metallisch.

Die Band “Zerleger” zählt mittlerweile auch Apotheker:innen zu ihren Fans.

Stimmschonender ist es in der Funktion als Leiter der Fortbildungsabteilung der Apothekerkammer – wobei auch hier spezielle Herausforderungen warten. Ein besonders einschneidendes Ereignis in seiner Karriere war Corona. „Das online-Angebot hatten wir vorher schon in Planung, das ist uns entgegengekommen. So konnten wir sehr schnell auf eine digitale Plattform umstellen“, erzählt Deibl und fügt mit merklicher Wehmut hinzu: „Da sind dann natürlich alle Kongressangebote ausgefallen.“ Danach dauerte es eine Zeit, bis die übliche „Präsenzveranstaltungs-Begeisterung“ wieder da war. Jetzt zeigt sie sich aber stärker denn je – was zumindest teilweise mit der letztes Jahr eingeführten Fortbildungspflicht zu tun haben könnte.

Die macht sich auch in Deibls Arbeitsalltag bemerkbar. „Seit letzten Sommer haben die Akkreditierungsanfragen vor allem von Seiten der Industrie massiv zugenommen.“ Aber darauf war das Team der Fortbildungsabteilung vorbereitet. Etwas überraschend kam dann doch das enorme Interesse, absolvierte, nicht kammerakkreditierte Fortbildungen anerkennen zu lassen. „In den ersten zehn Tagen, in denen das möglich war, haben wir rund 650 Anträge bekommen“, erinnert sich der Apotheker. Auch diesen Ansturm konnte die Fortbildungsabteilung bewältigen.

Dauereinsatz am Kongresswochenende

A propos „vorbereitet“: Die Fahnen in Schladming sind gerade eingerollt, da beschäftigen sich Deibl und sein Team bereits mit dem nächsten Kongress in Pörtschach. Rund zwei Monate vor einem Event startet die Organisation, die heiße Phase ist für den Chef-Fortbilder aber immer während der Kongresstage. Dann wird die Fortbildungs- zur Eventmanagement-Abteilung. Von Saalmiete über Catering bis hin zur Gästebetreuung und der Konfektionierung der Kongresstaschen liegt alles in der Hand von Deibls vielseitig aufgestelltem Team. Und natürlich gibt es trotz noch so perfekter Planung immer irgendetwas, das in letzter Minute Aufmerksamkeit verlangt. Dann wird Deibl per Handy verständigt und huscht durch den Kongress. “Ich bekomme von den Vorträgen selbst leider viel zu wenig mit“, bedauert der Organisator etwas seine Unabkömmlichkeit. Wer also den „Chef“ aus dem Vortragssaal huschen sieht: Das ist kein Zeichen von mangelndem Interesse, sondern er ist wieder einmal auf Mission, den reibungslosen Ablauf der Veranstaltung zu retten.

So kennt ihn die Apothekerschaft: Als humorig-eloquenten Moderator zahlreicher Fortbildungen.

Die Kongress-Wochenenden verlangen Deibl nicht nur vollen Arbeitseinsatz ab, sondern auch Durchhaltevermögen. Vor allem die Veranstaltungen in Schladming und Pörtschach, die von etlichen Side-Events begleitet werden, bei denen der oberste Fortbilder des Landes gerne gesehener Gast ist, gehen an die Substanz. „Das ist anstrengend, macht aber auch viel Spaß“, räumt Deibl ein. Sein Überlebenselixier heißt Kaffee. Davon sind schon an „normalen“ Tagen mehrere Tassen üblich, bei Kongressen kommen noch ein paar dazu. „Aber kleine Tassen“, räumt er zwinkernd ein.

Auf die Frage, was ihm mehr Spaß macht – die Musik oder die Fortbildungsmoderation – zögert Deibl kurz, entscheidet sich dann aber doch für die Musik. Wobei sofort der Nachsatz kommt: „Das andere mache ich aber auch sehr gerne. Es sind zwei unterschiedliche Welten, die aber trotzdem gut zusammenpassen.“ Einmal Rampensau, immer Rampensau – egal ob im Anzug oder im Metal-T-Shirt.

Zerleger gibt es natürlich auch auf Instagram und facebook.



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