Mag. Betina Halmschlager – die Kommunikations-Pionierin 


Astrid Janovsky

Meditative Momente im Apothekengarten und wilde Ausfahrten mit dem Roller: Halmschlager hat viele Facetten und ebenso viel Einfluss auf das Apothekengeschehen der letzten Jahrzehnte.Halmschlager privat

Kommunikationskurse für Aspirant:innen, Mediationsaubildung für Apothekerinnen und Apotheker, Disziplinarrat oder Unterstützungen der Gehaltskasse bei Pflegebedürftigkeit: Betina Halmschlager hat in ihrer Funktion als Apothekerin viele Spuren in der pharmazeutischen Welt hinterlassen – und obwohl sie bereits offiziell das Pensionsalter erreicht hat (was ohnehin schwerfällt, zu glauben), ist von „Ruhe“stand noch lange keine Rede. 

Auch wenn vielleicht nicht jede:r die charismatische Apothekerin mit dem sanften Dauerlächeln kennt: Ihre Anstrengungen für die Apothekerschaft haben bis heute Folgen. Man könnte sogar sagen: Heute mehr denn Je. Denn Halmschlager war eine der großen Kommunikations-Vorreiterinnen der Apothekerschaft. In einer Zeit, als die pharmazeutische Welt sich rein auf Fachfortbildungen konzentrierte, trat Halmschlager an den damaligen Apothekerkammer-Präsidenten Cabana (wir befinden uns rund um die Jahrtausendwende) heran und erklärte ihm, dass man auch Fortbildung brauche, „wo es um das Menschliche geht“. Mittlerweile ist Kommunikation fixer Bestandteil des Aspirantenkurses, in dem sie „ihr“ Fach lange Zeit unterrichtete. Auch die Einführung der Kommunikationsworkshops in Strobl am Wolfgangsee, die viele Jahre von der Apothekerkammer angeboten worden waren, gingen auf ihre Initiative zurück. 

Kommunikationstrainings: ja, Standespolitik: nein

Kommunikation, Gruppendynamik und der psychosoziale Bereich hatten die Apothekerin schon als Studentin fasziniert. „Am Ende meines Studiums war ich Aushilfe bei einer Gesellschaft für Personalentwicklung.“ Bei Seminaren, die sie begleiten durfte, erlebte sie, wie Menschen plötzlich aus sich herausgingen und ein Strahlen im Gesicht hatten. „Das hat mich sehr fasziniert und deshalb habe ich in dem Kontext weitergearbeitet.“ Als blutjunge Apothekerin organisierte sie gemeinsam mit Roche das erste Führungskräfteseminar für Apotheken. Dadurch wurde ein anderer ambitionierter junger Apotheker auf sie aufmerksam, der später auch Kammerpräsident werden sollte: Max Wellan. Begeistert sagte Halmschlager „ja“ zu gemeinsamen Initiativen und „nein“ zu einem möglichen politischen Engagement.  

Wie das mit den Absichten so ist: Kurze Zeit später war die Niederösterreicherin Delegierte ihrer Landesgeschäftsstelle in der Apothekerkammer.  Nächster Halt: Obmann Stellvertreterin in der Gehaltskasse (GK). Auch hier hat sie nachhaltig Spuren hinterlassen. Auf ihren Vorschlag hin wurde einer GK-Zahlung ab Pflegestufe 3 zugestimmt.

Halmschlager liegt die Institution, die ein Spezifikum der österreichischen Apothekerschaft ist, nach wie vor sehr am Herzen. „Ich hoffe, dass die Gehaltskasse weiter wertgeschätzt wird, denn die Leistungen dieses Organs sind ziemlich einzigartig.“ 

(Bild: Malen ist eines von Halmschlagers Hobbys)

Mediation in die Apothekerkammer gebracht

Zurück zum Pioniergeist und den Kommunikationsfähigkeiten: Halmschlager war die erste Radioapothekerin auf Radio Niederösterreich, vermutlich die erste Apothekerin, die eine Ausbildung in Gruppendynamik abgeschlossen hat und die Erste, die gemeinsam mit ihrer Linzer Kollegin und ehemaligen OÖ-Kammer-Vizepräsidentin Angela Fischlmayr (die übrigens heute eine Praxis für Psychotherapie führt) das Interesse für Mediation in die Apothekerkammer brachte. 

Manchmal braucht es aber auch seine Zeit, um die Duftmarke zu setzen. Mit 50 hat sich die ewig Junggebliebene, die mittlerweile zwar in Pension, aber trotzdem voll im Apothekeneinsatz ist, den Traum vom Rollerfahren erfüllt. „Es ist nie zu spät, seine Teenagerträume zu verwirklichen“, lacht Halmschlager und düst heute auf zwei Rädern zum Beispiel von Wien zum APOkongress nach Pörtschach.

Kurz vor Corona hatte die Frau mit den vielen Talenten auch eine Yoga-Ausbildung absolviert – was sich wenig später als großer Glücksfall herausstellen sollte. Halmschlager rief in ihrer Ausbildungszeit eine Apotheken-Yoga-Gruppe ins Leben, die sich regelmäßig im schönen Apothekengarten in Wien Jedlesee traf. Als dann Corona viele(s) durcheinanderwirbelte und gerade den Apotheken einiges abverlangte, fanden die Yogatreffen online statt und schweißten zusammen. „Das hat mich und uns durch die Corona-Zeit getragen“, sagt die Yogini rückblickend. Dabei war die Liebe zu der fernöstlichen Lebensphilosophie („Yoga ist mehr als nur Gymnastik“) nicht sofort ersichtlich. „Mit 22 besuchte ich eine Einheit bei einem klassischen Yogini aus Indien“, erzählt Halmschlager und lacht. „Man kann sagen, dass ich damals von seiner Einstellung etwas irritiert war.“ Aber auch hier fand die Apothekerin den für sie richtigen Weg und hat mittlerweile eine eingeschworene Community unter ihren Kund:innen, die sogar regelmäßig gemeinsam auf Yoga-Retreat fahren. 

In Pension, aber weiterhin in der Apotheke

Vermutlich fällt es Halmschlager deshalb so schwer, der Apotheke den Rücken zu kehren und die Pension zu genießen. „Ich bin seit 2012 in der Apotheke Jedlesee. Als wir im Container begonnen haben, haben viele nicht an das Projekt geglaubt.“ Der Inhaber aber schon, vor allem an die Fähigkeiten von Halmschlager, die führend am Aufbau des neuen Standortes beteiligt war. Dreizehn Jahre später ist der Betrieb in einem hübschen Neubau angesiedelt und liegt umsatztechnisch über der Medianapotheke. Halmschlager erinnerst sich noch an die erste Zeit zurück: „Wir waren drei Jahre im Container und gegen Ende musste der Teil mit dem Nachtdienstzimmer aus Platzgründen für den Neubau weichen.“ Der Rest des Betriebs lief aber noch auf der Containerfläche weiter und so verlagerte die Apothekerin ihre Schlafstätte im Nachtdienst auf eine Matratze im „Sanitärcontainer“.  

Nachvollziehbar, dass das Abschiednehmen von einem großen Lebensprojekt nicht leicht fällt, obwohl der Zeitpunkt für den endgültigen Exodus aus der Apotheke bereits feststeht: „Ich möchte noch diese Funktionsperiode als Delegierte absolvieren und dann endgültig in Pension gehen.“ Man wird sehen, ob der Plan hält, denn Halmschlager fügt lachend den Nachsatz hinzu: „Wenn mich mein Chef lässt.“ Es bleibt abzuwarten, wer dann die besseren Kommunikationsfähigkeiten besitzt. 



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