Sie hätte auch der weibliche Indiana Jones werden können, wäre der Studienführer nicht zufällig bei P wie „Pharmazie“ aufgeklappt. Welche Rolle Knödel, ihr Mann und eine Mediationsausbildung für ihren beruflichen Werdegang gespielt haben, verrät die Vizepräsidentin der Oberösterreichischen Apothekerkammer im TARA24-Gespäch.
Heute ist sie aus Oberösterreich nicht mehr wegzudenken, aber ursprünglich stammt Mag. pharm. Monika Aichberger aus Tirol, genauer gesagt aus Oberndorf bei Kitzbühel. Aufgewachsen auf einem Bauernhof in einer „Lehrer-Bauern-Familie“ zog es Aichberger bereits als Teenager in die große Stadt. Im Internat in Innsbruck besuchte sie die Höhere Bundeslehranstalt für wirtschaftliche Berufe, allgemein als „Knödelakademie“ bekannt. Nicht der direkte Weg in die Welt der Pharmazie. Den wollte die heutige Vollblut-Apothekerin auch gar nicht einschlagen: „Ich habe mich für alles interessiert,“ erzählt sie.
Archäologie und Heilpflanzen
Eine Eigenschaft, die sie bis heute nicht abgelegt hat. „Eigentlich hatte ich die Idee, Archäologie zu studieren. Meine Eltern waren grundsätzlich für alles offen, aber das hat mir doch ein Stirnrunzeln eingebracht,“ lacht Aichberger. Also ließ die Tirolerin das Schicksal entscheiden, schnappte sich das (damals noch in Buchform erhältliche) Vorlesungsverzeichnis und ließ es irgendwo aufklappen.
Da stand dann „Pharmazie“. Nachdem sie aus der bäuerlichen Umgebung einen Hang zu Heilpflanzen mitbekommen hatte, folgte sie dem Wink der Vorhersehung und inskribierte in Innsbruck. Dies sollte nicht nur ihre beruflichen Weichen stellen, denn gleich am ersten Unitag lief ihr ein junger Mann über den Weg, mit dem sie seit nun 31 Jahren nicht nur Tisch und Bett, sondern – in späterer Folge – auch den Arbeitsplatz teilt.
Eigene Kreise ziehen
Ob es für sie als Angestelltenvertreterin schwierig ist, wo sie doch mit einem Selbstständigen verheiratet ist? „Nein,“ erwidert Aichberger sofort. „Ich habe lange in verschiedenen Apotheken gearbeitet. Ich wollte unterschiedliche Betriebe kennenlernen und meine eigenen Kreise ziehen. Heute hilft es mir, die andere Seite besser zu verstehen. Ich bin aber überzeugt, dass ein Miteinander ohnehin unumgänglich ist.“ Für das bessere Verständnis ist auch ihre Mediationsausbildung hilfreich – wobei die heute selten zum Einsatz kommt. „Aber Mediation ist wie Fahrradfahren,“ erklärt die Pharmazeutin. „Es wird zu einer Haltung, die man nicht verlernt.“
Aktuell steht die Wahl-Oberösterreicherin in ihrer dritten Kammer-Funktionsperiode. Die Wiederwahl war nie ihr Ziel. „Es darf in der Berufspolitik nie um persönliche Interessen gehen,“ sinniert sie. Wobei auch ein bisschen Selbsterkenntnis mitschwingt. „Eigentlich dachte ich, zu lange Funktionsperioden sind nicht gut. Jetzt weiß ich aber, dass es dauert, bis man ein System versteht, Netzwerke bildet und Beziehungen aufbaut.“ Netzwerke und Beziehungen sind Aichberger wichtig. Gerade auf die Sommergespräche im Lentos und den Aktionstag Gesundheit, die mit mehreren Partnern der Gesundheitsbranche veranstaltet werden, ist sie stolz. „Wir Oberösterreicher sind vielleicht Exoten“, lacht sie. „Es gibt viele Aktivitäten, die nur bei uns stattfinden.“
Tauchen, Schifahren und Kochen
Wenn es der Standespolitikerin, die auch noch 6-7/10 in der Apotheke arbeitet, zu viel wird, taucht sie gerne im asiatischen Raum unter. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Tauchen ist neben Schifahren, Laufen und Kochen ihre große sportliche Leidenschaft. „Ich mag die Stille und die Konzentration auf den Augenblick. Das bringt dich schnell ganz zu dir.“ Beim Kochen ist sie wie in allen Bereichen ihres Lebens vielseitig unterwegs: „Von gut Österreichisch über Bella Italia bis Indische Curries ist alles dabei.“ Eine weitere Leidenschaft ist Mode. „Ich habe in der Schule nähen gelernt und in der Jugend eine Zeitlang nur Selbstgefertigtes getragen,“ erklärt Aichberger den Ursprung ihres Faibles. Heute hat sie ihre speziellen Shopping-Spots in Linz und Italien.
Die Frau besitzt nebst vielen Interessen auch viele Talente. „Die Fähigkeit, auf die ich am meisten stolz bin, ist, dass ich Menschen begeistern kann und gerne mutig vorangehe.“ Man könnte es auch so formulieren, dass sie mit charmanter Überzeugungskraft die Kolleg:inneschaft zu neuen Aktionen motiviert. Denn es ist nicht immer einfach, neue Ideen und Projekte in den mehr als 200 Apotheken des Bundeslandes zu implementieren. Grundsätzlich liebt Aichberger aber den Trubel und das bunte Miteinander sowohl in ihrem privaten Freundeskreis als auch in der Apothekerschaft: „Ich brauche sozialen Rückhalt und echte Freundschaften.“