Die AOK sorgt mit einem Positionierungspapier für Aufsehen: Darin gibt sie Tipps zur radikalen Neugestaltung des Apothekenmarktes. Das Pharmaziestudium wünscht sie sich europaweit einheitlich mit drei Jahren Mindestzeit, um „Überqualifizierung“ zu vermeiden.
Die größte deutsche Krankenkasse AOK veröffentlicht kurz vor Weihnachten ein Positionspapier, in dem sie sich besonders mit dem Apothekenmarkt beschäftigt – und zwar nicht nur mit dem in Deutschland. Sie bringt Reformvorschläge für die ganze EU. Es gäbe länderspezifisch große Unterschiede in der Apothekenvergütung. „Die Zeit ist reif, einen EU-weit einheitlichen Regelungsrahmen für öffentliche Apotheken einzuführen.“
Apotheke hat keine hohen Lagerkosten
Unter anderem wird die Handelsmarge kritisiert. Während man in einigen wenigen Ländern wie England (1,27 Pfund pro Packung) und den Niederlanden (7 Euro pro Packung) eine fixen Aufschlag erhält, gibt es andernorts unterschiedliche Mischsysteme aus Festbetrag und prozentuellem Aufschlag. Handelsmargen, die vom Preis abhängen, seien nur dort gerechtfertigt, wo hohe Lagerkosten bestünden. „Das ist bei erstattungsfähigen Arzneimitteln sicher nicht der Fall, da Großhändler überall in Europa einen täglichen Lieferdienst anbieten. Weder ist in der Apotheke ein großes Sortiment an Produkten ständig vorzuhalten, noch sind teure Produkte mit größeren Beträgen vorzufinanzieren“, heißt es in dem Schreiben. Die AOK verweist auf die Möglichkeit der Konditionsverhandlung mit den Großhändlern.
Mehr Wirtschaftskenntnisse, weniger Überqualifikation
Geht es nach der Krankenkasse, sollen auch die Niederlassungsgebahrungen liberalisiert werden. Inhaberschaft und Standortwahl solle man den lokalen Märkten überlassen. Die Begründung: Durch die Wirtschaftstätigkeit der Heilberufler hätte die Handelstätigkeit der Apotheken oft mehr Gewicht als die Gesundheitsversorgung. Ersichtlich wäre das durch den Verkauf von Produkten wie Nahrungsergänzungsmitteln oder Anti-Aging-Präparaten.
Auch das Pharmaziestudium greift der Versicherer an: Die Autoren regen eine EU-weit einheitliche Ausbildung mit einer Mindeststudienzeit von drei Jahren an. Der Fokus soll dabei auf der „grundlegenden Dienstleistung der Arzneimittelabgabe“ liegen. Auch die Vermittlung von Kenntnissen in Betriebswirtschaft und Unternehmensführung werden gewünscht. Eine „Überqualifizierung“ solle vermieden werden.
Mit 27 Millionen zu Versorgenden ist die AOK ein großer Player am deutschen Gesundheitsmarkt.
APOTHEKE ADHOC